So wurden Glatzkopf-Li und Song Gang durch die Hochzeit ihrer Mutter und ihres Vaters zu Brüdern, wurde aus zwei Familien eine.
Die beiden Jungen schliefen im vorderen Zimmer, die Eltern im hinteren. Als die Kinder an diesem Abend zu Bett gingen, hatten sie die Einwickelpapiere ihrer Karamellen in der Faust, um immer noch einmal den daran haftenden Milchgeruch zu schnuppern und sich so auf die erneute Begegnung mit dem »Großen weißen Hasen« im Traum vorzubereiten.
Vor dem Einschlafen hörte Glatzkopf-Li, wie die ganze Zeit im hinteren Zimmer das Bett quietschte und seine Mutter stöhnte und weinte und manchmal sogar schrie. Es kam ihm vor, als ob sie in dieser Nacht anders weinte als sonst. Eigentlich hörte es sich überhaupt nicht wie Weinen an, eher ein bisschen wie das Klatschen der Ruder des Lastkahns, der gerade auf dem kleinen Kanal unter dem Fenster vorbeifuhr.
VII
Song Fanping war eine Frohnatur. Infolge der Prügel, die er bezogen hatte, war sein Gesicht so übel zugerichtet, dass ihn schon das leiseste Lächeln schmerzte, doch davon ließ er sich seine gute Laune nicht verderben. Am Tag nach der Hochzeit wusch er seiner Frau demonstrativ vor dem Haus die Haare. Ohne das hämische Lachen der Nachbarn zu beachten, die sich über sein verschwollenes Gesicht amüsierten - in der Tat erinnerte es eher an einen Schweinekopf, wie er beim Schlachter hängt -, goss er das Wasser, das er vom Brunnen geholt hatte, in die Waschschüssel, machte Li Lans Haare nass und seifte sie ein, massierte wie ein gelernter Friseur ihren Kopf, bis er ganz von schönem dickem Seifenschaum bedeckt war, holte dann neues Wasser vom Brunnen, um das Haar sauber zu spülen, das er anschließend mit einem Handtuch trocken rieb, und brachte zum Schluss mit einem Holzkamm ihre Frisur wieder in Ordnung. Li Lan selbst durfte keinen Finger krumm machen. Als sie aufblickte und merkte, dass sich ein gutes Dutzend kichernde Zuschauer - Erwachsene wie Kinder - versammelt hatte, um diesem Schauspiel beizuwohnen, errötete sie vor Verlegenheit. Und vor Glück!