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Das Märchen von Einem, der auszog, ein Sonntagskind zu werden.-4

时间:2024-01-18来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Geschichten aus einer andern Welt

Als der Geselle nun weiter ging, kam er an eine große, große Stadt, darin war eitel Freude und Lustigkeit, das ganze Volk tanzte und sprang und geberdete sich wie toll. In den Moscheen, Kirchen, Freiheitstempeln läuteten die Glocken und große Götzen saßen darin, die machten mit schrecklichen Grimassen die Mäuler auf, und dann warf das Volk alles Schöne und Gute den Götzen in den Schlund, und das Häßliche und Gemeine stand grinsend auf den Schultern der Götzen, und das Volk jubelte ihm zu. – Da faßte den Gesellen ein grimmer Zorn, er hob sein gutes Schwert und schlug zu, und schlug den Götzen die Köpfe ab. Aus den Rümpfen stieg ein starker, grauer Dunst auf, wie eine Weihrauchwolke, der lagerte sich hin über die Stadt und erstickte all das lärmende Volk, daß es tot dalag. Ueber der Nebelwolke aber schwebte ein neuer, schöner, weißer Vogel und gesellte sich dem andern zu; sie umkreisten den Gesellen und sangen ihm zu:

 

»Weil' nicht am Wege,

Er ist noch weit;

Noch ist die neue, die selige Zeit,

Noch ist sie nimmer geboren.«

Als der Geselle nun weiter ging, kam er an einen hohen, hohen Berg, darauf wimmelte es von Menschen. »Ist hier das Ende der Welt?« fragte er. »Was?« riefen sie ihm von der Spitze des Berges zu, »das Ende der Welt? Bewahre! Hier fängt die Welt erst an!« – Als nun der Geselle oben angekommen war, sah er, daß all' die Menschen ihr eigenes Ich genommen und es vor sich hingestellt hatten; und nun drehten sich die Körper um das Ich in der Runde und sangen feierliche Weisen und beteten es an. »Siehst du,« riefen sie ihm zu, »das ist es, was du suchst. Wir sind die Welt, wir sind das All, wir, unser eigenstes Ich. Wir wissen alles, wir können alles, wir lieben uns, wir beten uns an.« – Voll Verwunderung stand der Geselle und sah dem seltsamen Treiben zu. »Aber wie könnt ihr denn leben, wenn ihr euer eigenes Ich aus euch herausgenommen habt?« – »Wir zehren von seinem Anblick, er ist uns Nahrung, Luft und Licht. Wenn wir unser Ich ansehen, werden wir so von seiner Größe und Erhabenheit durchdrungen, daß wir unsere körperlichen Beine aufheben und tanzen müssen, und dann schreien wir von diesem hohen Berge das Heil des Ichs in die Welt unter uns hinaus, damit auch sie daran glaube und selig werde.«

 

Da faßte den Gesellen, als er ihre seelenlosen Köpfe und verdrehten Glieder sah, ein ungeheurer Ekel. Er nahm seine starken Fäuste und schleuderte einen der tanzenden Körper nach dem andern in die Tiefe, und wenn sie gegen die Felsblöcke, die am Fuße des Berges lagen, anprallten, dann platzten sie mit einem Knall, wie ein aufgeblasener Pilz im Walde, auf den du unversehens trittst. »Jetzt spiele ich Kegel mit den Püstern!« sagte der Geselle. – Dann nahm er alle die angebeteten Ichs, die entseelt zu Boden gesunken waren, schichtete sie aufeinander, wie einen Holzstoß, und zündete sie an, daß die rote Lohe weithin in die Welt schien. Aus den Flammen aber flog wieder ein schöner, weißer Vogel – denn aus allem, was zu Grunde geht, wächst doch noch ein Schönes – und er gesellte sich zu den andern, und sie umkreisten ihn. Aber sie sangen nicht mehr, ihr Flügelschlag wurde immer lautloser. Und doch war es dem Gesellen, als trieben diese weichen Flügel ihn weiter, hin über trotzige Felsblöcke, an denen sich seine Füße blutig stießen, über weite gefrorene Seen, über denen er hinglitt wie über einen Spiegel. Er wußte nicht mehr, ob er schon lange gewandert sei oder eben erst die schlanke, kühle Hand seiner Mutter, der Frau Sehnsucht, auf seiner Stirn gefühlt hatte. 
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