Die Urbanisierung gilt in den Augen vieler Ökonomen als Zugpferd für Chinas zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Nicht weiter verwunderlich also, dass sich auch die Abgeordneten des Nationalen Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes mit den Fragen der Urbanisierung auseinandergesetzt haben.
In Suzhou etwas nördlich von Shanghai gelten seit diesem Jahr dieselben Sozialleistungen für alle Bewohner – egal ob die nun im städtischen oder ländlichen Teil der Millionenmetropole leben. Dazu Zhou Naixiang, der Bürgermeister der Gartenstadt:
„Suzhou legt großen Wert darauf, dass sowohl seine städtischen als auch seine ländlichen Bewohner an den Erfolgen der Entwicklung partizipieren können. Seit diesem Jahr haben die ländlichen Bewohner von Suzhou Anrecht auf dasselbe Existenzminimum, dieselbe Altersversorgung und dieselbe medizinische Betreuung wie die städtischen Bewohner."
Die Urbanisierung wird Chinas soziale Landschaft in Zukunft noch weiter drastisch verändern. Darin sind sich die Experten einig. Yi Peng von der Chinesischen Akademie für die städtische Entwicklung hält die enormen Veränderungen grundsätzlich für etwas Positives:
„Die Urbanisierung fördert die soziale Gerechtigkeit. Das gilt auch in Bezug auf die öffentlichen Dienstleistungen der zahlreichen ländlichen Wanderarbeiter in den Städten. Das Verhältnis zwischen den städtischen und den ländlichen Regionen muss aber ausgeglichener werden."
Die Urbanisierungsrate in China ist in den vergangenen fünf Jahren von 45,9 auf 52,6 Prozent gestiegen und hat das traditionelle Verhältnis zwischen Stadt und Land tiefgehend verändert – auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Der NVK-Abgeordnete Ma Xu ist vom wirtschaftlichen Potenzial überzeugt, das eine weitere Urbanisierung mit sich bringt:
„Mit einer Erhöhung der Urbanisierungsrate von nur einem Prozent könnten weitere 13 Millionen Landbewohner in der Stadt leben. Dadurch würde ein zusätzliches Konsumvolumen von 170 Milliarden Yuan RMB entstehen."
Die rasante Urbanisierung der letzten 30 Jahre hat aber auch zu Problemen geführt. Besonders zu nennen sind die Umweltverschmutzung, der Verlust von Ackerland sowie Verstöße gegen die Rechte und Interessen der Bauern. Vize-Landwirtschaftsminister Chen Xiaohua betont denn auch, dass die Rechte und Interessen der Bauern in Zukunft besser geschützt werden müssen:
„In diesem Bereich muss zuerst das Bodenverpachtungs- und Bewirtschaftungsrecht der Bauern gut gewahrt werden. Nur auf diese Weise können auch die Bauern mehr profitieren. Gleichzeitig muss die Verlegung der Bauern vom Land in die Stadt ordnungsgemäß erfolgen. Die Bauern müssen langsam in Stadtbürger verwandelt werden."