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德语播客:Typisch Helene 38: Zeitgewinn, die perfekte Wurst, Politiker und Zuckerperlen

时间:2013-03-29来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Politiker
Guten Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich begrüsse Sie ganz herzlich zur  38. Sendung von "Typisch Helene". Heute ist der 14. Oktober, und stellen Sie sich vor: Wir haben auf der Redaktion jetzt schon Sitzungen, an denen wir besprechen, was wir im Weihnachtsheft bringen werden. Wie Sie ja nun schon einige Male gehört haben, bin ich ziemlich allergisch auf diese ganze Konsumhysterie zu Weihnachten. Ich sitze also mürrisch an diesen Meetings und sage immer wieder dasselbe: "Dieses Jahre verschenke ich nur Zeit. Denn Zeit ist heute wichtiger als Geld." Und darum geht es auch in dieser Sendung: Wir reden erst über den Wert der Zeit, danach erzähle ich Ihnen alles über die perfekte Wurst in den Bergen und zum Schluss diskutieren wir über Politiker, die keine Zuckerperlen sein wollen. Ich freue mich sehr, sind Sie heute wieder mit dabei!
 
"Zeit ist Geld" - das ist ein Vergleich, den man immer wieder hört und den man auch immer wieder gerne selber braucht. Den kennen Sie sicher, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich glaube, diesen Spruch gibt es auf fast allen Sprachen dieser Welt. Ich benutze ihn meistens dann, wenn ich einen Flug buchen will und realisiere, dass er teuerer ist, als ich gedacht habe. "Ach, was solls. Zeit ist Geld!", sage ich mir jeweils, und das bedeutet, dass ich zwar mehr bezahlen muss, dafür aber Zeit gewinne - vor allem dann, wenn es ein Direktflug ist. Aber - wenn man es sich genau überlegt, ist dieser Satz nicht ganz richtig: Zeit ist nämlich nicht genauso wertvoll wie Geld, sondern sehr viel wertvoller. So kann man zum Beispiel die Zeit, die man zu Leben hat, nicht kaufen. Man kann auch die Zeit, die man mit Freunden, Eltern oder Geschwistern verbringt, nicht einfach mit einer Geldsumme gleichsetzen [1]. 
 
Stellen Sie sich vor: Sie freuen sich darauf, mit einem lieben alten Freund endlich wieder einmal einen Abend zu verbringen. Sie malen sich aus, was Sie ihm alles erzählen möchten, können es kaum erwarten, das Neuste aus seinem Leben zu erfahren und überlegen sich vielleicht schon, welchen Wein Sie zum Essen trinken möchten. Doch dann sagt er ab. Ganz plötzlich. Er hat keine Zeit, sagt er, etwas sei ihm dazwischen gekommen. Das kann ja passieren. Aber, und jetzt kommt es, liebe Zuhörer, er bietet Ihnen als Ersatz für diesen Abend zweihundert Franken an. Nein, nein, nein! Keine Angst. Das ist mir zum Glück nicht passiert. Ich will mit diesem Beispiel nur zeigen, wie banal Geld im direkten Vergleich zur Zeit sein kann. 
 
Also: Gehen wir davon aus [2], dass Ihnen der liebe Freund als Ersatz für den Abend zweihundert Franken anbietet. Er meint es dabei überhaupt nicht böse, sondern folgt eben nur dem Satz "Zeit ist Geld". Zweihundert Franken für einen Abend ist eigentlich kein schlechtes Geschäft. Wenn man es nüchtern [3] betrachtet, ist es sogar ein sehr gutes Geschäft: Zweihundert Franken sind viel Geld, zudem haben Sie dann noch das Geld gespart, dass Sie für das Essen ausgegeben hätten. Ist doch grossartig, oder? Aber Hand aufs Herz, liebe Zuhörer: Hätte Sie dieses Angebot nicht enttäuscht und sogar schrecklich beleidigt? Das wäre doch wie eine Ohrfeige [4]. Zweihundert Franken für einen Abend zu Zweit? Für einen Abend, an dem Sie einem Menschen näher kommen können, der Ihnen wichtig ist? An dem Sie Ideen, Hoffnungen und Wünsche austauschen können, an dem Sie lachen und vielleicht sogar ein bisschen weinen können, und von dem Sie danach sagen: "Ach, war das schön! Wir haben eine wunderbare Zeit miteinander verbracht." Wer weiss, vielleicht sehen Sie den Freund danach aus irgendeinem Grund nie wieder. Aber dann hatten Sie immerhin noch diesen Abend miteinander. Wie viel sind die zweihundert Franken im Vergleich wert dazu? Ich höre mich jetzt wahrscheinlich so streng und moralisch an wie ein alter, schlecht gelaunter Pfarrer auf seiner Kanzel [5]. Aber, wie Sie ja inzwischen wissen, geht mir übermässiger Konsum schrecklich auf die Nerven. Ich bin sogar so weit, dass ich sage: Zeit ist die neue Währung [6]. Und das bedeutet: Je mehr Zeit ich mit jemandem verbringe, oder je mehr ich mich darum bemühe, mit jemandem Zeit zu verbringen, desto wichtiger ist dieser Mensch für mich. Wenn ich aber keine Zeit habe oder mir keine Zeit für jemanden nehmen will, dann habe ich auch kein Interesse. So einfach ist das. Aber vielleicht sind Sie ja ganz anderer Meinung, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Dann schreiben Sie mir bitte. Ich möchte das Thema Zeit hier, in dieser Sendung sehr gerne weiter diskutieren!
 
***
 
Aber jetzt ist es Zeit für unser zweites Thema: Immer wenn es Herbst wird, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn sich die Blätter der Bäume rot und gelb färben und der Nebel morgens wie ein geheimnisvoller Schleier [7] über den Städten liegt, bekomme ich eine unbeschreiblich grosse Lust auf eine Wurst, die über dem Feuer grilliert worden ist. Zwar bekommt man in der Schweiz während des ganzen Jahres überall Würste vom Grill, aber das ist natürlich nicht dasselbe. Nein, ich meine die Wurst, die man während einer Wanderung in den Bergen über dem offenen Feuer grilliert. Die Wurst, die man an einen langen, spitzen Stecken aufspiesst [8] und über das Feuer hält. Glauben Sie mir: Nichts, aber auch gar nichts schmeckt in diesem Moment besser. Vielleicht ist es etwas typisch Schweizerisches, ausgerechnet in den Bergen mit so viel Appetit Würste zu essen. Denn schon früher, auf unseren Schulreisen in der Primarschule, war die Wurst stets der Höhepunkt des Tages. Auf den Schulreisen gingen wir mit der Klasse immer wandern, und ich weiss noch, dass ich mich dabei weniger auf die Wanderung selbst, als auf die Wurst freute. Ich fand es schon aufregend, am Tag vor der Schulreise mit meiner Mutter Proviant einkaufen zu gehen. Wir kauften Schokoladenmilch, Käse, Brötchen und eben die Wurst - und zwar nicht irgendeine Wurst, sondern eine Cervelat. 
 
Dazu muss ich Ihnen erklären, dass die Cervelat für Schweizerinnen und Schweizer zur kulinarischen Kultur gehört, wie Fondue und Raclette. Sie wird sogar "Nationalwurst" genannt. Die Wurst ist etwa zehn Zentimeter lang, gut 40 Millimeter dick und leicht gekrümmt [9], lässt sich roh [10] und eben auch grilliert essen und besteht aus Rind-, und Schweinefleisch sowie aus Speck, Salz und Gewürzen. Ganz besonders wichtig, wenn nicht sogar existentiell, ist die Wursthaut. Bis vor kurzem ist die Wurstmasse in Rinderdärme [11] aus Brasilien abgefüllt worden. Als bekannt wurde, dass die brasilianischen Rinderdärme nicht mehr in die Schweiz importiert werden dürfen, kam es fast zu einer nationalen Krise. "Die Cervelat ist in Gefahr!" schrieben die Zeitungen, und das Fernsehen machte Sondersendungen. Monate lang mussten Cervelat-Liebhaber das Schlimmste befürchten, denn die Wurstbranche fand keine Alternative zu den Rinderdärmen. Doch dann kam die frohe Nachricht. Man hatte eine Lösung gefunden: Die Wursthaut würde nun aus Rinderdärmen aus Argentinien, Uruguay und Paraguay hergestellt werden. "Die Cervelat ist gerettet!", "Die Cervelat-Krise ist vorbei!" titelten [12] die Zeitungen. 
 
Gott sei Dank, wusste ich auf unseren Schulreisen noch nichts von der Gefahr, die der Cervelat später drohen würde. Ich dachte nur daran, wie gut die Wurst in meinem Rucksack roch und wie köstlich sie schmeckte. Als wir dann nach der Wanderung gegen Mittag müde und verschwitzt den Rastplatz [13] erreichten, stellten wir die Rucksäcke ab und rannten in den Wald, um Stecken [14] zu suchen, auf die wir unsere Würste spiessen konnten. Die Stecken mussten etwa einen Meter lang und trocken und natürlich weder zu schwer noch zu dick sein. Die zu finden war natürlich nicht immer einfach. Oft suchten wir lange danach und wetteiferten sogar darum [15], wer die schönsten Stecken finden konnte und brachten sie wie Trophäen zum Rastplatz zurück. Dort spitzten wir sie mit einem kleinen Messer zu, schnitten die Cervelats an beiden Ende ein, spiessten sie auf und hielten die Stecken tief ins Feuer hinein. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich andächtig [16] zusah, wie das Feuer die Wurst knusprig braun machte und die Wurstenden aufgehen liess als wären sie Blütenblätter. Ach, wie habe ich mich in jenen Momenten danach gesehnt, endlich rein zu beissen! Doch immer, wenn dieser Moment dann gekommen war, zögerte ich. Denn ich wusste: Wenn ich anfange, die Wurst zu essen, ist sie bald aufgegessen - und dann ist sie weg. Deshalb habe ich sie so langsam wie möglich gegessen und war auf jeder Schulreise selbst dann noch mit meiner Cervelat beschäftigt, als meine Kameraden ihre Rucksäcke schon längst wieder gepackt hatten und bereit waren, weiter zu wandern. Sie haben immer auf mich warten müssen.
 
***
 
Und jetzt, zum Schluss noch folgende kleine Geschichte, liebe Zuhörer: Rechtzeitig zu den Wahlen vom 23. Oktober haben alle fünf Millionen Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Schweiz zusammen mit den Wahllisten eine kleine Broschüre [17] zugeschickt bekommen, das offizielle Wahlmagazin des Bundes. 
 
Darin werden die verschiedenen politischen Parteien vorgestellt, zudem wird erklärt, wie die Schweizer Politik funktioniert. Und da die Schweizer Politik sehr kompliziert ist, hat man sie mit etwas verglichen, das alle Leute kennen: Mit der Gastronomie. Und so werden zum Beispiel die Nationalräte als Zuckerperlen auf einer Mandeltorte dargestellt. Wir erfahren, dass es in der Schweiz mehr Käsesorten als Nationalräte gibt, und dass die Beratung von Gesetzen so transparent ist, wie Gemüse in Aspik [18], was wiederum bedeutet, dass jeder im Bundeshaus in Bern die Beratungen von der Zuschauertribüne aus miterleben kann. Ja, und zum Schluss fordert uns die Autorin der Broschüre auf: "Bitte versalzen Sie mir die Suppe nicht und gehen Sie wählen!" Denn in der Schweizer Politik ist es wie beim Kochen: Es braucht frische Produkte, neue und bewährte [19] Rezepte und gute Ideen. Einfach köstlich! 
 
Selten habe ich mich so über eine offizielle Broschüre gefreut, wie über diese. Die Politiker aber, die haben sich weniger darüber gefreut. Laut der Zeitung SonntagsBlick waren sie sogar richtig sauer, regelrecht empört, wütend, erzürnt. Sie fühlten sich behandelt, als wären sie Clowns und tobten [20], weil sie als Zuckerperlen beschrieben werden. Ehrlich gesagt, das fand ich fast noch amüsanter, als die Broschüre selbst. Und ich habe mir natürlich sofort überlegt, mit welchen Themen man Politik sonst noch vergleichen könnte. Mit einem Bauernhof, vielleicht? Mit einem Zirkus? Mit Fischen in einem Aquarium? Mit einem Zoo? Es gibt viele Ideen. Wir bleiben dran.
 
***
 
 
[1] gleichsetzen: vergleichen
[2] davon ausgehen: annehmen
[3] nüchtern: ruhig, nicht aufgeregt
[4] die Ohrfeige: Schlag ins Gesicht
[5] die Kanzel: Turm, von dem aus der Pfarrer in der Kirche spricht
[6] die Währung: Geldeinheit wie Franken, Euro oder Dollar
[7] der Schleier: feines, helles Tuch
[8] aufspiessen: etwas an ein spitziges Ding tun
[9] gekrümmt: gebogen, nicht gerade
[10] roh: nicht gekocht oder gebraten
[11] der Rinderdarm: Teil vom Magen des Rindes
[12[ titeln: Titel machen
[13] der Rastplatz: Platz, wo man eine Pause macht
[14] der Stecken: der Spiess, spitziger Ast
[15] wetteifern um: einen Wettkampf machen
[16] andächtig: fasziniert, konzentriert
[17] die Broschüre: eine Art Zeitung
[18] das Aspik: Gelee
[19] gewährt: erprobt

[20] toben: sehr wütend sein  

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