Dorothy holte Nadel und Faden und nähte die Seidenstreifen, die Oz zuschnitt, sorgfältig zusammen. Zuerst kam ein Streifen hellgrüner Seide, dann ein Streifen dunkelgrüner Seide und schließlich ein Streifen smaragdgrüner Seide. Es dauerte drei Tage, bis der Ballon fertig war, aber am Schluss war er doch fast zwanzig Fuß lang und wirklich gewaltig. Oz bestrich den Ballon von innen noch mit Leim, um ihn luftdicht zu machen. Dann verkündete er, dass der Ballon fertig sei.
„Uns fehlt nur noch der Korb, in dem wir reisen können“, sagte Oz und schickte den Soldaten mit dem grünen Bart aus, um einen großen Wäschekorb zu besorgen. Der Soldat brachte einen großen Korb, und Oz vertäute ihn mit vielen Seilen unten an dem Ballon. Als alles fertig war, ließ Oz bekannt geben, dass er seinen mächtigen Zauberbruder in den Wolken besuchen wolle. Diese Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Smaragdstadt, und alles Volk strömte zusammen, um das Schauspiel nicht zu verpassen.
Oz hatte angeordnet, den Ballon vor den Palast zu bringen, und die Leute standen mit offenen Mündern und bestaunten den Ballon von allen Seiten. Der Holzfäller hatte Holz geschlagen, und es wurde ein großes Feuer entfacht. Oz hielt die Öffnung unten am Ballon über das Feuer, so dass die heiße Luft direkt in den Ballon hineinströmte. Langsam füllte sich die Ballonhülle mit heißer Luft und richtete sich auf. Immer mehr hob sie sich, bis schließlich nur noch der Korb die Erde berührte.
Oz bestieg den Korb und sprach mit lauter Stimme zu seinen Untertanen: „Ich verlasse euch nun, um meinen Besuch zu machen. So lange ich fort bin, wird der Scheuch in meinem Namen über euch regieren. Ich befehle euch, ihm genauso zu gehorchen, wie ihr mir gehorchen würdet.“
Der Ballon zerrte heftig an dem Halteseil, das ihn noch am Boden hielt. „Komm, Dorothy!“ schrie Oz. „Beeile dich, sonst fliegt der Ballon noch ohne dich los!“ „Ich kann Toto nirgends finden!“ rief das Mädchen in heller Aufregung. Sie wollte Toto nicht im Zauberland lassen. Toto aber war hinter einer Katze hergelaufen und steckte nun mitten in der Menge. Er bellte wütend. Schließlich hatte Dorothy ihn erreicht und packte ihn energisch. „Ich hab’ ihn!“ rief sie erleichtert und rannte auf den Ballon zu. Sie war nur noch wenige Schritte vom Korb entfernt.
Oz streckte ihr die Hand entgegen, um ihr beim Einsteigen behilflich zu sein, als – kracks! – das Halteseil endgültig riss. Langsam hob der Ballon vom Boden ab. „Nein!“ schrie Dorothy entsetzt. „Komm zurück! Ich will doch mit!“ „Ich kann nicht zurück, mein armes Kind!“ rief Oz. „Lebe wohl!“ „Lebe wohl!“ riefen nun alle, und alle Augen waren auf Oz gerichtet, der in seinem Ballon davonflog und jeden Moment höher und höher zum Himmel aufstieg.
Das war das Letzte, was von Oz, dem mächtigen Zauberer, zu sehen war. Ob er Omaha sicher erreicht hat und nun dort glücklich lebt, weiß keiner. Aber seine Untertanen behielten ihn in liebevoller Erinnerung und sagten zueinander: „Oz war immer unser Freund. Als er noch bei uns war, baute er die wundervolle Smaragdstadt für uns, und als er uns verließ, bestimmte er den weisen Scheuch zu seinem Nachfolger.“ Und trotzdem waren sie lange Zeit sehr traurig über den Verlust des mächtigen Zauberers Oz.