Die drei Kinder hatten viel im Garten zu tun. Es hatte einen warmen Regen gegeben und danach sprießte das Unkraut immer besonders schnell aus dem Boden. Auch Ben Weatherstaff half dabei, es auszureißen.
Colin war sehr gut gelaunt. Er fühlte, wie das Leben in ihm neu erwacht war und er strotzte vor Energie und Tatendrang. Während der Arbeit hielt er den Anderen einen Vortag über Zauberei, die ihn sehr beschäftigte.
Ben betrachtete ihn dabei voller Zuneigung. Er achtete weniger auf das, was Colin sagte, sondern mehr darauf, wie seine Beine aussahen. Sie wurden von Tag zu Tag kräftiger.
"Der Zauber wirkt am besten, wenn man arbeitet. Dann spürt man ihn in den Muskeln und Knochen. Ich werde ein Buch darüber schreiben", sagte Colin gerade. Dann richtete er sich plötzlich auf, legte seinen Spaten auf den Boden und warf die Arme hoch. Er strahlte.
"Seht mich nur an! Mary! Dickon!", rief er. "Wisst ihr noch, wie es war, als ihr mich zum ersten Mal hierher brachtet?"
Mary und Dickon sahen sich an und nickten. "Ja, wir erinnern uns."
"Und jetzt stehe ich hier und arbeite. Es ist wirklich wahr, ich bin gesund!", fuhr Colin fort. "Gesund, ich bin gesund! Ich werde leben! Ich werde lernen und vieles entdecken. Ich bin gesund! Ich möchte so gerne danke sagen!"
Ben stand unweit entfernt und sah auf. "Sing doch einen Lobgesang", sagte er trocken und hatte es eigentlich nicht ernst gemeint. Aber Colin gefiel die Idee. Er kannte keine Lobgesänge, aber Dickon konnte singen. Er trug mit seiner schönen Stimme "Großer Gott, wir loben Dich" vor, nachdem er Colin und Ben angewiesen hatte, ihre Mützen abzunehmen.
Andächtig standen sie da und hörten zu. "Das war ein schönes Lied", sagte Colin, als Dickon geendet hatte. "Ich finde es wunderbar. Genau das meine ich, wenn ich von Zauberei und vom Danken spreche."
In diesem Augenblick bemerkten alle vier gleichzeitig die Frau, die in den Garten getreten war.
"Das ist meine Mutter!", rief Dickon und rannte auf sie zu. "Ich habe ihr gesagt, wo der Eingang zum Garten ist, damit sie uns besucht. Ich wusste, dass ihr sie gerne kennen lernen wolltet."
Colin ging verlegen auf Mrs. Sowerby zu. "Ich wollte Sie immer schon so gern kennen lernen, schon als ich krank war", sagte er schüchtern. "Noch nie wollte ich jemanden dringender kennen lernen, als Sie."
Ergriffen sah Mrs. Sowerby Colin an. "Mein lieber Junge", sagte sie mit wackliger Stimme.
"Sind sie überrascht, dass ich so gesund aussehe?", fragte Colin.
"Ja", gab sie zu. "Und du siehst genauso wie deine Mutter aus."
"Meinen Sie, dass das meinem Vater helfen wird mich von jetzt an mehr zu mögen?", fragte Colin verlegen.
"Ganz bestimmt, mein Junge. Er muss unbedingt nach Hause kommen und ich bin sicher, dass er das auch bald tun wird", meinte Mrs. Sowerby und gab Colin einen aufmunternden Klaps.
Ben Weatherstaff kam heran. "Sehen Sie sich doch seine Beine an, Susan Sowerby", sagte er, "die Beine dieses Jungen waren noch vor zwei Monaten so dünn wie Trommelstöcke. Die Leute sagten, er hätte keine Knie und wären krumm. Nichts von dem ist wahr."
Dickons Mutter lachte fröhlich und meinte, dass Colin bald genauso kräftig sein würde wie jeder andere Junge. Er solle nur weiter im Garten spielen und arbeiten und tüchtig essen. Sie wendete sich Mary zu. "Du bist auch ordentlich gewachsen. Ich möchte wetten, dass du jetzt auch deiner Mutter ähnelst."
Mary erinnerte sich, wie gern sie in Indien ihre schöne Mutter angesehen hatte und freute sich über das Kompliment.
Es wurde viel gelacht in dem Garten. Mrs. Sowerby hatte einen Korb voller Speisen mitgebracht, über den sich die Kinder hermachten. Dabei erzählten sie Dickons Mutter lustige Geschichten darüber, wie sie versuchten, zu verheimlichen, dass Colin gesund war. Sie lachten selbst so sehr darüber, dass ihnen das Erzählen schwerfiel.
"Es wäre das Schlimmste für dich, wenn dein Vater von jemand anderem erfahren würde, dass du wieder gesund bist, nicht wahr?", fragte Mrs. Sowerby Colin.
"Das wäre unerträglich", antwortete er. "Ich denke mir schon aus, wie ich ihn am besten überrasche. Ich gehe einfach in sein Zimmer. Vielleicht ist das die beste Möglichkeit."
"Ja, das ist eine gute Idee", meinte Mrs. Sowerby. "Ich würde zu gern sein Gesicht sehen."