Der chinesische Botschafter in Großbritannien, Liu Xiaoming, hat am Donnerstag beklagt, das einige Menschen im Westen immer noch mit Vorurteilen und Skepsis auf China blickten. Daher hielten sie die Seidenstraßen-Initiative bloß für ein geopolitisches Werkzeug der Volksrepublik, hinter dem eine strategische Absicht stecke. Dies entspreche nicht den Tatsachen, betonte Liu. Vielmehr sei die Initiative ein öffentliches Erzeugnis Chinas für die internationale Gemeinschaft.
Liu Xiaoming wies ferner darauf hin, dass bei dem Projekt keine militärischen Beweggründe eine Rolle spielten und auch keinerlei kontroversen Entscheidungen getroffen worden seien. Die Seidenstraßen-Initiative ziele nach wie vor auf ökonomische Kooperationen und kulturelle Kontakte ab. Wenn man unbedingt von „geopolitischen Einflüssen" sprechen wolle, dann gelte das höchstens für die gegenseitige Verbindungen und Kooperationen, die den Anliegerstaaten ein enormes Entwicklungspotential bringen würden, betonte Liu. Zudem werde sie dem globalen Wirtschaftswachstum neue Impulse geben und eine Grundlage für die Wahrung des Weltfriedens legen.
Weiter verwies Liu auf Behauptungen, wonach China durch die Seidenstraßen-Initiative die internationale Wirtschaftsordnung umgestalten und sein eigenes Mitspracherecht stärken wolle. Tatsächlich werde die Initiative keine bestandenen regionalen Kooperationsmechanismen und –initiativen ersetzen, sondern lediglich auf deren Basis die gegenseitigen wirtschaftlichen und strategischen Verbindungen der verschiedenen Anliegerstaaten vorantreiben, und so deren jeweilige Stärken zur Geltung bringen. Alle beteiligten Staaten seien gleichberechtigt, würden über verschiedene Fragen gemeinsam beraten, Beschlüsse ziehen und alle Aktionen gemeinsam absegnen. Es gebe also kein Monopol jeglicher Art.
Weiter versicherte Liu, die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) werde ihren Betrieb nach internationalen Konventionen leisten, Theorien und Praxiserfahrungen der bestehenden multilateralen Finanzinstitutionen analysieren und dann die gegenwärtige internationalen Wirtschafts- und Finanzordnung vervollständigen.
Der chinesische Botschafter ging auch auf den Vorwurf ein, China wolle mit der Seidenstraßen-Initiative die überschüssige Produktion des Staats ins Ausland verfrachten. Liu erwiderte darauf, China sei ein großes Produktionsland und verfüge über produktive und technologische Standortvorteile. Gleichzeitig sei China auch überlegen, was die Finanzmittel angehe. Viele Anliegerstaaten der Initiative befänden sich jedoch noch in der Vorstufe zur Industrialisierung. Durch eine bilaterale Kooperation könnten sich diese Länder mit China und untereinander ergänzen und einen gemeinsamen Nutzen ziehen. China betreibe kein Produktdumping und werde auf keinen Fall aussortierte Produktionsanlagen in anderen Staaten wieder aufbauen.