Zwei wohlgenährte, etwas verschwiemelt aussehende Ratten, kleine Knüppel in der Hand, Mützchen von im Wald gefundenem blauem Butterbrotspapier über den dicken Nasen, eine weiße Sternblume auf der Brust befestigt, marschieren würdevoll und bedächtig als heilige Wächter der Ordnung oder Wächter der heiligen Ordnung umher. Und es ist auch nötig: das schwirrt und summt und brummt durcheinander, und hüpft und tanzt und zirpt, daß es wahrhaftig einer energischen Rattenpolizei bedarf, um das leichtfüßige Gesindel in Ordnung zu halten. Doch vor unserer Vogelgesellschaft bezeigen die Tierlein großen Respekt; sie halten sich in gewisser Entfernung und verneigen sich achtungsvoll, sobald ein Blick aus Vogelaugen auf sie fällt. Nur ein großer Hirschkäfer mit stattlichem Geweih nähert sich mit höflich-gemessener Verbeugung und bietet sich den hohen Herrschaften als Führer an, was mit Dank angenommen wird.
»Sehen Sie, meine Hochverehrten, hier unser Kunstdepartement. Alles neu, noch nie dagewesen. Sehen Sie, dies Spinnengewebe« – die langbeinige Spinne, die es vorhin so eilig hatte, steht daneben und begrüßt sie mit einem Auskratzen ihrer langen Spinnenbeine – »wie fein, wie zart, geschickt die Fäden verknüpft! Und die fette, zappelnde Fliege darin, jeden Tag wird eine frische gefangen und hineingesetzt – das nenne ich Naturalismus.
»Schrecken der Hinterlist« ist es betitelt.
Hier die noch lebende, schwer am Licht verbrannte Motte – »Schrecken der Aufklärungssucht«.
Jener Schmetterling, dem eine rauhe Menschenhand den Duft von den zarten Flügeln gewischt, nun kann er nicht mehr fliegen – »Schrecken des Freiheitsdranges«. Ach, und noch so vieles Traurig-Schauderhaft-Schöne! Sehen Sie, die von Ameisen abgenagte Drosselleiche« – die Vögel schütteln sich und machen unangenehme Gesichter – »und der glänzend reine Katzenschädel« – die Vögel nicken befriedigt mit den Köpfen, und der Gelbspecht macht eine Bewegung, als wolle er die leeren Augenhöhlen auspicken – »wirklich eine recht sinnige Zusammenstellung.
Bitte, blicken Sie hierher – lauter Raritäten – da, das so natürliche Loch in der Erde, hier eine kleine Blätterhütte, ein Einsiedler-Heimchen wohnt darin und zirpt bescheiden für sich allein, dort jene sorgfältig getrockneten Heuschreckenleichen, eine Reminiscenz aus dem großen Heuschrecken-Grashüpferkrieg. – Und hier, bitte, sehen Sie einmal durch dies Loch im Tannendickicht – nicht wahr, ein reizendes Panorama: im Hintergrund die Wolken als Schneeberge, davor ein einsamer, schwebender Rabe – großartig, nicht wahr?«
»Aeußerst großartig,« meint der Specht, »aber was stellt es vor?«
»Es ist auch ein Kriegsbild: Eine vergessene Heuschreckenleiche!« (Frei nach Wereschagin.)