Doch diesmal hatte sich das energische Fräulein Roberts verrechnet. Sie hatte einen Kreislaufkollaps, und damit war
nicht zu spaßen. Der Arzt, der schnell herbeigerufen wurde, ordnete an: „Sofort ins Krankenhaus und danach in ein
Sanatorium. Mindestens zehn Wochen kann sie nicht arbeiten!“
Armes Fräulein Theobald! Niedergeschlagen ging sie in ihr Zimmer. So viele Lehrer hatte sie nicht, daß sie das gleichzeitige Fehlen von dreien verkraften konnte. Wie sollte sie mitten im Schuljahr guten Ersatz finden?
Natürlich überlegten ihre Kolleginnen auch, und schickten Mamsell als die älteste zu ihr. „Was können wir tun?“ fragte sie. „Wir möchten Ihnen helfen.“
„Lieb von Ihnen“, war die bekümmerte Antwort. „Aber ich muß erst einmal alles durchdenken.“
Als die Schlafenszeit für die Mädchen gekommen war, ging Fräulein Theobald durch die Flure. Das kam sonst kaum vor. Sie wollte einmal selbst sehen, wie es abends im Internat zuging. Erfreulich still war es überall. Aus den Schlafräumen der Vierten im Mittelstock hörte sie noch Kichern und Reden. Na ja, solange sie die allgemeine Ruhe nicht störten …
Nur im letzten Zimmer ging es lebhafter zu. Die Mädchen spielten tatsächlich noch Platten ab! Fremde Musik,Trommeln, helle grelle Flötentöne, fremde Lieder. Fräulein Theobald war richtig erschrocken. Hinter dieser Tür wohnten ausgerechnet ihre drei Zuverlässigsten aus der Vierten.„Nun sagt mal“, rief sie und riß die Tür auf, „was treibt ihr eigentlich?“