Seit 1970 hält der deutsche Bundespräsident jährlich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine Rede am Abend des 25. Dezember. In diesem Jahr hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nicht nur seine Bürgerinnen und Bürger im Schloss Bellevue zu Weihnachten begrüßt, sondern auch die großen Ereignisse in Deutschland im laufenden Jahr 2018 zusammengefasst und einen Blick auf das kommende Jahr gerichtet. Steinmeier bekräftigte dabei die Wichtigkeit von Dialog und Versöhnung für Deutschland und die ganze Welt.
Steinmeier wies darauf hin, dass Dialoge, Auseinandersetzungen und Kompromisse zur nachhaltigen und lebendigen Demokratie beitragen würden.
„Unsere Demokratie ist immer so stark, wie wir sie machen. Sie baut darauf, dass wir unsere Meinung sagen, für unsere Interessen streiten und sie setzt uns der ständigen Gefahr aus, dass auch mal der Andere Recht haben könnte. Am Ende einen Kompromiss zu finden, das ist keine Schwäche, sondern das zeichnet uns aus. Die Fähigkeit zum Kompromiss ist die Stärke der Demokratie."
Steinmeier sagte, dass der Austausch zwischen den Menschen derzeit in Deutschland leider immer weniger geworden sei. Die Leute sollten einander zuhören. Seines Erachtens ist eine schweigsame Gesellschaft sehr schrecklich. Alle Einwohner, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Weltanschauung, gehörten zu dem Land. Das gelte für die Vergangenheit wie für die Zukunft.
„Wir müssen wieder lernen, zu streiten ohne Schaum vorm Mund und lernen, unsere Unterschiede auszuhalten. Wer Streit hat, kann sich auch wieder zusammenraufen. Aber, wer gar nicht spricht und erst recht nicht zuhört, kommt Lösungen keinen Schritt näher. Sprachlosigkeit heißt Stillstand."
Die ganze Welt müsse bereits die Folgen von fehlenden Dialogen tragen, so Steinmeier – die Unruhe in Paris, die schwere politische Spaltung in den Vereinigten Staaten, das unsichere Gefühl in Großbritannien vor dem Brexit und ein möglicher Zusammenbruch von Europa angesichts der Krise in Ungarn und Italien. In Deutschland herrsche auch viel Unbestimmtheit, Angst und Ärger. Deswegen wünschte er sich: