Die Melancholie des Prinzen war aufs Höchste gestiegen, als er plötzlich am anderen Ende des Saales ein liebliches Mädchen erblickte, das ruhig dasaß und, wie er, dem Tanze zusah. Sie jedoch that es mit heller Zufriedenheit und schien seelenvergnügt.
»O Seele!« dachte der Prinz, »wie schön mußt Du sein, um Dich so zu vergnügen am Vergnügen der Andern!« Sanft, aber unwiderstehlich angezogen, trat er vor das liebliche Mädchen hin, verbeugte sich und ftagte: »Sie tanzen nicht, mein Fräulein?«
Sie stand auf, erwiderte seine Höflichkeit und, nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, auch seine Frage: »Nein, mein Herr.«
»Und warum nicht!«
»Weil ich keinen Tänzer bekommen habe«, antwortete sie voll heiterer Gleichgültigkeit; und wie sie den Prinzen dabei mit ihren unschuldigen Augen anblickte, wurde ihm wohler, als ihm noch je auf Erden geworden war.
»Keinen Tänzer heute?«
»Heute nicht und nie,« und sie lachte so hell, daß er meinte, die goldenen Zauberglöcklein auf dem Thurme seines heimathlichen Schlosses den Morgen begrüßen zu hören.
Er sah nieder zu ihren wunderschönen Füßchen, betrachtete sie mit großer Aufmerksamkeit, und sagte: »Sie tanzen gewiß gern und ausgezeichnet?«
»Sehr gern, o ja, und nicht schlechter als eine Andere.«
»Und dennoch werden Sie nicht aufgefordert? Warum, warum?« rief der Prinz, immer mehr in Feuer gerathend, und ergriff ihre Hand.
Die Kleine erschrak, senkte die Augen und murmelte so undeutlich, daß nur Einer, der im Begriff ist, sich zu verlieben, es verstehen konnte: »Weil ich langweilig bin.«