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52 Ein großer Herrenhof-Die Sage von Westgötland

时间:2020-09-21来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Ein großer Herrenhof
Die Wildgänse hatten Bohuslän verlassen und verbrachten die Nacht auf einem Sumpf in Westgötland. Um im Trocknen zu sein, war der kleine Nils Holgersson auf einen Grabenrain hinaufgekrochen, der quer über die sumpfige Wiese hinlief. Er suchte noch nach einem trockenen Platz, wo er sich zum Schlafen niederlegen könnte, als er eine kleine Schar Menschen des Weges daherkommen sah. Es war eine junge Lehrerin mit etwa einem Dutzend Kinder um sich her. Die Lehrerin in der Mitte, schritten sie in einem dichten Trüpplein unter fröhlichem und vertraulichem Geplauder frisch drauf los, und der Junge konnte der Lust nicht widerstehen, eine Strecke weit hinter ihnen herzulaufen, um zu hören, wovon sie miteinander sprachen.
 
Und diese Absicht konnte er leicht ausführen; wenn er sich im Schatten am Wegrand hielt, konnte ihn unmöglich jemand sehen. Und wo fünfzehn Menschen gingen, machte das Geräusch ihrer Fußtritte einen ordentlichen Lärm; da konnte sicher niemand den Kies unter seinen kleinen Holzschuhen knirschen hören!
 
Um die Kinder auf dem Wege in guter Laune zu erhalten, erzählte ihnen die Lehrerin alte Sagen. Als der Junge sich der Schar anschloß, war sie eben mit einer fertig geworden, aber die Kinder bettelten sogleich um eine neue.
 
„Habt ihr denn die Geschichte von dem alten Riesen in Westgötland schon gehört, der auf eine Insel weit droben im nördlichen Eismeer gezogen war?“ fragte die Lehrerin. Nein, die hätten sie noch nie gehört, riefen die Kinder; und die Lehrerin begann:
 
„In einer dunkeln, stürmischen Nacht scheiterte einstmals ein Schiff an einer kleinen Schäre weit droben im nördlichen Eismeer. Das Schiff zerschellte an den Klippen, und von der ganzen Besatzung konnten sich nur zwei Mann ans Land retten. Tropfnaß und von Kälte erstarrt, standen sie auf der kleinen Felseninsel und waren natürlich überaus froh, als sie am Ufer ein großes Feuer lodern sahen. Ohne an eine Gefahr zu denken, eilten sie darauf zu; und erst als sie ganz nahe herangekommen waren, sahen sie, daß vor dem Feuer ein fürchterlich großer Hüne saß, ja, es war ein so großer und starker Mann, daß sie keinen Augenblick im Zweifel sein konnten, mit wem sie da zusammengetroffen waren, nämlich mit einem Mann aus dem Riesengeschlecht.
 
Zögernd blieben sie stehen; aber der Nordwind fuhr mit furchtbarer Eiseskälte [480] über die Schäre hin, und sie fühlten wohl, daß sie erfrieren müßten, wenn sie sich nicht an dem Feuer des Riesen wärmen dürften. Deshalb beschlossen sie, sich zu dem Riesen hinzuwagen.
 
‚Guten Abend, Vater,‘ sagte der ältere von den beiden. ‚Wollt Ihr zwei schiffbrüchigen Seeleuten erlauben, sich an Eurem Feuer zu wärmen?‘
 
Der Riese fuhr jäh aus seinen Gedanken auf; er reckte sich und zog sein Schwert aus der Scheide.
 
‚Was seid denn ihr für Gesellen?‘ fragte er, denn er war alt und konnte nicht mehr gut sehen, was das für Geschöpfe waren, die ihn angeredet hatten.
 
‚Wir sind beide aus Westgötland, wenn Ihr es wissen wollt,‘ antwortete der ältere von den beiden Seeleuten. ‚Unser Schiff ist hier in der Nähe gescheitert, und wir haben uns nun halbnackt und halberfroren ans Land gerettet.‘
 
‚Ich lasse mich sonst auf meiner Schäre mit den Menschen nicht in ein Gespräch ein; wenn ihr aber aus Westgötland seid, ist es etwas andres,‘ sagte der Riese und steckte sein Schwert wieder in die Scheide. ‚Dann dürft ihr euch hier niedersetzen und euch wärmen, denn ich stamme selbst aus Westgötland und habe dort viele Jahre lang in dem großen Hügel bei Skalunda gewohnt.‘
 
Die Seeleute setzten sich auf einen Felsblock. Sie wagten den Riesen nicht anzureden und sahen ihn deshalb nur schweigend an. Aber je länger sie ihn betrachteten, desto größer erschien er ihnen, und desto kleiner und schwächer fühlten sie sich selbst.
 
‚Meine Augen sind nicht mehr so gut wie früher,‘ sagte der Riese, ‚und ich kann euch kaum unterscheiden; ich hätte mich sonst gefreut, zu sehen, wie ein Westgöte heutigentags aussieht. Einer von euch reiche mir indes wenigstens die Hand, damit ich fühle, ob es noch warmes Blut in Schweden gibt.‘
 
Die Männer betrachteten zuerst die Hände des Riesen und dann ihre eignen. Keiner der beiden hatte Lust, den Händedruck des Riesen kennen zu lernen. Aber dann fiel ihr Blick auf einen eisernen Spieß, den der Riese zum Anfachen seines Feuers benützte. Er war im Feuer liegen geblieben und an dem einen Ende glühend rot. Mit vereinten Kräften hoben die beiden Männer die Stange auf und streckten sie dem Riesen hin. Er ergriff den Spieß und preßte die Hand so fest darum, daß ihm das Eisen zwischen den Fingern herausquoll.
 
‚O ja, ich merke wohl, es gibt noch heißes Blut in Schweden,‘ sagte er ganz vergnügt zu den verblüfften Seeleuten.
 
Dann wurde es wieder still um das Feuer her; aber diese Begegnung mit Landsleuten führte die Gedanken des Riesen zurück nach Westgötland, und eine Erinnerung nach der andern tauchte vor seiner Seele auf.
 
‚Ich möchte wohl wissen, wie es jetzt am Skalundaer Hügel aussieht?‘ fragte er die beiden Männer.
 
Keiner von ihnen wußte etwas von dem Hügel, nach dem der Riese fragte.
 
‚Er wird wohl seither tüchtig zusammengesunken sein‘, antwortete der eine [481] zögernd. Er hatte das Gefühl, einem solchen Fragesteller dürfe man keine Antwort schuldig bleiben.
 
‚Freilich, freilich, ich habe es mir wohl gedacht,‘ erwiderte der Riese mit einem zustimmenden Kopfnicken. ‚Man kann auch nichts andres erwarten, denn diesen Hügel haben meine Frau und meine Tochter einmal am frühen Morgen in einer Stunde in ihren Schürzen zusammengetragen.‘
 
Wieder grübelte er nach und suchte in seinen Erinnerungen. Er hatte ja Westgötland nicht erst vor kurzem verlassen, und es dauerte eine Weile, bis er zu diesen Erinnerungen hindurchgedrungen war.
 
‚Aber der Kinnekulle und Billinge und die andern kleinern über die große Ebene verstreuten Berge stehen doch wohl noch?‘ fragte er wieder.
 
‚Jawohl, die stehen noch,‘ antwortete der Seemann; und um dem Riesen zu zeigen, daß er ihn für einen tüchtigen Mann halte, fuhr er fort: ‚Ihr habt wohl beim Errichten von diesen Bergen mitgeholfen?‘
 
‚Nein, das gerade nicht,‘ sagte der Riese. ‚Aber soviel kann ich dir sagen, meinem Vater habt ihr es zu verdanken, daß diese Berge noch dastehen. Als ich noch ein kleiner Bursche war, gab es in Westgötland keine große Ebene, sondern da, wo jetzt die Ebene sich ausbreitet, lag eine Felsengegend, die sich vom Wettersee bis zum Götaälf erstreckte. Aber dann nahmen sich ein paar Flüsse vor, sich ihr Bett durch das Gebirge hindurchzugraben und bis zum Wenersee hinunterzufließen. Das Gebirge bestand nicht aus richtigem Granit, sondern aus Kalkstein und Schiefer, deshalb konnten es die Flüsse leicht auswaschen. Ich erinnere mich noch, daß sie das Flußbett und die Täler breiter und immer breiter machten und schließlich zu wahren Ebenen ausweiteten. Mein Vater nahm mich manchmal mit, wenn er hinging und sich die Arbeit der Flüsse ansah, und der Vater war nicht so recht damit einverstanden, daß die Flüsse das ganze Gebirge zerstörten.
 
‚Ein paar Ruheplätze könnten sie uns wenigstens noch übrig lassen,‘ sagte er, und zugleich zog er seine steinernen Schuhe aus und stellte den einen ganz im Westen und den andern ganz im Osten des Gebirges auf. Seinen steinernen Hut legte er auf eine Felskuppe am Wenersee, meine steinerne Mütze schleuderte er etwas weiter gen Süden, und seine steinerne Keule schickte er in derselben Richtung hinterdrein.
 
Was wir sonst noch von guten, harten Steinen bei uns hatten, legte er an verschiedenen Orten nieder. Die Flüsse spülten dann allmählich das ganze Gebirge weg, aber an den Stellen, die mein Vater mit seinen steinernen Sachen bedeckt hatte, wagten sie nicht zu rühren, und so blieben sie stehen. Da, wo mein Vater seinen einen Schuh hingestellt hat, ist unter dem Absatz der Halleberg und unter der Sohle der Hunneberg stehen geblieben. Unter dem andern Schuh ist Billinge erhalten, Vaters Hut hat den Kinnekulle bewahrt, unter meiner Mütze liegt der Mösseberg, und unter der Keule birgt sich Ålleberg. Alle andern kleinen Berge der westgötischen Ebene sind auch meinem Vater zuliebe verschont worden, und ich möchte wissen, ob es in Westgötland noch [482] viele Männer gibt, vor denen die Leute soviel Respekt haben wie einst vor meinem Vater?‘
 
‚Das ist nicht leicht zu beantworten,‘ sagte der Seemann. ‚Wenn aber in Eurer Zeit die Flüsse und Riesen so allmächtig gewesen sind, dann bekomme ich ordentlich vermehrte Achtung vor den Menschen; denn jetzt sind sie ganz allein die Herren über die Ebene und das Gebirge.‘
 
Der Riese rümpfte die Nase ein wenig, und er schien mit der Antwort nicht so recht zufrieden zu sein; aber schon nach einer kleinen Weile knüpfte er das Gespräch wieder an. ‚Wie steht es denn gegenwärtig mit dem Trollhätta?‘ fragte er.
 
‚Er rauscht und donnert wie von jeher,‘ antwortete der Seemann. ‚Habt Ihr vielleicht gerade wie bei der Erhaltung der Westgötaberge auch mitgeholfen, den großen Wasserfall herzustellen?‘
 
‚O nein, das nicht gerade,‘ erwiderte der Riese. ‚Aber als ich noch ein kleiner Knirps war, benutzten mein Bruder und ich die Fälle noch als Rutschbahn. Wir stellten uns auf einen Balken, und hui! dann ging es den Gullöfall und Toppöfall und die drei andern Fälle hinunter! Wir kamen so rasch dahergesaust, daß wir beinahe bis zum Meer hingerutscht wären. Ob es wohl heutzutage in Westgötland auch noch jemand gibt, der sich auf solche Weise ergötzt?‘
 
‚Das kann ich nicht sagen,‘ antwortete der Seemann. ‚Aber ich glaube fast, es ist eine ebenso wunderbare Leistung, daß wir Menschen dem Trollhätta entlang einen Kanal gebaut haben, auf dem wir nicht allein wie Ihr in Euren jungen Jahren den Trollhätta hinunter, sondern ihn auch mit Booten und Dampfschiffen hinauffahren können.‘
 
‚Das ist allerdings sehr merkwürdig,‘ versetzte der Riese; und es war fast, als habe ihn die Antwort ein wenig verdrossen. ‚Kannst du mir nun auch noch sagen, wie es in der Gegend am Mjörnsee aussieht, die früher das Hungerland genannt wurde?‘
 
‚O ja, die Gegend hat uns allen viel Kummer und Kopfzerbrechen gemacht,‘ antwortete der Westgöte. ‚Habt Ihr vielleicht mitgeholfen, sie so mager und trostlos anzulegen?‘
 
‚O nein, das nicht gerade,‘ sagte der Riese wieder. ‚Zu meiner Zeit hat ein prächtiger Wald dort gestanden. Aber als eine meiner Töchter Hochzeit machte, brauchten wir sehr viel Holz, um den Backofen zu schüren; da nahm ich ein langes Seil, schlang es um den ganzen Hungerländer Wald herum, riß ihn mit einem einzigen Ruck heraus und trug ihn nach Hause. Ich möchte wissen, ob es heutigentags noch jemand gäbe, der einen ganzen Wald auf einmal herausreißen könnte?‘
 
‚Das wage ich nicht zu behaupten,‘ sagte der Westgöte. ‚Aber das weiß ich, daß in meiner Jugend das Hungerland kahl und unfruchtbar dalag, während es jetzt ganz mit Wald bedeckt ist. Das halte ich nun für eine richtige männliche Tat.‘
 
[483]
 
‚Nun ja, aber drunten in dem südlichen Westgötland, da können sich doch wohl keine Menschen fortbringen?‘ sagte der Riese.
 
‚Habt Ihr auch dort bei der Einrichtung des Landes geholfen?‘ rief der Westgöte.
 
‚O nein, das nicht gerade,‘ versetzte der Riese. ‚Aber ich erinnere mich, wenn wir Riesenkinder dort die Herden hüteten, bauten wir viele steinerne Häuser; und durch alle die Steine, die wir umherwarfen, ist der Boden ganz unbestellbar geworden, deshalb müßte es sehr schwer sein, dort Ackerfelder zu gewinnen.‘
 
‚Ja, das ist gewißlich wahr; es lohnt sich kaum der Mühe, dort Ackerbau zu treiben,‘ sagte der Westgöte. ‚Aber die Bevölkerung hat sich auf die Herstellung von Holzwaren gelegt; und meiner Ansicht nach beweist es mehr Tüchtigkeit, wenn sich jemand in einer so armen Gegend durchbringt, als wenn er beim Ruinieren des Bodens behilflich ist.‘
 
‚Jetzt bleibt mir nur noch eine Frage übrig,‘ sagte der Riese. ‚Wie habt ihr euch drunten an der Küste eingerichtet, wo der Götaälf ins Meer fließt?‘
 
‚Habt Ihr da auch die Hand mit im Spiele gehabt?‘ fragte der Seemann.
 
‚Das nicht gerade,‘ entgegnete der Riese. ‚Aber, wir gingen vorzeiten oft an den Strand hinunter, lockten uns einen Walfisch heran, setzten uns auf dessen Rücken und ritten durch die Fjorde und Schären. Ich möchte wissen, ob du jemand kennst, der das heute noch tut?‘
 
‚Das will ich unbeantwortet lassen,‘ erwiderte der Seemann. ‚Aber ich halte es für eine ebenso große Leistung, daß die Menschen an der Mündung des Götaälf eine Stadt gebaut haben, von der Schiffe nach allen Meeren der Erde ausziehen.‘
 
Hierauf gab der Riese keine Antwort; und der Seemann, der selbst in Göteborg daheim war, beschrieb nun die reiche Handelsstadt mit ihrem großen Hafen, mit ihren Brücken und Kanälen und den prächtigen Straßen; er erzählte auch, es wohnten da sehr viele tüchtige Kaufleute und Schiffer, und es sei durchaus nicht ausgeschlossen, daß sie Göteborg noch zu der ersten Stadt des Nordens machten.
 
Bei jeder neuen Antwort waren die Runzeln auf der Stirne des Riesen tiefer geworden; daß die Menschen sich so zum Herren über die Natur gemacht hatten, war ihm offenbar unangenehm.
 
‚Ja ja, es muß sich sehr viel verändert haben in Westgötland,‘ sagte er schließlich, ‚und ich würde am liebsten selbst wieder hinkommen und dies und jenes herstellen.‘
 
Als der Seemann diese Worte hörte, erschrak er ein wenig; wenn der Riese nach Westgötland käme, geschähe es sicher nicht in guter Absicht. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern sagte:
 
‚Ihr dürft überzeugt sein, daß Ihr festlich empfangen würdet. Euch zu Ehren soll mit allen Kirchenglocken geläutet werden.‘
 
‚So, es gibt also noch Kirchenglocken in Westgötland?‘ fragte der Riese, [484] als sei er etwas bedenklich geworden. ‚Sind denn die großen Glocken in Husaby, Skara und Varnhem noch nicht zu Tode geläutet?‘
 
‚O nein, sie sind alle noch da, und seit Eurer Zeit sind viele neue dazugekommen. Jetzt gibt es in ganz Westgötland nicht eine Ortschaft, wo man kein Glockengeläute hörte.‘
 
‚Nun, dann ist es wohl am besten, ich bleibe, wo ich bin,‘ sagte der Riese. ‚Denn dieser Glocken wegen bin ich ja einst dort weggezogen.‘
 
Hierauf versank er in Gedanken, wendete sich aber doch bald wieder an die Seeleute. ‚Ihr könnt euch jetzt ganz ruhig am Feuer niederlegen und schlafen,‘ sagte er. ‚Morgen früh will ich dafür sorgen, daß ein Schiff hier vorüberfährt, das euch mitnimmt und in eure Heimat zurückbringt. Aber für die Gastfreundschaft, die ich euch erwiesen habe, verlange ich eine Gefälligkeit von euch. Wenn ihr heimgekehrt seid, sollt ihr zu dem besten Mann in ganz Westgötland gehen und ihm diesen Ring übergeben. Ihr sollt ihn von mir grüßen und ihm ausrichten, wenn er den Ring an seinen Finger stecke, werde er noch viel mehr werden, als er jetzt sei.‘
 
Sobald die Seeleute zu Hause angekommen waren, gingen sie zu dem besten Mann in Westgötland und übergaben ihm den Ring. Aber der Mann war zu klug, ihn sofort an seinen Finger zu stecken. Statt dessen hängte er ihn an eine kleine Eiche auf seinem Hofe. In demselben Augenblick schoß die Eiche so gewaltig in die Höhe, daß man sie förmlich wachsen sah. Sie trieb Schößlinge und lange Zweige; der Stamm wurde dicker, die Rinde verhärtete sich, der Baum bekam neue Blätter und verlor sie wieder, setzte Blüten und Früchte an und wurde in kurzer Zeit eine so mächtige Eiche, wie man noch nie eine gesehen hatte. Aber kaum war sie ausgewachsen, als sie ebenso schnell zu verwelken begann: die Zweige fielen ab, der Stamm wurde hohl, der Baum siechte hin, bald war nichts mehr von ihm übrig als ein Stumpf.
 
Da nahm der Mann den Ring und schleuderte ihn weit von sich. ‚Dieses Geschenk des Riesen hat die Macht, einem Manne große Kraft zu verleihen und ihn für kurze Zeit leistungsfähiger als alle andern zu machen,‘ sagte er. ‚Aber der Besitzer würde sich auch in ganz kurzer Zeit überanstrengen, und dann wäre es bald aus mit seiner Tüchtigkeit und seinem Glück. Ich will nichts damit zu tun haben, und ich hoffe nur, niemand wird den Ring finden, denn er ist uns nicht in guter Absicht geschickt worden.‘
 
Aber es ist eben doch möglich, daß der Ring gefunden worden ist. So oft sich ein Mensch, in dem Bestreben, andern Gutes zu tun, über seine Kräfte anstrengt, möchte man unwillkürlich fragen, ob er am Ende den Ring gefunden habe, und ob dieser es sei, der ihn zwingt, so zu schaffen und zu wirken, daß er sich vor der Zeit abnützt und sein Werk unvollendet verlassen muß.“ 
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