Die Landesherren thaten solches sehr gern, auch gab Hermina dem Uriens freiwillig ihre schöne Hand, worüber dieser im Herzen ungemein erfreut war. Das Volk in Cypern, als es diese Neuigkeit erfuhr, war sehr froh und vergnügt, denn Uriens gefiel ihnen allen, sie folgten ihm daher alle in die Hauptkirche, wo er mit seiner Braut Hermina vermält wurde. Zugleich ließ sich der verwundete König das heilige Sakrament geben, worauf er selig verschied, so daß die Hochzeit ohne Tanz und Saitenspiel gefeiert werden mußte; doch wurde der verstorbene König herrlich und mit aller Pracht in seinem Begräbnisse beigesetzt. Dann wurde Uriens zum Könige gekrönt.
Um diese nämliche Zeit fügte es sich auch, daß der König von Armenien sterben mußte, welcher ein naher Verwandter des Königs von Cypern war. Er hinterließ eine einzige sehr schöne Prinzessin, welche den Namen Florie führte; die hinterlassenen Räthe beschlossen, diese mit dem tapfern Gyot, dem Bruder des Uriens, zu vermälen, worein die Prinzessin selber auch gern einwilligte. Als es so weit gekommen war, schickte man eine Abgesandtschaft zum Könige Uriens von Cypern, die ihn ersuchen mußte, dem Reiche Armenien seinen Bruder Gyot als einen Herrscher zu überschicken, welches dieser auch sehr gern that, weil er dem Glücke seines Bruders nicht im Wege sein wollte. Worauf Gyot nach Armenien ging, sich mit der Prinzessin Florie verheirathete und zum König gekrönt wurde.
Beide Brüder unterließen es nach diesen glücklichen Vorfällen nicht, Boten mit Briefen zu ihren Eltern nach Lusinien zu schicken, wodurch diese alles erfuhren, was ihren lieben Söhnen begegnet war und sich von Herzen freuten, so daß auch Melusina, um sich gegen Gott dankbar und gefällig zu bezeigen, eine neue Kirche stiftete, nachdem sie schon viele andre gebaut hatte. Um die Zeit verheiratheten sie auch ihren Sohn Gedes, den mit der hohen Röthe im Angesichte, mit einer vornehmen Gräfin aus dem dortigen Lande.
Es währte nicht lange, so nahm auch Reinhardt, der nur ein Auge hatte, von seinen Eltern Abschied, um sein Glück in der Welt zu versuchen. Ihn begleitete Antoni, der zum Zeichen eine Löwenklaue auf der Wange trug; sie nahmen ebenfalls viel Volks mit sich. Diese tapfern Ritter gelangten auf ihrem Zuge nach Lützelburg, welches damals eben der König von Elsaß mit einer ansehnlichen Armee belagert hielt und schon im Begriff stand, die Stadt gar zu gewinnen. Dieser König hielt die Stadt aus bloßem Muthwillen belagert, denn er wollte durchaus die Herzogin von Lützelburg, die in der Stadt regierte, zu seiner Gemalin haben, sie aber war nicht dieser Meinung und deshalb suchte er ihre Stadt zu erobern, um sie selber dadurch zu gewinnen. So war also diese Prinzessin eine arme verlassene Waise und in größter Bedrängniß, welches die beiden Brüder von Lusinien nicht sobald gehört hatten, als sie, von Mitleid ergriffen, den Entschluß faßten, dieser unglückseligen Prinzessin mit ihrer ganzen Macht beizustehn. Sie wickelten also die Fahnen auf, stellten ihre Völker in eine gute Schlachtordnung, und griffen nun mit der Loosung Lusinien die Elsasser so beherzt an, daß viele von diesen in die Pfanne gehauen wurden. Antonius kam im Treffen mit dem Könige von Elsaß in ein einzeln Gefecht, worauf dieser entwaffnet wurde, und sich der König dem Antonius gefangen geben mußte. Reinhardt that hierauf noch dem übrigen Volke großen Schaden, so daß die Brüder eine herrliche und glänzende Schlacht gewonnen hatten.