Nachdem die Rotgardler den ganzen Nachmittag lang ihrer Zerstörungswut und Raubgier freien Lauf gelassen hatten und es nichts mehr zu zerschlagen oder zu stehlen gab - ihre Taschen waren ohnehin so prall, dass gar nichts mehr hineingepasst hätte -, verließen sie fröhlich pfeifend das Haus. An der Tür drehte sich der Langhaarige noch einmal um und schrie Song Fanping an: »Du da, komm mal raus!«
Ebendieser Sun Wei war es gewesen, der ein gutes Jahr zuvor, am Tag von Songs Hochzeit mit Li Lan, gemeinsam mit Liu Chenggong, Zhao Shengli und ihren Vätern jene wüste Schlägerei vom Zaun gebrochen hatte. Damals hatte Song Fanping mit seinem ausgestreckten Bein drei der Angreifer zu Fall gebracht und die drei Mittelschüler schwanken und taumeln lassen. Nun wollten sie sich rächen und demonstrieren, wie gut sie inzwischen den Beinfeger beherrschten.
Song Fanping musste sich auf den freien Platz vor der Haustür stellen und zusehen, wie die drei Mittelschüler vor dem athletischen Mann erst ihre Aufwärmübungen machten und danach in die Hocke gingen und versuchten, das gestreckte rechte Bein kreisen zu lassen. Das misslang ihnen immer wieder. Entweder sie verloren das Gleichgewicht und plumpsten auf den Boden, oder sie streiften mit dem Fuß die Erde und wirbelten den Staub auf. Ihre Kumpane schüttelten den Kopf. »So ganz das Wahre ist das nicht«, meinten sie. »Sieht nicht aus wie ein richtiger Beinfeger.«
»Wie sieht es denn aus?«
»Keine Ahnung! Jedenfalls nicht wie ein Beinfeger.«
Jetzt wandte sich der langhaarige Sun Wei an Song Fanping, der mit gesenktem Kopf unerschütterlich wie ein eiserner Turm dastand: »Du da! Sah das eben aus wie ein Beinfeger?«
»Aussehen tat es schon so. Bloß, das Wesentliche hat gefehlt.«
»Und was ist das Wesentliche? Dass du uns aber nicht anlügst!« Unversehens wurde Song Fanping zum Trainer der drei Mittelschü-
ler. Zuerst forderte er sie auf, genau hinzuschauen, wie er es mache. Dann führte er ihnen den Beinfeger aus der Hocke zweimal vor. Die umstehenden Mittelschüler waren sich einig, so sei es richtig, und schnalzten mit der Zunge vor Bewunderung über seine Gelenkigkeit und Geschicklichkeit.
Als Nächstes veranschaulichte Song den Bewegungsablauf noch einmal ganz langsam. Der Beinfeger, erklärte er, bestehe eigentlich nur aus drei Elementen - hinhocken, Bein kreisen lassen, sofort wieder aufrichten -, die aber organisch zu einer einzigen Bewegung verbunden werden müssten, daher sei Geschwindigkeit unabdingbar. Wichtig sei es auch, den Schwerpunkt nach vorn zu verlagern, denn nur so habe man genug Kraft, um sich mit beiden Händen kurz auf dem Boden abzustützen, während das Bein kreise.