Ein Schneckenmännchen, voll von Ehrgeiz und großen Ideen, — mit gutem Recht der Stolz seiner Nation, — unternahm es, an einer hochpolirten, steinernen Garten-bank emporzuklimmen. Dort oben, meinte er, müsse ein weiter Ausblick und eine ganz neue Weltanschauung zu gewinnen sein.
Nach langem mühe- und gefahrvollen Ringen gelang es ihm endlich, die Kante der Banklehne zu erreichen.
Behaglich sah er sich um und dachte: Am Ziele seiner Wünsche zu stehen, ist doch wunderschön; es giebt der Schnecke ein äußerst wohlthuendes Selbstbewußtsein. Uebrigens habe ich mich umsonst geplagt, denn die Welt nimmt sich von dieser hohen Warte nicht anders aus, als von meiner alten Wohnung im Felsenspalt.
Das sagte er auch seinen zahlreichen Anhängern, die sich ringsum im Grase versammelt hatten, um ihn zu bewundern. Aber sie erwiderten: »Verzeih', das können wir nicht glauben. Dein Haus badet im Azur, Deine Hörner reichen ans Himmelsgewölbe. Bei Tag kannst Du schwelgen in Sonnennähe, bei Nacht Fangball spielen mit den Sternen. O, Du Großer, sei auch großmüthig, gönne Deinen treuen Anhängern Antheil an Deinem Glücke! Hilf Deinem Nebenthier, hilf ihm zu Dir hinauf!«
Immer hartnäckiger bestürmten sie ihn, und begannen schon, ihm von allen Seiten nachzukriechen. Da er einsah, daß sie Vernunft nicht annehmen wollten oder vielleicht nicht — konnten, wohl auch geschmeichelt durch ihr Vertrauen, that er, was sie verlangten. Er kam den Tollkühnen entgegen, beschützte die Zagenden, bugsirte den, schob jenen vorwärts... Alles vergeblich. Die Schnecken waren ungeschickt, und als sich zuletzt gar zu viele von ihnen auf einmal an den Herrn Patron ankletteten, verließ ihn die Kraft, und er plumpste sammt seinen Clienten auf die Erde nieder.