Robins Weibchen brütete die Eier in dem geheimen Garten aus, in dem nun ein Meer von Blumen in den schönsten Farben aufblühte. Das Vogelpärchen hatte sich schon so sehr an das Treiben im Garten gewöhnt, dass sie es an Regentagen sogar vermissten.
Es regnete in Strömen und Colin war ungeduldig, weil er drinnen seine Gehübungen nicht machen konnte. Da hatte Mary eine Idee.
Sie erzählte Colin von den hundert Zimmern, in die niemand ging. "An einem Regentag bin ich schon in manchen von ihnen gewesen und habe sie angeschaut. Ich habe es heimlich getan, aber Mrs. Medlock hat mich beinahe erwischt. Das war an dem Tag, an dem ich dich zum zweiten Mal schreien hörte."
Colin sprang vom Sofa und war begeistert. Er wollte sofort zu diesen geheimnisvollen Räumen. Dort würde er auch laufen und sogar seine Turnübungen machen können.
Sie klingelten nach der Schwester. Als sie kam, sagte Colin ihr, dass er sich den Teil des Hauses ansehen wollte, der nicht benutzt wurde.
Regentage machten den Beiden ab heute keine Angst mehr. Kaum war der Diener, der Colin ein paar Stufen im Rollstuhl hinauf getragen hatte, außer Sichtweite, stand Colin auf. Von nun an lief er und turnte durch die Korridore.
Mary zeigte ihm das Zimmer mit den geschnitzten Elefanten, mit denen sie vor Monaten hier gespielt hatte. Das Kissen mit dem Loch war auch noch da, die Maus und ihre Jungen waren aber fort.
Colin hatte ja gar nicht geahnt, in welchem schönen Haus er lebte. "Ich freue mich, dass wir hergekommen sind. Das Haus ist alt, groß und merkwürdig. Es ist schön", sagte Colin.
Zum Mittagessen kamen sie in Colins Zimmer zurück. Heute konnten sie nicht anders, sie aßen die ganze Portion auf. Die Schwester, die das leere Tablett abholte, verstand die Welt nicht mehr. "Dieses Haus ist geheimnisvoll, aber diese beiden Kinder sind noch geheimnisvoller", dachte sie.
Mary sah zu ihrem Erstaunen, dass der Vorhang über dem Bild von Colins Mutter zur Seite gezogen war. Sie betrachtete das Bild der schönen lachenden Frau.
Colin bemerkte, dass Mary sich fragte, warum das Bild nun zu sehen und nicht, wie sonst immer, verhüllt war.
"Letzte Nacht habe ich gespürt, dass in diesem Zimmer ein Zauber vor sich ging",erklärte er. "Ich bin zu dem Bild gegangen und habe den Vorhang zur Seite gezogen. Da sah ich sie auf mich herunter lächeln, als ob sie sich freute, mich zu sehen. Ich habe beschlossen, dass sie jetzt immer zu sehen sein soll. Es macht mich nicht mehr traurig, sie lachen zu sehen. Vielleicht war sie eine Zauberin."