Glatzkopf-Lis eigentlicher Name war Li Guang. Seinen Spitznamen bekam er schon als Kleinkind, das gerade erst laufen lernte. Seine Mutter wollte nämlich Geld sparen und ließ den Jungen jedes Mal kahlscheren, damit sie nicht so oft mit ihm zum Frisör zu gehen brauchte. Jeder nannte ihn Glatzkopf-Li, Kinder ebenso wie Erwachsene, sogar seine eigene Mutter. Wenn sie ihn bei seinem Namen Li Guang rief, rutschte ihr manchmal unbewusst ein zusätzliches »tou« heraus, sodass aus »Guang« - was Glanz bedeutet - »Guangtou« wurde, glänzender Kopf, also Glatzkopf. Am Ende blieb auch sie selbst schließlich ganz bei diesem Namen.
Glatzkopf-Li nannten die Leute den Jungen sogar dann, wenn sein Schopf einmal strubblig wie ein Heuhaufen war. Als Erwachsener ließ er sich daher kurzerhand eine richtige Glatze schneiden, denn Glatzkopf-Li würde man ihn ohnehin nennen, egal ob mit Haaren oder ohne. Damals noch nicht der reichste Mann in unserer kleinen Stadt Liuzhen, sondern ein armer Schlucker, machte er die Erfahrung, dass die Pflege seiner spiegelnden Glatze ihn doppelt so teuer zu stehen kam wie andere ihre Haarfrisur. Richtig arm sein hat auch seinen Preis!, schwadronierte er überall herum. Während sein Bruder Song Gang nur einmal im Monat zum Frisör gehe, müsse er sich mindestens zweimal den Schädel blank schaben lassen, damit er seidig schimmere und heller glänze als das Rasiermesser selbst, denn nur so sei er der echte Glatzkopf-Li und trüge seinen Namen zu Recht.