Um 7 Uhr 25 Minuten verabschiedete sich Phileas Fogg von seinen Kollegen im Reform Club und um 7 Uhr 50 Minuten betrat er sein Haus in der Savile Row.
Passepartout, der seinen Stundenplan gewissenhaft auswendig gelernt hatte, staunte nicht schlecht seinen Herrn bereits am ersten Abend bei einem Verstoß gegen die Hausordnung zu überraschen. Deshalb reagierte er auch nicht auf das erste Rufen von Phileas Fogg, der in seinem Zimmer stand.
"Ich habe Sie zweimal rufen müssen", sagte Mr. Fogg. "Es ist noch nicht Mitternacht", erwiderte Passepartout und deutete auf die Uhr in seiner Hand.
"Ich weiß. Das sollte kein Vorwurf sein. In zehn Minuten geht unser Zug nach Dover. Von dort reisen wir weiter nach Calais."
Passepartouts rundes Gesicht verzog sich in die Länge. Er glaubte, sich verhört zu haben. "Der gnädige Herr möchte verreisen?"
"Ja, wir werden eine Reise um die Erde machen."
Passepartout erstarrte zu einer Salzsäule. Seine Augen waren weit aufgerissen, er breitete die Arme aus, dann gaben seine Knie nach. "Eine Reise um die Erde", flüsterte er vor sich hin.
"Innerhalb von 80 Tagen. Wir dürfen also nicht einen Augenblick verlieren", erklärte Mr. Fogg.
"Aber das Gepäck…", sagte Passepartout. "Es gibt kein Gepäck. Nur eine Tasche für das Nachtzeug. Legen Sie zwei Leinenhemden und drei Paar Socken dazu. Für Sie selbst das gleiche. Alles Weitere kaufen wir unterwegs. Holen sie meine Regenjacke, die Reisedecke und ziehen Sie feste Schuhe an, auch wenn wir nur wenig zu Fuß gehen werden."
Passepartout hätte gerne geantwortet, aber er brachte kein Wort heraus. Er verließ Mr. Foggs Zimmer, ging hinauf in seine Kammer und sank auf einem Stuhl zusammen, nicht ohne kräftig in seiner Muttersprache zu fluchen. "Aus der Traum vom ruhigen Leben", sagte er und traf mechanisch alle Vorbereitungen.
In 80 Tagen um die Erde! War sein neuer Herr etwa völlig durchgedreht? Er machte nicht den Eindruck. Vielleicht war es ein Spaß. Gegen Heimatboden unter den Füßen hatte er durchaus nichts einzuwenden. Bestimmt würden sie in Paris hängen bleiben - ja so würde die Sache ausgehen. Doch die Tatsache, dass der ausgesprochen sesshafte Mr. Fogg überhaupt eine Reise ins Auge fasste, gab ihm zu denken.
Als er um 8 Uhr fertig gepackt hatte, begab er sich, immer noch ganz aufgebracht, ins Zimmer seines Herrn. Phileas Fogg war bereit. Unter seinem Arm klemmte "Bradshaws Kursbuch und Reiseführer für den Kontinent", aus dem er alle Reisedaten ersehen konnte. Er nahm Passepartout die Tasche ab und stopfte ein dickes Bündel Pfundnoten hinein. Dann überreichte er sie wieder mit den Worten: "Passen Sie gut darauf auf, es sind 20 000 Pfund darin." Beinahe rutschte Passepartout das Gepäckstück aus der Hand, als wären es 20 000 Pfund in Goldstücken.
Sie verließen das Haus und Phileas Fogg drehte den Hausschlüssel zweimal im Schloss herum. Eine Droschke brachte sie zur Charing Cross Station, dem Ausgangspunkt der Süd-Ost-Eisenbahnlinie. Um 8 Uhr 20 Minuten hielten sie an und sprangen ab.
In diesem Moment trat eine Bettlerin mit einem Kind an der Hand an Mr. Fogg heran. Sie trugen zerlumpte Kleider und waren barfüßig. Mr. Fogg zog die 21 Pfund, die er beim Whist-Spiel gewonnen hatte aus der Tasche und reichte sie der Bettlerin mit den Worten: "Nehmen Sie das, gute Frau. Es freut mich, wenn ich Ihnen damit helfen kann." Passepartouts Augen wurden feucht. Sein Herr war ihm soeben lieber geworden.
Sie betraten die Bahnhofshalle, wo bereits die Club-Brüder auf sie warteten. "Ich reise ab, meine Herren. Nach meiner Ankunft können sie anhand der Visa in meinem Pass die Reiseroute nachprüfen."
"Aber Mister Fogg, wir zweifeln doch nicht an Ihrem Wort als Gentleman", wies Gauthier Ralph den Vorschlag höflich zurück.
"Ich halte eine Überprüfung für korrekter", bemerkte Mr. Fogg.
"Sie wissen noch, wann Sie zurück sein müssen?", fragte Andrew Stuart.
"In 80 Tagen, also am Samstag, dem 21. Dezember 1872 um 8 Uhr und 45 Minuten abends", antwortete Phileas Fogg. "Leben Sie wohl meine Herren."
Um 8 Uhr 40 Minuten nahmen Mr. Fogg und sein Diener die Plätze in ihrem Erste-Klasse-Abteil ein. Bei der Abfahrt nieselte es und der Himmel war sehr dunkel. Mr. Fogg lehnte steif in seiner Abteilecke und schwieg. Passepartout hatte seine Fassung noch immer nicht wieder erlangt. Er hockte auf seinem Platz und presste die Reisetasche mit den Banknoten eng an seinen Körper. Noch ehe sie die Station Sydenham erreicht hatten, stieß er einen Verzweiflungsschrei aus.
"Was gibt es denn?", fragte Mr. Fogg.
"Es ging alles so schnell… ich war so durcheinander… da habe ich ganz vergessen die Gasheizung in meinem Zimmer abzustellen!"
"Nun, der Verbrauch geht jedenfalls auf Ihre Kosten, mein Lieber", bemerkte Mr. Fogg kühl.