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51 Silber im Meer

时间:2020-09-21来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Meer
Samstag, 8. Oktober
 
Wie wir alle wissen, ist das Meer wild und anmaßend, und der seinen Angriffen am meisten ausgesetzte Teil Schwedens ist deshalb schon vor langer, langer Zeit durch eine lange und breite steinerne Mauer geschützt worden, die Bohuslän heißt. Die Mauer ist ungefähr so breit, daß sie das ganze Land zwischen Dalsland und dem Meere ausfüllt, aber sie ist nicht besonders hoch, wie das bei den Uferdämmen und Wellenbrechern meistens zu sein pflegt; sie ist aus gewaltigen Felsblöcken errichtet, und an manchen Stellen sind ganze Bergrücken eingefügt worden. Das Bauen mit kleinen Steinen hätte auch gar keinen Wert gehabt, wo es sich darum handelte, einen Schutzwall gegen das Meer aufzurichten, der sich vom Iddefjord bis zum Götaälf erstrecken sollte.
 
Solche großen Bauwerke werden ja in unsern Tagen nicht mehr hergestellt; diese Mauer ist auch ungeheuer alt, und es kann nicht geleugnet werden, daß der Zahn der Zeit tüchtig an ihr genagt hat. Die großen Felsblöcke liegen nicht mehr so dicht beieinander, wie dies im Anfang wohl der Fall gewesen war. Dazwischen haben sich tiefe und breite Spalten gebildet, in denen Häuser und Felder Platz gefunden haben. Die Felsblöcke liegen aber doch nicht gar zu weit voneinander; man kann noch gut sehen, daß sie einst zu der obengenannten Mauer gehört haben.
 
Auf ihrer Landseite ist die große Mauer noch am besten erhalten. Da führt sie lange Strecken weit ununterbrochen und unzerstört hin. Aber in ihrer Mitte sind lange tiefe Risse mit Seen auf dem Grunde, und gegen die Küste zu ist sie ganz verfallen, da liegt jeder einzelne Felsblock wie ein Hügel für sich da.
 
Erst wenn man die große Mauer unten von der Küste aus sieht, versteht man, [468] daß sie nicht nur zu ihrem Vergnügen gerade an dieser Stelle steht. Wie stark sie auch im Anfang gewesen sein mochte, an sechs bis sieben Stellen ist das Meer durchgebrochen und hat Fjorde gebildet, die mehrere Meilen lang sind. Der äußerste Teil steht überdies ganz unter Wasser, und man sieht nur die Gipfel der Felsblöcke über dem Meere aufragen. So haben sich allmählich viele große und kleine Inseln, die Schären, gebildet, und diese müssen den schlimmsten Angriffen des Sturmes und des Meeres standhalten.
 
Nun könnte man vielleicht glauben, eine Landschaft, die eigentlich nur aus einer steinernen Mauer bestehe, müsse ganz und gar unfruchtbar sein, und die Menschen dort könnten sich gar nicht fortbringen; aber damit ist es trotzdem nicht so ganz schlecht bestellt; wenn auch die Hügel und Hochebenen in Bohuslän nackt und kahl sind, so hat sich dafür in allen den Schluchten fruchtbares Erdreich angesammelt, das sich, wenn auch die Felder selbst nicht gerade sehr groß sind, doch vortrefflich zum Ackerbau eignet. In der Regel ist der Winter an der Küste auch nicht so kalt wie weiter drinnen im Lande, und an den vor dem Wind geschützten Stellen gedeihen gegen Kälte empfindliche Bäume und Pflanzen, die sich sonst kaum weiter droben als in Schonen finden.
 
Und ebensowenig darf man vergessen, daß Bohuslän an der Grenze der großen Flur liegt, die allen Menschen auf der Welt gemeinsam gehört. Die Leute von Bohuslän können Wege benützen, die sie nicht erst zu bauen, noch im Stand zu halten brauchen. Sie können Herden einfangen, die sie nicht zu bewachen noch auf die Weide zu führen haben, und ihre Beförderungsmittel werden von Zugtieren gezogen, denen sie weder Futter noch Obdach gewähren müssen. Deshalb sind sie auch nicht so abhängig vom Ackerbau oder von der Viehzucht wie die Bewohner andrer Bezirke, und sie fürchten sich nicht, ihr Heim auf sturmgepeitschten Schären aufzuschlagen, wo kein Grashälmchen wächst, oder auf den schmalen Streifen Uferland am Fuße der Berge, wo kaum Platz zu einem kleinen Kartoffelfeld ist; denn sie wissen, daß das große reiche Meer ihnen alles geben kann, was sie bedürfen.
 
Aber wenn es wahr ist, daß das Meer unendlichen Reichtum birgt, so ist es nicht weniger wahr, daß der eine schwierige Aufgabe hat, der sich mit ihm abgeben muß. Wer sein Auskommen vom Meere gewinnen will, muß alle Fjorde und Buchten, alle Untiefen und Strömungen kennen, kurz gesagt, er muß von jedem Stein auf dem Meeresgrunde Bescheid wissen. Durch Sturm und Nebel hindurch muß er sein Boot führen und in der schwärzesten Nacht seinen Weg finden können. Er muß es verstehen, die Zeichen in der Luft zu deuten, die böses Wetter verkünden, und er darf sich aus Kälte und Nässe nichts machen. Er muß wissen, wo der Zug der Fische geht und wo die Hummern kriechen, er muß schwere Netze hereinziehen und auch die Netze bei unruhiger See auswerfen können. Zuerst und vor allem aber muß er ein mutiges Herz in der Brust tragen, das nichts danach fragt, ob im Kampf gegen das Meer jeden Tag das Leben aufs Spiel gesetzt wird.
 
An dem Morgen, wo die Wildgänse über Bohuslän hinflogen, war es [469] still und friedlich zwischen den Schären. Sie sahen mehrere kleine Fischerdörfer; aber es war kein Leben auf den schmalen Gassen, niemand ging in den hübsch angestrichenen Häuschen aus und ein. Die braunen Fischnetze hingen in guter Ordnung auf dem Trockenplatze, die schweren grünen oder blauen Fischerboote lagen mit angeschlagenen Segeln auf dem Strand. Keine Frauen arbeiteten an den langen Tischen, wo man sonst Dorsche und Heilbutten zu reinigen pflegte.
 
Die Wildgänse flogen auch über mehrere Lotsenstationen hin. Die Lotsenhäuser waren schwarz und weiß angestrichen, die Signalstange ragte daneben empor, und der Lotsenkutter lag vertäut an der Brücke. Dort war ringsumher alles still, nirgends war ein Dampfer in Sicht, der in dem engen Fahrwasser Hilfe gebraucht hätte.
 
 
Die kleinen Küstenorte, über die die Wildgänse hinflogen, hatten ihre großen Badehäuser geschlossen, ihre Flaggen eingezogen und die schönen Sommerhäuser verriegelt. Niemand war zu sehen, als einige alte Schiffskapitäne, die auf den Brücken hin und her spazierten und sehnsüchtig aufs Meer hinausschauten.
 
Auf der östlichen Seite der Inseln, sowie drinnen in den Buchten am Ufer sahen die Wildgänse einige Bauernhöfe, und auch dort lagen die Verkehrsboote ganz ruhig an den Landungsbrücken. Der Bauer und seine Knechte [470] hackten Kartoffeln aus oder sahen nach, ob die Bohnen, die an großen Holzgestellen hingen, noch nicht dürr genug seien.
 
In den großen Steinbrüchen und auf den Schiffswerften waren viele Arbeiter tätig. Sie schwangen ihre Schmiedehämmer und Äxte recht fleißig, aber immer und immer wieder wendeten sie den Kopf dem Meere zu, wie wenn sie auf irgendeine Unterbrechung hofften.
 
Und die Schärenvögel verhielten sich ebenso ruhig wie die Menschen. Einige Scharben, die auf einer steilen Felsenwand geschlafen hatten, verließen eine nach der andern die schmalen Felsenvorsprünge und begaben sich mit langsamem Flug zu ihren Fischplätzen hin. Die Möwen waren vom Meere hereingezogen und spazierten wie richtige Krähen auf dem Ufer umher.
 
Aber mit einem Schlage veränderte sich alles. Eine Schar Möwen flog plötzlich von einem Acker auf und sauste mit solcher Hast südwärts, daß die Wildgänse sie kaum fragen konnten, wohin sie wollten, und die Möwen sich nicht Zeit nahmen, ihnen eine Antwort zu geben. Nun flogen die Scharben vom Wasser auf und folgten den Möwen mit schwerfälligen Flügelschlägen. Die Delphine schossen plötzlich wie schwarze Spindeln eiligst durchs Wasser, und eine Schar Seehunde stürzte sich von einer flachen Schäre in die Wellen und schwamm südwärts.
 
„Was ist denn los? Was ist denn los?“ fragten die Wildgänse; und schließlich bekamen sie Antwort von einer Eisente.
 
„Die Heringe sind in Marstrand eingetroffen! Die Heringe sind in Marstrand eingetroffen!“ rief sie.
 
Aber nicht allein die Vögel und Seetiere waren in Bewegung gekommen, die Menschen hatten offenbar auch Nachricht von dem Eintreffen der ersten großen Heringzüge zwischen den Schären erhalten. Auf den glatten Steinen der Fischerdörfer liefen die Leute rasch hin und her. Die Fischerboote wurden zur Abfahrt bereit gemacht und die langen Heringnetze vorsichtig hineingeschafft. Die Frauen verstauten Proviant und die Ölkleider in die Boote, und die Männer kamen so eilig aus ihren Häusern heraus, daß sie, schon auf der Straße angekommen, erst in den Rock hineinfuhren.
 
Schon nach ganz kurzer Zeit waren alle Sunde zwischen den Schären voll brauner und grauer Segel, und zwischen den Booten wurden lustige Zurufe und Fragen gewechselt. Junge Mädchen waren auf die Klippen hinter den Häusern hinaufgeklettert und winkten den Abziehenden nach. Die Lotsen hielten scharf Ausguck und waren ganz sicher, daß bald nach ihnen geschickt werde; sie hatten deshalb schon ihre Wasserstiefel angezogen und den Kutter klar gemacht. Aus den Fjorden heraus fuhren kleine mit Tonnen und Kisten beladene Dampfschiffe. Die Bauern hatten eilig die Kartoffelhacke weggeworfen, die Schiffsbauer die Werften verlassen, und die alten Schiffskapitäne mit den wetterharten Gesichtern konnten natürlich nicht zurückbleiben, sondern fuhren mit den Dampfschiffen südwärts, um den Heringfang wenigstens mitanzusehen.
 
Schon nach kurzer Zeit erreichten die Wildgänse Marstrand. Die Heringzüge kamen von Westen her und zogen am Leuchtturm auf der Hafenschäre [471] vorbei dem Lande zu. In dem breiten Fjord zwischen der Marstrandinsel und der Paternosterschäre fuhren die Fischerboote immer zu drei und drei nebeneinander her. Da, wo die See dunkler aussah und in kleinen kurzen Wellen aufschäumte, waren die Heringe. Die Fischer wußten dies wohl und warfen an diesen Stellen vorsichtig die langen Netze ins Wasser, faßten sie ringsum zusammen und schnürten sie unten zu, so daß die Heringe nun wie in einem ungeheuren Sack drinnen lagen; dann zogen und schnürten sie sie enger und enger zusammen, so daß der Raum immer kleiner wurde und das Schleppnetz schließlich mit glitzernden Fischen gefüllt herausgezogen werden konnte. Bei einigen Schiffsgruppen war der Fischfang schon so weit gediehen, daß ihre Boote bis an den Rand mit Fischen gefüllt waren. Die Fischer standen bis an die Kniee in Heringen, und von dem Südwester an bis zum untersten Rande ihres Ölrockes glänzten sie von lauter Heringschuppen.
 
 
Dann sah man neuangekommene Schiffsgruppen, die umherfuhren und loteten und nach Heringen suchten, und wieder andre, die mit großer Mühe ihr Netz ausgeworfen, es aber leer wieder herausgezogen hatten. Wenn die Boote voll waren, fuhren einige von den Fischern nach den großen im Fjord liegenden Dampfschiffen hin und verkauften ihren Fang, andre fuhren nach Marstrand und luden da ihre Ladung am Kai aus. Dort waren die Heringweiber schon an langen Tischen in voller Arbeit; die Heringe wurden in Tonnen und Kisten verpackt, und die ganze Straße lag voller Heringschuppen.
 
Ja, jetzt war Leben und Bewegung da! Die Menschen waren ganz [472] außer sich vor Freude über all dieses Silber, das sie aus den Wogen des Meeres herausschöpften, und die Wildgänse flogen viele Male über Marstrand hin und her, damit der Junge alles recht genau sehen könnte.
 
Aber schon nach kurzer Zeit bat er, sie möchten nur weiterfliegen. Er sagte nicht, warum er weiter wollte, aber es war vielleicht nicht so schwer zu erraten. Unter den Fischern sah er viele schöne, kräftige Leute. Mehrere von ihnen waren überaus stattliche Männer mit kühnen Gesichtern unter dem Südwester, und sie sahen gerade so keck und verwegen aus, wie jeder Junge gerne sein möchte, wenn er selbst einmal erwachsen ist. Ja, für einen, der niemals größer werden konnte als ein Hering, war es in der Tat vielleicht nicht so vergnüglich, diese prächtigen Gestalten zu betrachten! 
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