Bei internationalen Kontakten haben die Chinesen oft den Eindruck, dass die äußere Welt China nicht gut kennt oder es sogar zahlreiche Missverständnisse und Verfälschungen gibt. Auf der anderen Seite ist die äußere Welt, insbesondere die westliche Welt neugierig auf die Entwicklung und Politik Chinas. Doch sie können diese nur schwer verstehen. Neulich hat der stellvertretende Staatspräsident Chinas, Wang Qishan, in seiner Rede auf dem Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos gesagt, dass Geschichte, Kultur und Philosophie Schlüssel zum Kennenlernen Chinas seien.
Anders formuliert kann man durch die Geschichte, Kultur und Philosophie Chinas sein Entwicklungswunder sowie seine Innen- und Außenpolitik besser kennenlernen und verstehen.
Bezüglich der Seidenstraßen-Initiative, die in den vergangenen fünf Jahren von China tatkräftig gefördert wurde, meinten viele, dass dies eine Herausforderung für die bisherige internationale Ordnung sei, die bislang von den westlichen Ländern dominiert worden sei. Doch dies ist eine verengte Sichtweise. Denn man kann die Quelle der Initiative in der traditionellen chinesischen Kultur finden. In der alten Zeit sagte der chinesische Philosoph Menzius einmal, „im Erfolg versucht man, andere profitieren zu lassen." In der Gegenwart plädiert China für eine Zusammenarbeit mit gemeinsamem Gewinn. Dies ist tatsächlich eine Fortführung der Jahrtausende langen Kultur des Landes. Im Zeitalter der Globalisierung ist Armut einer der größten Feinde der Menschheit. Als das größte Entwicklungsland und zugleich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat China nach der Realisierung der rapiden Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung viele Erfahrungen und finanzielle Mittel gesammelt sowie technische Fortschritte erzielt. Nun will das Land diese Ergebnisse und seine Weisheit mit anderen Ländern teilen, um eine gemeinsame Entwicklung zu erreichen.
Gemäß der Prognose des jüngsten Berichtes von Euler Hermes wird das internationale Handelsvolumen im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative im Jahr 2019 um 117 Milliarden US-Dollar (103 Mrd. Euro) steigen. Die Beitragsrate für den globalen Handel und das globale Wirtschaftswachstum betrage dann jeweils 0,3 Prozent und 0,1 Prozent. Angesichts der Verlangsamung der globalen Wirtschaft im laufenden Jahr sind diese Beiträge besonders bemerkenswert.
In seiner Rede in Davos wies Wang Qishan auch darauf hin, dass China bereits einen richtigen Weg eingeschlagen habe, der den Gegebenheiten des Landes und den Anforderungen des Zeitalters entspreche. Während der Reform und Öffnung in Zukunft werde der Sozialismus chinesischer Prägung weiter vervollkommnet und entwickelt.
Dies erinnert an den Artikel der Wall-Street-Legende Raymond Dalio mit dem Titel „Rückblick auf den Reformweg Chinas in den vergangenen 40 Jahren", der Anfang dieses Monats veröffentlicht wurde. Dalio vertritt die Ansicht, dass der Begriff „Sozialismus chinesischer Prägung" das System in China gut zusammenfasse. Dieses System sei ein Ergebnis aus umfassenden und effektiven Reformen. Der neue Weg habe der chinesischen Gesellschaft mehr Vitalität und Innovationsfähigkeit sowie der chinesischen Wirtschaft mehr Freiheit gebracht, schrieb er.