Mittlerweile sind die groß angelegten Demonstrationen weniger geworden. Die bekannte indische Schriftstellerin Kiran Desai gab am Donnerstag in einem Beitrag zu bedenken, dass die sexuelle Gewalt die Widersprüche zwischen der allmählichen Emanzipation der Frauen der Mittelklasse und der konservativen, traditionellen männlich-chauvinistischen Kultur verkörpere. „Manche Männer sind unzufrieden mit der Unabhängigkeit, Selbständigkeit, Bildung und Berufstätigkeit der Frauen. So gelten sexuelle Übergriffe als eine Ausdrucksweise zur Eroberung und Wiederherstellung des männlichen Chauvinismus", schrieb Kiran Desai über den Ursprung der Gewalt gegenüber Frauen in Indien.
Fünf Verdächtige im Vergewaltigungsfall in Indien sind am Donnerstag offiziell angeklagt worden. Sie könnten zum Tode verurteilt werden.
Die Polizei in Neu Delhi hat dem lokalen Gericht bereits das Anklageschreiben vorgelegt. Fünf der sechs mutmaßlichen Vergewaltiger müssen sich wegen Mordes, Entführung, Gruppenvergewaltigung und Vernichtung von Beweismaterial verantworten. Wird das Schreiben vom Gericht anerkannt, droht den Männern die Todesstrafe.
Angaben zufolge gehören zu dem mehr als 1000 Seiten umfassenden Anklageschreiben sowie zusätzlichen Dokumenten u.a. DNA-Identifizierungen, Aussagen der vergewaltigten Studentin vor deren Tod sowie Aussagen anderer Zeugen.
Die brutale Vergewaltigung der jungen Studentin hatte in Indien und international für Empörung gesorgt. Die Tat löste heftige Diskussionen über den Umgang mit Frauenrechten aus. Viele Bürger erwarten strengere Gesetze und ein härteres Durchgreifen der Polizei. So soll mit einem schnelleren Prozess die Strafverfolgung verstärkt werden. Dafür hat die indische Regierung bereits landesweit spezielle Schnellgerichte errichtet. In den vergangenen Tagen sind mehrere Fälle aus der Vergangenheit wieder aufgerollt worden. Die Bevölkerung hofft nun auf nachträgliche Gerechtigkeit.
Zudem ist eine juristische Arbeitsgruppe aus pensionierten Chefrichtern etabliert worden. Sie soll die geltenden Gesetze überprüfen und eventuelle Revidierungen vorlegen. In außergewöhnlich schweren Mordfällen kann in Indien die Todesstrafe verhängt werden. Für Vergewaltigung galt bislang lebenslänglicher Freiheitsentzug als Höchststrafe. Folgt die Arbeitsgruppe dem Ruf der Bevölkerung, wird sich dieses Strafmaß wohl ändern müssen.