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52 Ein großer Herrenhof-Der alte und der junge Herr

时间:2020-09-21来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Herrenhof
Vor einer Reihe von Jahren lebte in einem Kirchspiel in Westgötland eine überaus gute, liebe kleine Volksschullehrerin. Sie gab nicht allein einen sehr guten Unterricht, sondern verstand es auch, musterhafte Ordnung in ihrer Klasse zu halten, und die Kinder liebten sie so sehr, daß sie niemals in die Schule kamen, ohne ihre Aufgaben gelernt zu haben. Die Eltern der Kinder schätzten sie auch, und es gab überhaupt nur einen einzigen Menschen, der nicht wußte, wie gut sie war, und dieser eine war sie selbst. Sie hielt alle andern für viel klüger und tüchtiger als sich selbst und grämte sich in dem Gedanken, nicht auch so sein zu können wie die andern.
 
Nachdem die Lehrerin einige Jahre an der Schule unterrichtet hatte, erging von der Schulbehörde die Aufforderung an sie, in dem Slöjdseminar[1] auf Nääs einen Lehrgang mitzumachen, damit sie später die Kinder lehren könne, nicht allein mit dem Kopfe, sondern auch mit den Händen zu arbeiten. Niemand kann sich vorstellen, wie überrascht die Lehrerin war, als sie diese Aufforderung erhielt. Nääs lag nicht sehr weit von ihrer Schule entfernt, sie war wiederholt an dem schönen, stattlichen Gute vorübergegangen und hatte über den Slöjdkurs, der auf dem großen, alten Herrenhof stattfand, viel Lobenswertes gehört. Aus allen Teilen des Landes wurden da Lehrer und Lehrerinnen versammelt, damit sie sich eine gewisse Kunstfertigkeit der Hände aneigneten, selbst vom Ausland kamen die Leute zu diesem Zweck herbeigereist; aber wie schön diese Aussicht nun auch für die Lehrerin war, so wußte sie doch schon im voraus, wie schrecklich ängstlich es ihr unter so vielen ausgezeichneten Menschen zumute sein würde, ja es war ihr gerade, als könne sie es einfach nicht durchmachen.
 
[1] Eine Art Gewerbeschule, hauptsächlich für Holzverarbeitung.
Anmerkung des Übersetzers
 
Aber der Schulbehörde eine abschlägige Antwort zu geben, das wagte sie auch nicht; so reichte sie also ihr Gesuch ein und wurde als Schülerin angenommen. An einem schönen Juniabend, am Tage, bevor der Sommerunterricht beginnen sollte, packte sie ihre Kleider und was sie sonst brauchte in eine kleine [474] Reisetasche und wanderte nach Nääs; und wie oft sie auch unterwegs anhielt und wie sehr sie sich auch weit wegwünschte, sie kam schließlich eben doch an ihrem Ziele an.
 
Auf Nääs ging es lebhaft zu. Allen Teilnehmern an dem Lehrgang, die von den verschiedensten Seiten her eintrafen, mußten in den Häusern, die zu dem Gute gehörten, Zimmer angewiesen werden. Allen war es in der ungewohnten Umgebung etwas seltsam zumute; aber die kleine Lehrerin dachte wie immer, nur sie allein benehme sich ungeschickt und töricht; so hatte sie sich schließlich in eine solche Angst hineingearbeitet, daß sie weder sehen noch hören konnte. Und sie hatte auch wirklich Schweres durchzumachen: in einer schönen Villa wurde ihr ein Zimmer angewiesen, in dem sie mit noch einigen jungen Mädchen, die ihr gänzlich unbekannt waren, zusammen wohnen sollte! Und mit siebzig fremden Menschen zusammen mußte sie zu Abend essen! Auf ihrer einen Seite saß ein kleiner Herr, der im Gesicht ganz gelb war und ihr mitteilte, er sei aus Japan, und auf ihrer andern Seite befand sich ein Schullehrer aus Jockmock droben in Lappland! Und vom ersten Augenblick an ertönte lebhaftes Geplauder und Scherz und Lachen an den langen Tischen. Alle sprachen miteinander und machten gegenseitig Bekanntschaft. Sie war die einzige, die den Mund nicht aufzutun wagte.
 
Am nächsten Morgen fing die Arbeit an. Wie in allen Schulen, begann auch hier der Tag mit Gesang und Gebet; dann hielt der Vorstand des Seminars eine Ansprache über den Slöjd und gab einige kurze Verhaltungsmaßregeln, und dann, ohne daß sie recht wußte, wie es zugegangen war, stand sie vor einer Hobelbank, ein Stück Holz in der einen Hand und ein Messer in der andern, während ein alter Slöjdlehrer ihr zu zeigen versuchte, wie man einen Pflanzenstab machte.
 
Eine solche Arbeit hatte sie noch nie probiert; sie kannte die Handgriffe gar nicht und war außerdem so verwirrt, daß sie gar nichts von dem Gehörten verstand. Als der Lehrer weitergegangen war, legte sie Messer und Holz auf die Hobelbank und starrte nur immer geradeaus.
 
Ringsherum im Saal standen lauter Hobelbänke, und an allen sah sie Menschen, die mit frischem Mut an die Arbeit gingen. Einige von ihnen, die schon etwas bewandert in der Kunst waren, kamen herbei und wollten ihr helfen; aber sie war nicht imstande, die gegebenen Winke zu benützen, denn sie hatte das Gefühl, als ob alle miteinander aufmerksam darauf geworden seien, wie ungeschickt sie sich anlasse, und das machte sie furchtbar unglücklich; sie war wie gelähmt.
 
Die Frühstückszeit kam heran, und nach dem Frühstück kam neue Arbeit. Zuerst hielt der Vorstand einen Vortrag, dann folgte eine Turnstunde, und dann fing der Slöjdunterricht wieder an. Hierauf wurde Mittagspause gemacht. In dem großen, hellen Versammlungssaal wurde zu Mittag gegessen und Kaffee getrunken, und am Nachmittag ging man wieder an die Slöjdarbeit; dann kamen Singübungen an die Reihe und schließlich Spiele im Freien. Die [475] Lehrerin war den ganzen Tag hindurch in Bewegung und immer mit den andern zusammen, fühlte sich aber immer noch ebenso unglücklich.
 
Wenn sie später an diese ersten auf Nääs verbrachten Tage zurückdachte, war ihr, als sei sie wie in einem Nebel herumgegangen. Alles war düster und verschleiert gewesen; sie hatte weder gesehen noch verstanden, was um sie her vorging. Dieser Zustand dauerte zwei Tage; am Abend des zweiten Tages jedoch fing es plötzlich an, hell um sie zu werden.
 
Nachdem das Abendessen an diesem zweiten Tag vorüber war, erzählte ein alter Volksschullehrer, der früher schon mehrere Male auf Nääs gewesen war, einigen neuen Schülern, wie das Slöjdseminar entstanden war, und da die kleine Lehrerin in der Nähe saß, hörte sie unwillkürlich auch zu.
 
Der Volksschullehrer erzählte, Nääs sei ein sehr altes Gut, sei aber früher nie etwas andres gewesen als ein großer, schöner Herrenhof, wie so viele andre auch, bis der alte Herr, dem er jetzt zu eigen gehöre, hierher gezogen sei. Dieser sei ein sehr reicher Mann, und die ersten Jahre seines Aufenthalts habe er nur darauf verwendet, das Schloß und den Park zu verschönern und die Häuser seiner Untergebenen zu verbessern.
 
Aber dann sei seine Frau gestorben, und da sie keine Kinder hätten, habe der alte Herr sich oft sehr einsam auf dem großen Gute gefühlt. Deshalb habe er einen jungen Neffen, den er sehr lieb hatte, überredet, zu ihm zu kommen und sich auf Nääs niederzulassen.
 
Von Anfang an war bestimmt gewesen, daß der junge Herr bei der Bewirtschaftung des Gutes Hand anlegen sollte; als er aber aus dieser Veranlassung bei den Untergebenen seines Oheims umherging und sah, welches Leben sie in ihren ärmlichen Hütten führten, kamen ihm allerlei wunderliche Gedanken. Es fiel ihm auf, daß sich in den meisten dieser Wohnungen an den langen Winterabenden weder Männer noch Kinder, ja oft nicht einmal die Frauen mit irgendeiner Handarbeit beschäftigten. In den frühern Zeiten hatten die Leute ihre Hände fleißig rühren müssen zur Herstellung ihrer Kleider und ihres Hausgeräts, aber jetzt, wo man alle diese Dinge kaufen konnte, hatte diese Art von Arbeit aufgehört. Und da glaubte der junge Herr zu sehen, daß in den Häusern, wo man dieses häusliche Gewerbe aufgegeben hatte, sich auch das häusliche Behagen und der häusliche Wohlstand verabschiedet habe.
 
Ein einzelnes Mal kam er doch auch in ein Haus, wo der Vater Tische und Stühle zusammenzimmerte und die Mutter webte; und soviel war sicher, diese Leute waren nicht nur wohlhabender, sondern auch glücklicher als die in den andern Häusern.
 
Der junge Herr sprach mit seinem Oheim, und der alte Herr sah ein, welch ein großes Glück es wäre, wenn sich die Leute in ihrer freien Zeit mit irgendeiner Handarbeit beschäftigen würden. Um aber dies zu erreichen, müßten sie ohne Zweifel von Kind auf gelehrt werden, die Hände zu gebrauchen. Die beiden Herren meinten, zur Erreichung dieses Zieles könnten sie nichts Besseres tun, als eine Slöjdschule für Kinder einzurichten. Die Kinder sollten [476] da lernen, einfache Geräte aus Holz herzustellen, denn, meinten die beiden Herren, diese Art Arbeit werde allen am leichtesten fallen. Sie waren überzeugt, wer von den Leuten einmal gelernt hätte, das Messer ordentlich zu gebrauchen, werde dann später leicht lernen, auch den großen Schmiedehammer und den kleinen Schuhmacherhammer zu führen. Wessen Hand aber von Kindheit auf an nichts gewöhnt sei, werde vielleicht niemals darauf kommen, daß der Mensch darin ein Werkzeug besitzt, das mehr wert ist als alle andern.
 
Sie hatten also angefangen, Kinder im Handslöjd auf Nääs zu unterrichten, und bald sahen sie, wie nützlich und gut es für die Kleinen war, so nützlich und gut, daß sie nur wünschten, alle Kinder in ganz Schweden könnten einen ähnlichen Unterricht bekommen.
 
Aber wie sollte das ausführbar sein? Ringsum in ganz Schweden wuchsen ja viele hunderttausend Kinder heran; diese konnten doch nicht alle auf Nääs versammelt werden, um da Slöjdunterricht zu bekommen? Das war ganz und gar unmöglich.
 
Da kam der junge Herr mit einem neuen Vorschlag. Wie, wenn man, anstatt die Kinder zu unterrichten, ein Slöjdseminar für deren Lehrer einrichten würde? Wie, wenn die Lehrer und Lehrerinnen vom ganzen Lande in Nääs zusammenkämen, da Slöjd lernten und nachher mit allen den Kindern, die sie in ihren Schulen hatten, Slöjd treiben würden? Auf diese Weise gelänge es schließlich vielleicht doch, daß bei allen Kindern die Hände ebenso geübt würden wie das Gehirn.
 
Als dieser Gedanke in den Herzen der beiden Herren einmal Wurzel geschlagen hatte, ließ er sie nicht mehr los, und sie suchten ihn zu verwirklichen.
 
Die beiden Herren halfen einander treulich. Der alte Herr baute Arbeitssäle, Versammlungshäuser, den Turnsaal und sorgte für Wohnung und Unterhalt der Neuankommenden. Der junge Herr wurde der Vorsteher des Seminars; er arbeitete den Unterrichtsplan aus, überwachte die Arbeit und hielt Vorträge. Und damit noch nicht genug: er lebte auch beständig mit den Schülern zusammen, machte sich mit den Verhältnissen des einzelnen bekannt und wurde ihnen ein aufrichtiger, treuer Freund.
 
Und wie groß war von Anfang an die Zahl der Teilnehmer! In jedem Jahre wurden vier Kurse gehalten, und zu allen meldeten sich mehr Schüler, als aufgenommen werden konnten. Die Schule wurde auch bald im Auslande bekannt, und aus aller Herren Länder kamen Lehrer und Lehrerinnen nach Nääs, um zu lernen, wie sie es machen müßten, ihre Hände auszubilden. Kein Ort in Schweden war im Ausland so bekannt wie Nääs, und kein Schwede hat je so viele Freunde ringsum auf der ganzen Welt gehabt, wie der Vorsteher des Slöjdseminars auf Nääs.
 
Die kleine schüchterne Lehrerin hörte dieser Erzählung zu, und je länger sie zuhörte, desto heller wurde es um sie her. Bis jetzt hatte sie gar nicht gewußt, warum die Slöjdschule auf Nääs war, sie hatte sich nicht klar gemacht, daß sie von zwei Männern geschaffen worden war, die ihrem Lande etwas [477] Gutes tun wollten, hatte keine Ahnung davon gehabt, daß sie ihre Arbeit ohne Lohn taten, daß sie alles opferten, was sie opfern konnten, um ihren Mitmenschen zu helfen, besser und glücklicher zu werden.
 
Als sie jetzt über die große Güte und Nächstenliebe nachdachte, die hinter allem diesem lag, rührte es sie fast bis zu Tränen; so etwas hatte sie noch nie erlebt.
 
Am nächsten Tag ging sie mit einem ganz andern Verständnis an ihre Arbeit. Wenn ihr das alles aus lauter Güte geboten wurde, mußte sie mit einem ganz andern Fleiß daran gehen als bisher. Sie vergaß nun, an sich selbst zu denken; die Arbeit und das große Ziel, das erreicht werden sollte, nahmen sie jetzt ganz in Anspruch. Und von diesem Augenblick an machte sie ihre Sache ganz ausgezeichnet; sobald ihre Schüchternheit ihr nicht hindernd in den Weg trat, war sie sehr geschickt und fingerfertig.
 
Jetzt, wo ihr die Schuppen von den Augen gefallen waren, erkannte sie überall das wunderbare, große Wohlwollen. Jetzt sah sie, wie liebevoll im ganzen Seminar alles für die Teilnehmer an den Kursen eingerichtet war. Diese Teilnehmer wurden bei weitem nicht nur in Handarbeit unterrichtet; der Vorstand hielt Vorträge über Erziehung, er gab Turnunterricht, er bildete einen Gesangverein, und beinahe jeden Abend vereinigte man sich zu Musik und Vorlesungen. Und außerdem standen Bücher, Boote, Badehäuser und Klaviere zur Verfügung; alle sollten es gut haben, sich wohl befinden und vergnügt sein.
 
Allmählich wurde der Lehrerin klar, welch ein unschätzbarer Vorteil das war, wenn jemand die schönen Sommertage auf einem solchen großen schwedischen Herrenhofe verbringen durfte. Das Schloß, in dem der alte Herr wohnte, lag auf einem fast ganz von einem See umgebnen Hügel, und eine schöne steinerne Brücke bildete die Verbindung mit dem Lande. Die Lehrerin hatte noch nie etwas so Schönes gesehen, wie die Blumenbeete auf den Terrassen vor dem Schlosse, wie die alten Eichen im Park, wie den Weg dem Seeufer entlang, wo die Bäume sich über das Wasser neigten, oder wie den Ausblick vom Aussichtspavillon auf dem Felsen über den See hin. Die Schulgebäude lagen auf dem Festland, dem Schloß gerade gegenüber auf grünen, schattigen Wiesen, aber es stand den Schülern frei, sich ganz nach Belieben im Schloßpark zu ergehen. Der Lehrerin war es, als wisse sie erst jetzt, wie schön der Sommer sei, da sie ihn an einem so wunderschönen Ort wie Nääs genießen durfte.
 
Doch muß man nicht meinen, es sei nun eine große Veränderung mit ihr vorgegangen; nein, mutig und selbstbewußt wurde sie nicht, aber sie fühlte sich froh und glücklich. Diese Güte hier erwärmte sie bis ins innerste Herz hinein. An einem solchen Orte, wo es alle gut mit ihr meinten und ihr nützlich zu sein suchten, konnte sie sich unmöglich ängstlich fühlen. Und als der Lehrgang zu Ende war und die Schüler Nääs verließen, war sie ganz neidisch auf alle, die dem alten und dem jungen Herrn richtig danken und das, was sie fühlten, in schönen [478] Worten ausdrücken konnten. Ach, so weit brachte sie es gewiß in ihrem ganzen Leben nicht!
 
Sie kehrte nach Hause zurück, nahm ihre Arbeit in der Schule wieder auf und war ebenso befriedigt davon wie vorher. Von Nääs war sie nicht weiter entfernt, als daß sie an einem freien Nachmittag zu Fuß hin und zurück gelangen konnte, und im Anfang tat sie das auch ziemlich oft. Aber es war eben immer wieder ein andrer Jahrgang, immer andre Gesichter, ihre Schüchternheit überfiel sie aufs neue, und so wurde sie allmählich ein immer seltenerer Gast in der Slöjdschule. Aber die Zeit, wo sie selbst Schülerin auf Nääs gewesen war, stand trotzdem immer als das beste, was sie je erlebt hatte, in ihrer Erinnerung.
 
Im Frühling hörte sie eines Tages, daß der alte Herr auf Nääs gestorben sei. Da gedachte sie des schönen Sommers, den sie auf seinem Gute verbracht hatte, und das Herz wurde ihr schwer, weil sie sich niemals so recht bei ihm bedankt hatte. Er hatte ja sicherlich Dankesbezeugungen genug erhalten, von Hohen wie von Niederen; aber sie selbst würde sich jetzt glücklicher gefühlt haben, wenn sie ihm einmal mit ein paar Worten ausgedrückt hätte, wieviel er für sie getan habe.
 
Auf Nääs wurde der Unterricht ganz in derselben Weise fortgesetzt wie vor dem Tode des alten Herrn. Er hatte nämlich das ganze schöne Gut der Schule vermacht; sein Neffe aber blieb auch fernerhin der Vorsteher und verwaltete alles miteinander. So oft die Lehrerin nach Nääs kam, war irgend etwas Neues zu sehen. Jetzt handelte es sich nicht mehr allein um Slöjdkurse; der Vorsteher wollte auch die alten Gebräuche und die alten Volksvergnügungen wieder ins Leben rufen, und so richtete er auch Lehrgänge für Singspiele und viele andre Arten von Spielen ein. Aber in einer Hinsicht blieb alles beim alten; noch immer wurde den Leuten von dem Wohlwollen, das sie hier überall umgab, das Herz warm, und sie fühlten, wie sehr doch alles darauf eingerichtet war, daß sie sich nicht allein Kenntnisse erwürben, sondern auch Arbeitsfreudigkeit mitnähmen, wenn sie zu den kleinen Schulkindern ringsum im Lande zurückkehrten.
 
Nur wenige Jahre nach dem Tode des alten Herrn hörte die Lehrerin eines Sonntags in der Kirche, der Vorsteher auf Nääs sei gefährlich erkrankt. Sie wußte, daß er seit einiger Zeit an schweren Herzkrämpfen litt, hatte aber an keine Lebensgefahr für ihn gedacht. Jetzt aber hieß es, diesmal stehe es sehr schlecht.
 
Von dem Augenblick an, wo die Lehrerin dies hörte, konnte sie nichts andres mehr denken, als daß am Ende der Vorsteher jetzt auch sterben würde wie der alte Herr, ohne daß sie ihm ihren Dank ausgesprochen hätte, und sie überlegte hin und her, was sie doch tun könnte, um ihren Dank darzubringen.
 
Am Sonntag nachmittag ging die Lehrerin bei den Nachbarn umher und fragte, ob die Kinder sie nicht nach Nääs begleiten dürften. Sie habe gehört, der Vorsteher sei krank, und sie denke, es werde ihn freuen, wenn die Kinder [479] hinkämen und ihm ein paar Lieder sängen. Es sei allerdings schon ziemlich spät am Tage, aber es sei ja jetzt gerade heller, klarer Mondschein, deshalb könnte man gut noch gehen. Die Lehrerin hatte das Gefühl, daß sie an diesem Abend durchaus noch nach Nääs müsse; und sie fürchtete, es könnte am nächsten Tag zu spät sein. 
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