Eine Stunde nach der Abfahrt passierte die Henrietta die Hudson-Mündung und erreichte die offene See.
Am nächsten Tag, dem 13. Dezember, erschien zur Mittagsstunde ein Mann auf der kleinen Kommandobrücke und stellt die Position des Schiffes fest. Diese Person war - Phileas Fogg.
Kapitän Speedy dagegen saß eingesperrt in seiner Kabine, schrie und tobte fürchterlich. Was war geschehen? Mr. Fogg wollte bekanntlich nach Liverpool reisen. Da sich der Kapitän geweigert hatte, half ein kleiner Wink mit den Banknoten und die Besatzung war auf der Seite unserer Weltreisenden.
Während der ersten Tage verlief die Fahrt wunschgemäß. Passepartout war entzückt über Mr. Foggs neuesten Streich.
Fix begriff überhaupt nichts mehr. Die "Eroberung" der Henrietta und die Bestechung der Mannschaft passten natürlich zum Bild eines Diebes, der die Bank von Englang ausgeraubt hat. Der Inspektor war sich sicher, dass Mr. Fogg das Schiff keinesfalls nach Liverpool steuern würde, sondern in irgendeinen Winkel der Welt fliehen wollte.
In der Nacht deutete sich eine Wetterverschlechterung an. Die Temperaturen sanken ins Unerträgliche und schließlich drehte auch noch der Wind. Mr. Fogg musste die Segel reffen lassen und die Dampfkessel noch mehr anheizen. Dennoch wurde das Schiff langsamer.
Aus dem Sturm wurde allmählich ein Orkan. Zwei Tage schwebten alle in Todesangst. Aber Phileas Fogg war ein kühner Seefahrer; der allen Gefahren trotzte und kein bisschen vom Kurs abwich.
Der 16. Dezember war der 75. Tag nach der Abreise aus London. Genau genommen lag die Henrietta gut in der Zeit. Aber der Winter war immer für eine Überraschung gut. Passepartout begann erneut sich Hoffnung zu machen. Würde der Wind nicht mehr werden, müsse man eben die Dampfkessel kräftiger einheizen.
An diesem Tag erschien der Maschinist und erklärte Phileas Fogg, dass die Kohle nicht ausreichte um bis Liverpool zu kommen. Man wäre seit der Abfahrt ständig unter Volldampf gestanden und der Kohlevorrat war nur bis Bordeaux berechnet gewesen, und das bei halber Leistung.
"Ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen", entgegnete Mr. Fogg.
Passepartout, der das Gespräch mitgehört hatte, konnte nicht anders, als Fix die schlechte Neuigkeit zu berichten.
"Sie glauben wohl immer noch, wir seien auf dem Weg nach Liverpool?", fragte der Detektiv bissig.
"Etwa nicht?"
"Dummkopf!", erwiderte Fix, zuckte die Achseln und wendete sich ab.
Eigentlich wollte Passepartout sich die Beschimpfung des Inspektors nicht gefallen lassen, aber seine Sorge, was sein Herr nun unternehmen wollte, war größer.
Am Abend ließ Mr. Fogg den Maschinisten rufen und sagte: "Geben Sie noch einmal Volldampf, bis die Feuerung aufgebraucht ist, und holen Sie aus dem Dampfer das Letzte heraus."
Zwei Tage später, am 18. Dezember ging der Kohlenvorrat endgültig zu Ende.
Am Mittag desselben Tages wurde Passepartout beauftragt den Kapitän aus seiner Kajüte zu holen. Der Diener hatte das Gefühl, als würde er einen Tiger losbinden.
Wenige Augenblicke später schien auf dem Deck eine Bombe mit großem Getöse zu explodieren. Die Bombe war Kapitän Speedy: "Wo sind wir?" schrie er.
"770 Meilen vor Liverpool", antwortete Mr. Fogg mit unerschütterlicher Ruhe.
"Pirat!", brüllte Andrew Speedy.
"Herr Kapitän, ich habe Sie holen lassen, weil ich Ihnen das Schiff abkaufen möchte."
"Seeräubergesindel! Niemals!"
"Es ist aber notwendig, weil ich es verbrennen muss."
"Mein Schiff verbrennen!"
"Ja, wenigstens den oberen Teil. Wir haben keine Feuerung mehr."
"Mein Schiff ist 50 000 Dollar wert!", er bekam die Worte kaum noch richtig heraus.
"Hier sind 60 000", sagte Phileas Fogg und wedelte mit dem Geldbündel vor der Nase des Kapitäns.
Die Wirkung der Geldscheine war umwerfend. Andrew Speedys Wut verrauchte im Nu. Vergessen war die Haft, vergessen der Zorn über Mr. Fogg.
"Und der eiserne Rumpf bleibt mein Eigentum?", fragte der Kapitän unerwartet sanftmütig.
"Der eiserne Rumpf und die Maschine. Einverstanden?"
"Einverstanden."
Phileas Fogg gab Befehl die ganze Innenausstattung zu zerhacken und zu verfeuern. Es wurden Unmengen von Holz benötigt und die ganze Mannschaft samt Passepartout schuftete bis zum Umfallen.
Am 20. Dezember um 10 Uhr abends kam die irische Küste in Sicht. Mr. Fogg blieben keine 24 Stunden mehr. Es wurde knapp, denn nahezu das gesamte Holz der Henrietta war verheizt worden.
"Das dort drüben sind die Lichter von Queenstown?", fragte Mr. Fogg.
"Ja."
"Können wir den Hafen anlaufen?"
"Erst mit der Flut um 3 Uhr", erwiderte Kapitän Speedy.
"Dann warten wir."
Phileas Fogg war die Idee gekommen von Queenstown eines der schnellen Postschiffe nach Liverpool zu nehmen. Auf diese Weise würde er zwölf Stunden gewinnen und es bliebe genug Zeit, um bis 8.45 Uhr abends London zu erreichen.
Nachdem die Henrietta mit der Flut in den Hafen gelangt war, gingen die Passagiere eilig von Bord.
Fix wollte diesem Fogg endlich den Haftbefehl unter die Nase halten. Aber er wartete ab.
Erst als sie Liverpool erreicht hatten, stellte sich Fix am 21. Dezember um 20 Minuten vor 12 Uhr mittags auf dem Kai von Liverpool vor Mr. Fogg, zog den Haftbefehl aus seiner Tasche und sagte: "Im Namen der Königin: Sie sind verhaftet!"