In vielen chinesischen Kindergärten lernen Kleinkinder bereits Stoff aus der Grundschule. Das sei schädlich für die körperliche und psychologische Entwicklung der Kinder, stellte das Bildungsministerium jetzt klar. Diese Tendenz in der Kindererziehung nehme den Kindern nicht nur die unbeschwerte Kindheit, sondern mindere auch das Interesse der Kinder am Lernen.
Viele Eltern stimmen der neuen Kampagne des Bildungsministeriums zu. Ein Kindergarten soll schließlich ein Kindergarten bleiben, schreiben sie im Internet.
„Die Initiative ist sehr gut. Doch man sollte den Blick nicht nur auf die Kindergärten werfen. Das Problem ist der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule. Daher müssen auch die Grundschullehrer ein richtiges Bewusstsein für die Erziehung haben."
„Dieser Idee stimme ich zu. Ein Kindergarten soll ein Kindergarten sein, und keine Vorbereitungsklasse für die Grundschule."
Andere Internetuser äußern jedoch Bedenken. Sie fürchten, dass die Vorbereitung der Kinder auf die Grundschule somit an den Eltern hängen bleibt.
„Wenn die Lehrer in Kindergärten den Kindern keinen Schulstoff mehr beibringen, dann werden die Kinder in der Grundschule direkt mit unzähligen fremden Schriftzeichen konfrontiert. Die Eltern müssen also, zusätzlich zum Schulunterricht, extra Geld für Nachhilfekurse ausgeben."
„Das führt zu Nachhilfeunterricht. Die Reform in der Bildung sollte systematisch gestaltet werden. Man darf die Kindergärten nicht von den Grundschulen oder Mittelschulen trennen."
Untersuchungen zufolge haben über 90 Prozent der Erstklässler bereits im Kindergarten Inhalte aus der Grundschule gelernt. Die meisten privaten und einige staatliche Kindergärten veranstalten „Übergangskurse für die Grundschule" oder „vorschulische Qualifikationskurse". In diesen Kindergärten lernen die Kinder bereits vor der Einschulung Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren von einfachen Zahlen sowie Englisch.
Viele Experten sind der Ansicht, dass sich zu frühes Lernen negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirken kann. Die neuen Vorschriften für Kindergärten zielen daher darauf ab, „dass die Kinder ihre Kindheit spielerisch verbringen."
Eine Untersuchung im Rahmen des Internal Auditing Education Partnership (IAEP) Programms hat ergeben, dass chinesische Kinder beim Rechnen weltweit auf dem ersten Platz liegen, während sie bei der Kreativität am Ende der Liste landen. Viele Kindergärtner sind der Ansicht, dass zu frühe Wissensvermittlung dem Aufwachsen der Kinder schade und der Druck die Phantasie der Kinder vernichte.
Was sollen die Kinder also im Kindergarten lernen? Die Kindererziehung in anderen Ländern bietet Inspiration. Die Kindergärten in Japan zum Beispiel lassen die Kinder in der Natur spielen. Dadurch werden eine gesunde Entwicklung des Körpers und der Psyche sowie die Kommunikationsfähigkeit der Kinder gefördert. In den Kindergärten in den USA wird viel gebastelt. Oft werden Ausflüge veranstaltet. In Australien wird sowohl die individuelle Persönlichkeit der Kinder, als auch das gemeinsame Spielen mit anderen Kindern gefördert.