Der Freymund mit der Wolfshaut auf der Nasen war nun auch zu seinen erwachsenen Jahren gekommen, und schien sich fast gänzlich den Wissenschaften zu ergeben, denn er las sehr viel, trieb auch keine Waffenübung, wie seine übrigen Brüder von ihrer frühen Jugend gethan hatten. Es währte nicht lange, so zeigte sich seine Begierde zum geistlichen Stande, denn er lag seinen Eltern dringend an, ihm zu erlauben in dem Kloster Malliers, welches die Melusina aus Andacht gestiftet hatte, ein Mönch zu werden. Als sein Vater Reymund diese Bitte verstanden hatte, wurde er einigermaßen unwillig und sagte: Freymund, alle Deine Brüder haben nach Ehren und Würden gestrebt, und sind tapfre und berühmte Ritter geworden, und ich sollte nun noch unter meinen Kindern einen Pfaffen haben? Solches will mir gar nicht gefallen; Du sollst auch nach Tapferkeit und nach Ritterschaft streben.
Nach Ritterschaft will ich nicht streben, antwortete Freymund, auch will ich Zeit meines Lebens keinen Harnisch an meinem Leibe tragen, oder ein Pferd besteigen, sondern hier im Kloster Malliers Gott als Mönch dienen. Sind alle meine Brüder edle und tapfre Herren und verrichten große Thaten, so ist es auch nicht unrühmlich, wenn sie einen andern Bruder haben, der für alle betet, da ihnen oft die Zeit dazu in ihren verwirrten Händeln gebrechen mag. Ich bitte Euch daher um Gottes Willen, Ihr wollet mir in meinem Verfahren nicht hinderlich, sondern beförderlich sein, denn mein Sinn ist so darauf gerichtet, daß ich auf andre Weise keine Ruhe für meine Seele finde.
Da Reymund diese große Begierde seines Sohnes sah, Gott zu dienen, ging er seinetwegen mit seiner Gemalin Melusina zu Rath, was sie wohl über ihn beschließen möchten. Diese sagte, daß sie es gänzlich in Reymunds Wohlgefallen stelle, doch sei es ihr gar nicht zuwider, unter ihren Kindern auch einen geistlichen Herrn zu haben.
Darauf wandte sich Reymund wieder zu seinem Sohn und sagte: mein Freymund, ich und Deine Mutter haben es nun überlegt, daß wir Dir in Deinem gottseligen Vorhaben nicht wollen hinderlich, sondern vielmehr beförderlich sein, aber überlege Du, daß der Orden in Malliers sehr strenge ist; ich kann Dich ja leicht zu einem Domherrn machen, so hast Du es besser, oder ich habe es auch wohl um unsern allerheiligsten Vater, den Pabst, verdient, daß er Dir ein Bisthum ertheilt, wenn ich darum bei ihm nachsuche, so hast Du doch mehr Ehre und kein so hartes und strenges Leben.
Aber Freymund sagte: nein, ich will sonst nichts weiter, als zu Malliers im strengen Orden ein Mönch werden.
Wie bist Du nur von diesem Gedanken so eingenommen? fragte Reymund.
Freymund sagte: liebster Herr Vater, die Welt mit ihren Händeln ist sehr verworren, so fürchte ich, wenn ich mich da hinein begebe, gar meine Seele darüber zu verlieren, denn hinter Ehre und Ruhm, Wohlleben und Pracht lauert der Satan, wie er den Schwachen überrasche, und ihn von sich selber abtrünnig mache. Bin ich im Kloster zu Malliers, so bin ich keiner dergleichen Gefahren ausgesetzt, meine zeitlichen und weltlichen Sorgen sind mir entnommen, ich kann unaufhörlich an Gott denken, und mir seine Wunderwerke recht lebendig vorstellen, dabei weiß ich, in diesen Stunden schläfst du, in diesen issest du, in diesen wird Handarbeit gethan, oder im Garten gegraben und Blumen und Gemüse auferzogen, so viele Stunden dienst du Gott, und daß das jeden Tag wiederkommt und keine Aendrung leidet, daß keine Störung und Irrsaal in diesem schönen einfachen Lebenslaufe vorfällt, seht, das hat mir so überaus wohlgefallen, daß ich gar zu gern im Kloster Malliers, im strengen Orden, Mönch werden möchte.