Kein Nachbar hatte gemerkt, dass Mr. Fogg wieder in der Savile Row Nr. 7 angekommen war. Alle Fenster und Türen blieben verschlossen.
Phileas Fogg ertrug sein Schicksal nach außen mit gewohnter Gleichgültigkeit. Ruiniert! Und dieser Polizeibeamte war Schuld! Nach all den Strapazen und Mühen. Das war zuviel.
Von seiner Reisekasse waren nur noch ein paar Pfund übrig, und die 20 000 Pfund auf dem Bankkonto bei den Gebrüdern Baring gehörten im Grunde bereits seinen Club-Brüdern.
Er stand vor dem Ruin und für einen Gentleman gab es in einer solchen Situation nur einen Ausweg. Mrs. Aouda und Passepartout machten sich schreckliche Sorgen um Phileas Fogg.
Als allererstes drehte Passepartout den Gashahn in seinem Zimmer ab, der die letzen 80 Tage sein Zimmer warm gehalten hatte. Die Rechnung der Gaswerke war bereits eingetroffen.
Die Nacht verging und Passepartout wachte wie ein treuer Hund vor der Tür seines Herrn aus Angst, Mr. Fogg könne sich etwas antun.
Am nächsten Tag machte sich Phileas Fogg daran seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Er begab sich in sein Zimmer und war nicht mehr gesehen. Passepartout sollte Mrs. Aouda ausrichten, dass er sie am Abend sprechen möchte.
"Gnädige Frau, ich bin leider völlig machtlos. Können Sie meinen Herrn nicht zur Vernunft bringen?"
"Was kann ich schon ausrichten? Mister Fogg hört auf niemanden. Hat er jemals meine Gefühle für ihn bemerkt? Mein Freund, lassen Sie ihn nicht aus den Augen."
Den ganzen Sonntag machte die Savile Row Nr. 7 den Eindruck eines unbewohnten Hauses.
Gegen halb 8 Uhr abends ließ Mr. Fogg fragen, ob Mrs. Aouda ihn erwarten würde. Wenige Augenblicke später stand er in ihrem Zimmer. Er ergriff einen Stuhl und nahm neben Mrs. Aouda am Kamin Platz. Fünf Minuten sprach er kein einziges Wort. Dann richtete er den Blick auf Mrs. Aouda und sagte:
"Gnädige Frau, verzeihen Sie mir, dass ich Sie nach England mitgenommen habe. Ich wollte Ihnen hier einen Teil meines Vermögens überlassen, sie hätten ein sorgenfreies Leben führen können. Doch leider bin ich jetzt ruiniert."
"Aber Mister Fogg, ich bin Ihnen doch die ganze Reise zur Last gefallen. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Sie haben mir nicht nur das Leben gerettet, sondern wollten auch noch für meinen Unterhalt im Ausland sorgen?"
"Das war meine Absicht, gnädige Frau. Nun kann ich Sie nur noch bitten, über die wenigen Dinge, die ich noch besitze zu verfügen. Ich selbst brauche nichts."
"Was haben Sie vor?", fragte Mrs. Aouda ängstlich.
"Was unumgänglich ist.", erwiderte Mr. Fogg ruhig.
"Aber ein Ehrenmann wie Sie… denken sie doch an ihre Freunde und Angehörigen."
"Ich habe weder Freunde noch Verwandte."
"Ich bedaure Sie, Mister Fogg, ganz alleine zu sein. Zu zweit erträgt sich das Unglück leichter." Mrs. Aouda erhob sich und streckte ihrem Gastgeber die Hand entgegen: "Darf ich Ihnen Verwandte und Freundin zugleich sein? Mister Fogg, möchten Sie mich heiraten?"
Bei diesen Worten hatte sich auch Mr. Fogg erhoben. Seine Augen bekamen einen seltsamen Schimmer und seine Lippen schienen zu zittern. Phileas Fogg war erstaunt und tief berührt von ihren Worten. Er blickte Mrs. Aouda an und sagte: "Ich liebe Sie. Bei allem, was mir heilig ist…, ich liebe Sie und bin der Ihre."
Mrs. Aouda seufzte glücklich und sie hielten sich an den Händen. Passepartout wurde gerufen. Er verstand sofort und strahlte.
Mr. Fogg fragte ihn, ob er trotz der späten Abendstunde noch den Pfarrer aufsuchen könne.
"Dafür ist es nie zu spät!", erwiderte der Franzose.
Es war fünf Minuten nach 8 Uhr, als Passepartout aus dem Haus stürzte.
"Also werden wir morgen, am Montag heiraten!", bekräftigte Phileas Fogg noch einmal.