Nach Lin Hongs Hintern erkundigte sich auch Schmied Tong, jener Mann, der Glatzkopf-Li damals auf der Straße mit seiner mächtigen Schmiede faust zwei Zähne ausgeschlagen und ihm hundertachtzig Tage Ohrensausen beschert hatte, weil er Tongs fettärschige Gattin ausgespäht hatte. Wenn es von Schriftsteller Liu hieß, er bereite seine Hochzeit ohne rechte Begeisterung vor, so konnte man Ähnliches auch über Schmied Tong sagen: Zwar schlief er jeden Abend in den Armen seiner dicken Ehefrau ein, aber sobald er die Augen zumachte, nahm er nur mehr die anmutige Gestalt von Lin Hong wahr. Anders als Schriftsteller Liu redete Schmied Tong nicht lange um den heißen Brei, denn er war ein Freund klarer Worte. Als er Glatzkopf-Li unterwegs traf, baute er sich in seiner vollen Größe vor ihm auf, beugte sich zu ihm hinunter und fragte: »He, Kleiner! Kennst du mich noch?«
Glatzkopf-Li schaute zu ihm auf. »Sie würde ich sogar noch in der Urne erkennen!«, sagte er.
Die Miene des Mannes verfinsterte sich. »Soll das heißen, du wünschst mir den Tod an den Hals?«, knurrte er.
»Nein! Nein!«, beruhigte Glatzkopf-Li ihn eilig, fürchtete er doch nichts mehr als neuerlichen Kontakt mit jener gewaltigen Pranke. Mit beiden Händen seinen Mund aufreißend, sodass der Schmied hineinschauen konnte, nuschelte er: »Sehen Sie's? Da fehlen zwei Zähne. Haben Sie mir ausgeschlagen!«
Dann deutete er auf sein linkes Ohr und sagte: »Und hier summt es immer noch, als ob ein Bienenschwarm drin wäre.«
Schmied Tong lachte auf und verkündete, halb an die Umstehenden gewandt: »Na gut, weil du noch ein Kind bist, spendiere ich dir als Wiedergutmachung eine Portion Nudeln.«
Sprach's, und marschierte mit Glatzkopf-Li im Schlepptau in Richtung »Volksgasthof«. Der Vorsitzende Mao hat gesagt, auf der Welt gibt es weder grundlose Liebe noch grundlosen Hass - wenn der mich plötzlich zu Nudeln einlädt, will er bestimmt etwas über Lin Hongs Hintern erfahren!, dachte Glatzkopf-Li, während er, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, vergeblich versuchte, mit dem Schmied Schritt zu halten. Schließlich schloss er im Laufschritt zu ihm auf und flüsterte: »Sie spendieren mir jetzt Nudeln, damit ich was über die Ärsche erzähle, stimmt's?«