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德语播客:Typisch Helene 40: Erfinden, Arabischer Frühling, iPhone-Stress

时间:2013-03-29来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: iPhone
Guten Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute ist der 11. November, und ich begrüsse Sie ganz herzlich zur Sendung "Typisch Helene". Vielleicht haben Sie mitgezählt: Heute ist bereits die 40. Sendung, es ist also bereits das 40. Mal, dass ich hier im Studio stehe und Ihnen von meinem Leben erzähle, von meinen Erfahrungen, Gedanken und Eindrücken. Und damit sind wir schon bei den Themen unseres heutigen Podcasts: Ich erzähle Ihnen nämlich davon, wie ich meine Geschichten finde, ohne sie zu erfinden, danach berichte ich Ihnen von einer jungen Jemenitin, die in der Schweiz zu Besuch war, und zum Schluss verrate ich Ihnen noch, warum ich mein iPhone manchmal nicht ausstehen [1] kann. Ich hoffe, die Sendung macht Ihnen genau so viel Spass wie mir. Ich freue mich sehr, sind Sie heute wieder mit dabei!
iPhone
 
Ich werde oft gefragt, ob ich meine Geschichten für diesen Podcast erfinde. Aber ich kann Ihnen versichern: Das tue ich nicht. Denn ehrlich gesagt, ich bin viel zu faul, um Geschichten zu erfinden. "Wie bitte? Was? Zu faul?", werden Sie sich nun vielleicht fragen. "Wie kann man bloss zu faul sein, um etwas zu erfinden? Das ist ja schrecklich!" Aber halt, halt, halt! So habe ich das natürlich nicht gemeint. Ich finde nur, dass die Realität so interessant und aufregend ist, dass ich gar nichts erfinden muss. Ich muss nur hören und schauen, was um mich herum geschieht. Das hat sicher auch mit meinem Beruf zu tun. Ich höre nämlich fast täglich Geschichten, die so verrückt, so traurig oder so lustig sind, dass ich immer denke: Diese Geschichte hätte ich nie im Leben erfinden können. Gestern, zum Beispiel, schrieb mir eine Frau, dass sie mit ihrer zweijährigen Tochter nach Mexiko gereist ist, um Freunde zu besuchen. Drei Tage nach ihrer Ankunft wurde sie verhaftet und kam ins Gefängnis. Einfach so. Sie weiss heute noch nicht, warum. Erst nach zwei Wochen wurde sie wieder freigelassen. Die Schweizer Botschaft, Anwälte und Freunde haben ihr geholfen. Jetzt will sie ihre Geschichte publik machen. Ich werde die Frau nächste Woche treffen, um mehr zu erfahren, denn es kann ja sein, dass sie sich nur wichtig machen will und alles erfunden hat. Das kommt nämlich auch immer wieder vor. Da müssen wir sehr aufpassen. Aber ich habe noch mehr Beispiele für Sie: Letzte Woche erzählte mir eine unserer Redaktorinnen, dass ihr Vater einst Priester  war, und mehr noch: Er war der erste Priester der Schweiz, der den Zölibat [2] gebrochen und seine grosse Liebe geheiratet hat. Das finde ich extrem interessant. Denn ich bin sicher, dieser Mann hat viel zu erzählen. Können Sie sich vorstellen, wie viel Mut dieser Schritt damals, vor etwa dreissig Jahren, gebraucht hat? Ich bin gespannt auf seine Geschichte. Und erst heute morgen hat mir eine Freundin erzählt, dass ihr Bruder lieber eine Frau sein möchte, und dass er eine Partnerin hat, die davon träumt, ein Mann zu sein. Als ich das hörte, musste ich mich zuerst hinsetzen, meinen Kaffee fertig trinken und tief durchatmen. Das war dann doch etwas zu viel. Sogar für mich. Aber ich bin natürlich neugierig darauf, den Bruder meiner Freundin und dessen Partnerin kennenzulernen. So geht das fast jeden Tag, und manchmal brummt mir der Kopf, und ich bin froh, wenn ich nichts mehr erfinden muss. Denn die Realität, die ist verrückt genug. 
 
***
 
Aber kommen wir zu unserem nächsten Thema: Vor ein paar Wochen war ich an der Jahreskonferenz [3] des EDA in Bern. EDA, das steht für "Eidgenössisches Departement des Äusseren", und ist das schweizerische Aussenministerium. Ich weiss, "Jahreskonferenz", hört sich sehr trocken und langweilig an. Aber das EDA macht oft interessante Veranstaltungen, und die letzte war für mich ganz besonders spannend, denn sie hatte den Arabischen Frühling, die Demokratiebewegungen im Nahen Osten, zum Thema. Ich habe Ihnen möglicherweise erzählt, dass ich als Journalistin oft in die Länder des Nahen Ostens reise, um darüber zu berichten, wie die Menschen dort leben, was sie bewegt, und was ihnen Sorgen macht. Letztes Jahr war ich in Sanaa, der Hauptstadt des Jemen. 
 
Dort habe ich Hend kennengelernt. Hend ist etwa zwanzig Jahre alt, studiert Wirtschaft, ist eine talentierte Künstlerin und hat tausend Ideen, was sie für ihre Gesellschaft und ihr Land tun könnte. Der Jemen ist ein zauberhaft schönes Land, leider aber gehört es zu den ärmsten Ländern der Welt. Hend erzählte mir, dass sie ein spezielles Projekt für Kinder in ihrem Quartier auf die Beine stellen [4] möchte. Sie hat im Sinn [5], die verschiedenen Talente der Kinder herauszufinden und zu fördern. Jemeniten sind ein ungeheuer [6] talentiertes Volk, und ich habe viele Mädchen getroffen, die eine wunderbare Stimme haben, aber keine Möglichkeiten, sie zu schulen. "Sag mir, was ist dein Talent?", ist der Name des Projekts. Wenn ein Kind also sehr musikalisch ist, würde Hend es mit ausgebildeten Musikern in Kontakt bringen, die es unterrichten. Oder kann ein Kind gut zeichnen, würde es zusammen mit Künstlern Bilder malen und vielleicht sogar ausstellen [7] können. 
 
Das fand ich ein derart grossartiges Projekt, dass ich einer Freundin von mir, die für das EDA arbeitet, davon erzählte. Sie erzählte es den Organisatoren der EDA-Jahreskonferenz. Und die wiederum luden Hend in die Schweiz ein, damit sie an der Konferenz über ihr Projekt und über die aktuelle Situation im Jemen erzählen konnte. Als ich Hend in Bern wiedersah, habe ich sie zuerst fast nicht erkannt. Denn ich hatte sie noch nie ohne den Hijab, das islamische Kopftuch, gesehen, und nun trug sie ein schwarzes Kostüm und die Haare offen und sehr schön frisiert. Sie war sehr nervös. Gleich sollte sie vor das Mikrofon treten und vor Hunderten von Menschen im Saal reden. Sie hatte mir jemenitischen Kaffee mitgebracht und ich ihr Schweizer Schokolade. Schnell tauschten wir die Geschenke aus. Sie sei sehr traurig, flüsterte sie mir zu. Seit neun Monaten demonstrieren die Menschen in ihrem Land für mehr Freiheit und Demokratie. Aber zur Zeit herrscht Krieg. Die Menschen hätten kaum Wasser, kaum etwas zu Essen und nur vier Stunden Elektrizität pro Tag. Viele Schulen und Universitäten sind geschlossen, und ihr Projekt liegt im Moment brach [8]. Ihr Leben in Sanaa steht still. Als Hend dann auf die Bühne trat und das Mikrofon ergriff, war auch ich traurig. Traurig um eine junge Frau, die nicht das tun kann, wovon sie träumt, und traurig um ein Projekt, das vielen Kindern eine neue Perspektive gegeben hätte. Aber als ich Hend reden hörte, ihre Leidenschaft [9] und ihren Mut spürte, fühlte ich mich nicht mehr traurig, sondern nur noch optimistisch. Frauen wie Hend würden eines Tages ihre Gesellschaft zum Besseren verändern. Auch wenn es bis dahin noch eine Weile dauern kann. Ich bin sehr froh, hatte sie die Gelegenheit, in die Schweiz zu kommen, nach Bern und später auch nach Genf, um hier ihre Spuren zu hinterlassen. Und ich bin überzeugt davon, dass Hend die Talente vieler Kinder irgendwann mal zum Blühen bringen [10] wird.
 
***
 
Und jetzt zum Schluss noch dies, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer: Ich gestehe [11] Ihnen hier und jetzt, dass ich mein iPhone manchmal nicht ausstehen kann. Ja, ich ärgere mich über dieses Ding, es nervt mich total, ich hasse [12] es oft sogar regelrecht [13]. Warum das so ist? 
 
Weil es mir meine Freiheit nimmt, meine Lebensqualität und meinen Kopf gefangen hält. Ich bin rund um die Uhr mit der Welt verbunden: Ich checke meine Emails, chatte mit Freunden auf Facebook, bekomme SMS, habe fast jede Minute Neuigkeiten aus allen Ländern, die ich natürlich immer lesen muss, und das Schlimmste ist: Ich lasse mich morgens sogar von meinem iPhone wecken und kann es nicht ausschalten, weil sonst der Wecker nicht losgeht. 
Lachen Sie nicht, das ist leider so, das habe ich ausprobiert. Das muss ein Fehler in der Konstruktion sein. Oder vielleicht wollen die iPhone-Macher auch bloss nicht, dass man das Ding ausschaltet. Ich habe also ständig das Gefühl, dass mein Gehirn mit dem Telefon verbunden ist, dass das Ding wie zu einem neuen Organ geworden ist. Okay, okay, okay, ich weiss: Das ist Jammern auf einem sehr hohen Niveau. Das iPhone ist natürlich auch praktisch. Ich kann jederzeit und überall im Internet etwas nachschauen, wenn es sein muss. Ich kann noch auf dem Weg zum Bahnhof nachschauen, wann der Zug genau fährt, kann zum Beispiel in Rom den Stadtplan herunterladen, wenn ich mich verirrt habe oder ausrechnen, wie viele Franken ich noch für eine schwedische Krone bekomme. Und ich könnte das Telefon auch einfach ignorieren, wenn ich es nicht gerade dringend brauche: Ich könnte es während der Arbeit in der Tasche liegen lassen, im Tram ein Buch lesen oder mit meinem Sitznachbarn reden und vor allem: Ich könnte endlich einen richtigen Wecker kaufen gehen. Ah, das ist eine gute Idee. Der erste Schritt zur Selbständigkeit. Auch davon werde ich Ihnen erzählen. Aber erst, wenn es tatsächlich so weit ist. Denn wie gesagt: Ich erfinde nichts - gar nichts!
 
***
 
[1] nicht ausstehen: nicht mögen
[2] der Zölibat: Gesetz, dass es Pfarrern und Priestern verbietet, zu heiraten
[3] die Jahreskonferenz: Kongress, der einmal pro Jahr stattfindet
[4] auf die Beine stellen: realisieren, machen
[5] im Sinn haben: planen
[6] ungeheuer: sehr, extrem
[7] ausstellen: der Öffentlichkeit präsentieren
[8] brach liegen: zum Stillstand kommen, nicht realisiert werden können
[9] die Leidenschaft: Passion
[10] zum Blühen bringen: hervorbringen
[11] gestehen: etwas beichten, mitteilen
[12] hassen: sehr ungern haben

[13] regelrecht: richtig  

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