Der Iran hat der Regierungsmaschine von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrem Weg nach Indien zeitweilig die Überflugrechte verweigert. Das Flugzeug der Kanzlerin mit einer großen Delegation an Bord musste in der Nacht umdrehen und zwei Stunden über der Türkei kreisen, bevor es die Genehmigung zum Durchqueren des iranische Luftraums erhielt.
Merkel landete mit mehr als zwei Stunden Verspätung in der indischen Hauptstadt Neu Delhi angekommen. "So etwas habe ich noch nicht erlebt. Die Piloten auch nicht", sagte sie.
Die Gründe für den Vorfall sind noch unklar. Der Protokollchef des Auswärtigen Amtes, Claus Krumrei, teilte im Flugzeug mit, die Landung in Neu Delhi verzögere sich "aufgrund von Problemen mit dem Iran". Vor dem Abflug aus Berlin am Abend hatte es nach Angaben der Bundesregierung grünes Licht für den Überflug gegeben. Dies sei aber später von iranischer Seite bestritten worden.
Genehmigung in letzter Minute
[Bildunterschrift: Zwei Stunden später: Angela Merkel kommt auf dem Flughafen Neu Dehli an. ]
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte: "So einen Vorfall gab es noch nie." Erst nach einstündiger Verhandlung unter Vermittlung der Türkei und Beteiligung des Auswärtigen Amtes habe Teheran der Maschine der Kanzlerin den Überflug doch noch erlaubt. Dies geschah in letzter Minute, denn ansonsten hätte der neue Airbus 340 wegen Treibstoffmangels in der Türkei zwischenlanden müssen. Nun werde geprüft, ob diplomatischer Protest eingelegt wird, sagte Seibert.
Eine zweite deutsche Regierungsmaschine, in der die Bundesminister Hans-Peter Friedrich, Thomas de Maizière, Peter Ramsauer und Annette Schavan sowie Staatssekretäre zu den ersten deutsch-indischen Regierungskonsultationen reisten, kam ohne Probleme durch.
Noch keine Reaktion aus Teheran
Unterdessen berichtet ARD-Hörfunkkorrespondent Ulrich Pick, die großen iranischen Nachrichtenagenturen erwähnten den diplomatischen Zwist noch nicht. Das Staatsfernsehen melde lediglich, dass die Kanzlerin mit einer besonders großen Delegation nach Indien geflogen sei. Gestern habe der Sprecher des Teheraner Außenministeriums seine dienstags turnusgemäße stattfindende internationale Pressekonferenz für heute ohne Angaben von Gründen abgesagt.