Alles war schon da. Spülkasten, Klappventil, Geruchsverschluss - die Grundidee des Wasserklosetts, auf die Alexander Cummings am 3. Mai 1775 das Patent erhielt. Trotzdem ließ der Durchbruch noch lange auf sich warten. Warum?
Der Mensch ist ein geselliges Wesen. Das tut ihm gut, schafft aber auch Probleme. Schon im fünften Buch Mose wollte man offen darauf zu sprechen kommen. Da heißt es: "Du sollst im Vorgelände des Lagers eine Ecke haben, wo du austreten kannst ... Denn der Herr, dein Gott, hält sich in der Mitte deines Lagers auf ... Dein Lager soll heilig sein, damit er bei dir nichts Anstößiges sieht."
Grauenvoller Gestank
Der Herr wollte es also sauber haben im Lager, doch da war er seiner Zeit weit voraus. Gut, in römischen Städten gab es so etwas wie wassergespülte Toiletten. In öffentlichen Latrinen floss damals unter marmornen Sitzen ein Abwasserbächlein dahin. Eine schöne Idee, ging aber im Mittelalter gleich wieder verloren. Die Menschen erleichterten sich auf den Straßen und Gassen und schütteten ihre Nachttöpfe einfach aus dem Fenster. Es stank grauenvoll in den wachsenden Städten Europas. Manchmal rann unten ein kleiner Stadtbach vorbei, der war beides - Kloake und Trinkwasservorrat. Krankheiten und Seuchen gehörten zum Stadtleben. Zwar ahnten die Städter hier bereits einen Zusammenhang, aber noch glaubte man, der tödliche Gestank sei schuld am Elend. Jahrhundertelang kam also niemand auf die Idee, was hier schnell Abhilfe schaffen könnte: einfach Toiletten.
Der erste große Toiletten-Visionär war der adlige Engländer Sir John Harington. 1596 erfand er die "belüftete Drehtoilette" und gilt damit als Vater des Wasserklosetts mit Spülkasten. Leider fiel er bei Hof in Ungnade und konnte mit seiner großen Idee nicht mehr recht punkten. Auch Harington war seiner Zeit meilenweit voraus.
Eine ganz neue Idee
Es sollte noch einmal fast 200 Jahre dauern, bis das Wasserklosett einen neuen Anlauf nehmen konnte. Dann schlug die Stunde des Londoner Uhrmachers Alexander Cummings. Am 3. Mai 1775 erhielt er das Patent auf ein Wasserklosett, das nun endlich als Urbild des modernen WC gelten darf.
Cummings hatte vor allem den Geruchsverschluss erfunden, das S-förmige Rohr unter der Schüssel, das heute noch geläufig ist. Und wenn auch die Mechanik, mit der man die Schüssel über eine Klappe leeren musste, noch arg kompliziert war, kamen die Zeitgenossen trotzdem auf eine ganz neue Idee: Ein solcher Apparat könnte doch sogar in engere Wohnbereiche passen!
Könnte ... Bis WCs tatsächlich Standard wenigstens in modernen Stadtwohnungen wurden, dauerte es noch einmal weit über 100 Jahre. Denn: Was hilft das schönste Klo, wenn man dafür kein Wasser im Haus hat und vor allem keinen Abfluss? Und wo sollte das ganze Abwasser hin, wo es ja noch nicht einmal Kanalisationen in den Städten gab?
Erst um 1900 hatten die größeren Städte Europas eine Kanalisation - immer noch, um damit den Gestank zu bekämpfen; bis man endlich unter dem Mikroskop die wahren Verursacher der Choleraepidemien der Zeit erkannte. Mikroben!, wer hätte das gedacht. Und jetzt wurde auch langsam akzeptiert, dass ein WC zuhause den täglichen Wasserverbrauch in noch nie gekannte Höhen trieb. Heute verplätschert jede Person in einem deutschen Privathaushalt rund 130 Liter Wasser pro Tag, 40 davon rauschen durch das WC.
Und das ist wohl auch der Grund, warum dem WC - bei aller Bequemlichkeit - wohl kaum ein wirklich weltweiter Siegeszug bevorstehen wird. Wo soll für 7 Milliarden Menschen das ganze Wasser herkommen? Schon zum Trinken gibt´s kaum genug. Neue Visionen sind gefragt! Es ist mal wieder höchste Zeit.