Draußen im Wald flüstern die bunten Bäume miteinander und streuen gelbe und rote Blätter auf die braun sich färbende Erde, wie der Frühling Rosen streut; der Herbstwind rauscht und raunt in den Zweigen, und eine milde Herbstsonne glüht auf die Weinblätter am Eichenstamm, daß sie tiefrot schimmern, wie lauter Blutstropfen.
Am träge über Kiesel und trockene Aeste dahin murmelnden Bächlein nickt ein grüner Zweig – da leuchtet etwas Blaues auf, dann tönt ein Lockruf, sanft, zärtlich, dringend – jetzt die Antwort – noch etwas Blaues – – Zwei Vöglein sind's: blaue Flügel schwirren durch die Luft, und zartgrau glänzt der Leib.
»Was nur heute los ist!« sagte der eine Blauvogel zum andern, »keine Fliege, kein Käferchen läßt sich sehen, alle ziehen dort hinein in's Tannendickicht, und selbst die Mücken machen ganz ernsthafte Gesichter!«
»Guten Abend, guten Abend, meine Herrschaften,« schnarrt es über ihnen. Da hängt am Baumstamm ein goldgelbes Vögelchen. Zu welcher Klasse es gehört, das weiß ich nicht (schlagt einmal in Nehrling's amerikanischem Vogelbuch nach), aber es hämmert in die harte Baumrinde, daß es durch den ganzen Wald schallt, und so wollen wir es kühn »Gelbspecht« titulieren.
»Ja, ja, Sie haben Recht, es muß etwas im Walde sein bei dem kleinen Getier,« sagt der Specht, »ich habe schon dieselben Beobachtungen gemacht. Aber sehen Sie einmal da – die Spinne!« An einem trockenen Zweiglein hängt eine große Spinne, eifrig beschäftigt, silberglänzende Fäden zu einem kunstvollen Netz zu verweben.
»Was machen Sie denn da, Verehrteste?« fragt der Specht, als der Zudringlichste; denn die Blauvögelein haben etwas Schüchternes, sie mischen sich nicht gern in anderer Leute Angelegenheiten und sind nicht weltgewandt wie der Herr Gelbspecht.
»Ich spinne,« sagt die Spinne ernsthaft.
»Ja, das sehen wir,« entgegnete der Specht, »aber, meine Gnädigste, was spinnen Sie?«
»Ein Netz,« sagt die Spinne.
Die Blauvögel stoßen ein leises, glucksendes Lachen aus, und der Specht hämmert entrüstet gegen den Baum.
Jetzt schlingt die Spinne einen letzten Knoten und krabbelt langbeinig davon: »Es muß fertig werden zur Ausstellung, die wird heute Abend eröffnet,« ruft sie zurück.
»Ausstellung?« fragen die poetisch-unwissenden Blauvögel und schlagen verwundert mit den Flügeln. »Von was? Wozu? Davon haben wir noch nie etwas gehört.«
»Ja, das glaube ich,« lächelt der Specht mitleidig, »Ihr schwebt ja immer in den Lüften und schwärmt für Sonnenuntergänge, düstere Waldpartien mit Lichteffekten und dergleichen Humbug. Ich weiß wohl, das Getier da unten auf der Erde hält eine Weltausstellung –«