Lee Beng-Hong, bei der Deutschen Bank China als Verantwortlicher für Devisengeschäfte angestellt, hat viel zu tun: ständig muss er durchs ganze Land fliegen, um immer mehr Kunden und Geschäftspartnern dabei zu helfen, ihre chinesischen Yuan über die Grenze zu bringen. Besonders Finanzprodukte wie Zins-Optionen und Swaps seien gefragt,
Am 9. Mai überwies Schneider Electric (China) 450 Millionen Yuan (53,2 Mio. Euro) an das Stammhaus in Frankreich, die Schneider Electric AG. Die Transaktion erfolgte über die Industrial and Commercial Bank of China in Beijing. Es war – seit das Unternehmen vor 27 Jahren nach China kam – das erste Mal, dass die Firma chinesische Yuan nach Hause schickte. Bisher mussten grenzüberschreitende Transaktionen in ausländischen Währungen abgewickelt werden, wobei es immer zu langwierigen Genehmigungsverfahren kam.
Die Transaktion in Yuan wurde möglich, weil die staatliche Aufsicht für Devisengeschäfte (SAD) – die Abteilung der chinesischen Zentralbank, die auch Chinas Devisenreserven in Höhe von mittlerweile 3,95 Billionen Dollar kontrolliert – Anfang des Monats ihre Regeln gelockert hatte. Die SAD erlaubt seither ausländischen Unternehmen in China die freie Überweisung zwischen in- und ausländischen Konten – zumindest bis zu einer während der Probephase gültigen, landesweiten Quote.
Diese Neuregelung, zusammen mit anderen gelpolitischen Änderungen seitens der Chinesischen Zentralbank, dürfte die in China bereits ansässigen ausländischen Banken sehr erfreut haben – diese könnten ab sofort ihre Erfahrung bei internationalen Transaktionen in die Waagschale werfen.
Gerade an dem Tag, als man bei Scheider Electric in China den großen Scheck ausstellte, eröffnete die Deutsche Bank ihre siebte Filiale in China – in der neuen Freihandelszone von Shanghai. Dort wird die Deutsche Bank ihren Kunden grenzüberschreitende Transaktionen in Yuan, Liquiditätsbündelung, internationale Handelsfinanzierungs- und Darlehensgeschäfte sowie Zinssicherungsinstrumente anbieten. Die Deutsche Bank ist dabei die insgesamt elfte ausländische Bank, die in der Shanghaier Freihandelszone (FHZ) eine Filiale eröffnet. Die FHZ wurde letzten September eröffnet und soll eine Testgebiet für die von der chinesischen Regierung geplanten Wirtschaftsreformen sein, zu denen auch die Liberalisierung der Kapital- und Zinsmärkte gehört.
Laut Lee werde auch die derzeitige Schwäche des Yuan gegenüber dem Dollar nichts an der weltweiten Bereitschaft, den Yuan zu halten, ändern. Damit ist Lee anderer Meinung als viele andere Analysten, die davon ausgehen, dass eine Abwertung des Yuan zu einer Begrenzung der Kapitalerträge führen und die Währung somit für Investoren uninteressant machen würde.
"Internationale Unternehmen haben großen Bedarf daran, künftig in Yuan zahlen zu können", sagte Lee. "Die Nachfrage, die durch das stabile Wachstum der chinesischen Wirtschaft unterstützt wird, überwiegt die Verkäufe seitens einiger Spekulanten um ein Vielfaches."
Der Yuan hat seit 2005 gegenüber dem Dollar um 20 Prozent aufgewertet. Damit bot er für Spekulanten eine garantierte Einnahmequelle. Seit Anfang des laufenden Jahres fluktuiert die chinesische Währung jedoch wieder stärker.
Dennoch: laut Daten der Gesellschaft für internationale Abwicklung des Zahlungsverkehrs (SWIFT) seien die Zahlungsströme in Yuan unverändert stark. Die Gesellschaft führte den Yuan im März als die im weltweiten Zahlungsverkehr am siebthäufigsten verwendete Währung – mit 1,62 Prozent wurde somit ein neuer Rekordanteil des Yuan am globalen Zahlungsverkehr erreicht. Der US-Dollar wird demgegenüber bei 40,19 Prozent aller weltweiten Zahlungen verwendet.