Der Bursche mit der roten Armbinde schrie ihn an: »Hier wird nicht geredet! Runter mit deinem Hundekopf!«
Song Fanping senkte gehorsam den Kopf. Die Kinder waren vor Schreck ein paar Schritte zurückgewichen. Während der Bursche mit der Armbinde herumbrüllte, schaute Song kurz zu ihnen hinüber, und sie sahen, dass er lächelte. Da schöpften sie frischen Mut, gingen wieder zu ihm hin und erzählten ihm, dass ihre Mao-Plaketten von jenen drei verdammten Mittelschülern geraubt worden seien. Song Gang fragte: »Kannst du sie ihnen wieder abnehmen?«
Song Fanping nickte und sagte: »Ja.«
Glatzkopf-Li fragte ihn: »Kannst du sie verdreschen?« Wieder nickte der Vater: »Ja.«
Da freuten sich die Jungen. In diesem Moment kam der Bursche mit der roten Armbinde wieder herüber und versetzte Song Fanping zwei Ohrfeigen. »Wieso sprichst du mit denen? Hab ich dir nicht das Reden verboten?«, schrie er ihn an.
Aus Songs Mundwinkeln rann Blut. »Geht jetzt!«, drängte er die Kinder.
Am ganzen Leibe zitternd, rannten die beiden weg, so schnell sie konnten. Immer wieder sahen sie sich nach dem mit gesenktem Kopf auf der Brücke stehenden Vater um. Es schien ihnen, als baumelte sein Kopflose am Hals.
Zurück in dem Menschengewühl auf der Hauptstraße, kauften sich die Kinder zwei mit Hackfleisch gefüllte Dampfnudeln, ihre heiß geliebten »Baozi«, und vertilgten sie gierig vor der Tür des Imbissladens. In der Ferne sahen sie, wie ihr Vater auf der Brücke nun nicht nur den Kopf gesenkt, sondern den ganzen Oberkörper vorgebeugt hatte. Jetzt wussten sie, dass dies nicht mehr der Song Fanping vom Vortag war. Song Gang ließ den Kopf hängen und begann, still vor sich hin zu weinen. Wie er sich mit seinen kleinen Fäusten die Tränen aus den Augen rieb, sah es aus, als schaue er durch ein Fernglas.