Glatzkopf-Li weinte nicht. Er dachte an seine Plakette mit dem Vorsitzenden Mao über dem Meer - die würde er jetzt wohl doch nicht wiederkriegen. Er ging zu einem Strommast und rieb sich ein paarmal daran, kehrte aber nach kurzer Zeit wieder zu dem schluchzenden Bruder zurück. »Hab gar keinen Geschlechtstrieb«, murmelte er niedergeschlagen.
Es war schon dunkel, als Song Fanping sich nach Hause schleppte, so mühsam, als hätte er zwei Beinprothesen. Wortlos ging er an den Kindern vorbei in das hintere Zimmer und blieb zwei Stunden lang wie ein Toter auf dem Bett liegen. Die Jungen hörten ihn nicht ein einziges Mal sich bewegen.
Durch das Fenster schien das kalte Licht des Mondes herein. Da bekamen sie es mit der Angst zu tun, schlichen sich zu ihrem Vater in das hintere Zimmer und kletterten auf sein Bett. Als sie schon eine ganze Weile still neben seinen Füßen gesessen hatten, fuhr er plötzlich auf und sagte: »Hey, ihr zwei! Ich bin wohl eingeschlafen?«
Dann wurde die Lampe angeknipst, und alle drei waren wieder guter Dinge. Song Fanping begann, das Abendessen zuzubereiten. Die Söhne standen daneben und erwarben jetzt ihre ersten Kochkenntnisse. Wie man Reis und Gemüse wäscht, den Petroleumkocher anzündet und den Reis gart, das alles zeigte Song ihnen. Erst ließ er Glatzkopf-Li Öl in den Wok gießen, dann durfte Song Gang die Pak-Choi-Blätter mit Salz bestreuen, und schließlich führte er ihre Hand und zeigte ihnen, wie man das Gemüse unter Rühren brät. Jeweils nach dreimal Umrühren wechselten sich die beiden Kinder ab. Als jeder neunmal gerührt hatte, war das Gericht fertig, und die drei setzten sich zum Essen an den Tisch. Zwar gab es nur dieses eine Gericht, dennoch trat ihnen beim Essen der Schweiß auf die Stirn, weil es heiß und sättigend war.
Nach dem Abendessen sagte Song Fanping zu seinen Söhnen, da er seit der Abreise der Mutter nach Schanghai noch kein einziges Mal mit ihnen am Meer gewesen sei, würde er ihnen am nächsten Tag - wenn es nicht gerade stürmte und goss - die Wellen zeigen und den Himmel darüber und die Seevögel, die zwischen Himmel und Meer fliegen.
Als Glatzkopf-Li und Song Gang begeistert aufjauchzten, hielt ihnen Song erschrocken die Münder zu, woraufhin die Kinder ihrerseits über seinen panischen Gesichtsausdruck erschraken. Sofort lockerte der Vater seinen Griff und zeigte nach oben. »Die Decke hebt sich noch ab, wenn ihr so schreit«, sagte er lächelnd.
Diesen Gedanken fanden die Kinder so komisch, dass sie sich ausschütteten vor Lachen. Dabei hielten sie sich jedoch sicherheitshalber selber die Münder zu.