In diesem Jahr durchlaufen chinesische Autoproduzenten und Händler eine schwierige Phase. Der Autoabsatz ist zurückgegangen und dementsprechend bleiben die Lager relativ voll. Immer wieder wird von insolventen Händlern berichtet.
Auch Wang Kun, Vertreter eines sogenannten „4S-Ladens" in Beijing, der Volkswagen-Autos verkauft, bestätigt, dass das Absatzvolumen im laufenden Jahr zurückgegangen sei.
„Im Vergleich mit dem letzten Jahr und Anfang 2015 ist es tatsächlich etwas weniger gegangen, allerdings nicht sehr stark. Im Juni und Juli war die Situation sehr schwierig, in letzter Zeit war es ein bisschen besser. Meine Kollegen sind der Ansicht, dass dies mit den Aktienbörsen verbunden ist. Wenn während der Hausse auf den Aktienbörsen niemand sein Geld in Autos investieren will, dann erst recht nicht bei einer Baisse."
Besonders der Markt für Luxuswagen hat zu kämpfen. Experten zufolge seien die allgemeinen Wachstumsprognosen für Luxuskarosserien doppelt so hoch gewesen wie für den Automarkt insgesamt. Allerdings sei aufgrund der jüngsten Entwicklung nun das Gegenteil eingetreten. Im Mai sei der Absatz von Luxuswagen sogar um einen Prozent zurückgegangen, was in den letzten Jahren so gut wie nie vorgekommen ist.
Dazu sagte der Vizegeneralsekretär der chinesischen Autoabsatzvereinigung, Luo Lei:
„Die Branche, sowohl die Autoproduzenten als auch die Händler, ist in einer schwierigen Lage, die nicht mit den vergangenen Jahren zu vergleichen ist. Die Händler haben Druck wegen der hohen Lagerbestände und des schwindenden Kapitals, viele haben hohe Einbußen zu verzeichnen. Das gab es so noch nicht."
Laut Luo Lei ist diese Entwicklung auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Der Druck der ökonomischen Rezession, die aufgrund des hohen Wachstums der vergangenen Jahre nun erschöpfte Marktnachfrage sowie der enorme Druck wegen des konzentrierten Absatzes einiger Modelle in diesem Jahr. Hinzu komme ein enormer Verkaufsdruck, der in dem Ausbau der Produktion durch die Autohersteller in der Vergangenheit begründet liegt.
Neuesten Statistiken der chinesischen Autoabsatzvereinigung zufolge lag der Frühwarnungsindex der Lagerbestände im Juli 2015 bei rund 53 Prozent und damit seit bereits zehn Monaten in Folge über dem Grenzwert.
Jing Wei, ein Luxuswagenhändler in Guilin im Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität, berichtet, dass in diesem Jahr bereits mehrere Autoläden in der Stadt bankrottgegangen seien. Andere 4S-Läden hätten gezwungenermaßen fusioniert.
Angesichts der schwierigen Situation haben viele Autoproduzenten die Produktpreise und Absatzziele für ihre Händler heruntergeschraubt. Allerdings ist der Vizegeneralsekretär der chinesischen Autoabsatzvereinigung Luo Lei der Ansicht, dass sich die Situation in der Autoindustrie im 4. Quartal des laufenden Jahres verbessern werde.