Am frühen Morgen betrachtete Dustin sein Ebenbild im Spiegel seines Badezimmers. Die Nervosität, die ihn schon seit einer Woche rund um die Uhr begleitete, fand nun ihren Höhepunkt und trieb ihm Schweißperlen auf die schuppige Stirn.
»Ich werde der erste Tyrannosaurus Rex sein, der in einem Porzellanladen arbeitet. Meine Eltern werden stolz auf mich sein. Ich werde das richtig gut machen und es wird nichts schief gehen. Ich habe das richtige Talent zum Verkäufer.«
Mit einem Zittern in den kräftigen Beinen machte er sich auf den Weg zu seinem ersten Arbeitstag.
Der Weg zum Laden war schnell überwunden. Dustin trat in den Verkaufsraum, wurde von seinem Chef begrüßt und dann allein gelassen.
»So habe ich mir das aber nicht vorgestellt.«, sagte er sich ängstlich. »Was soll ich denn machen, wenn ein Kunde etwas wissen oder kaufen möchte? Das überfordert mich jetzt schon.«
In diesem Moment klingelte es auch schon an der Tür. Eine ältere Dame trat ein und sah sich um.
»Sind sie der Verkäufer?«, fragte sie Dustin, während sie mit ihrer dicken Brille versuchte, sein viel zu kleines Namensschild zu lesen.«
»Ich … ähm … ja, ich bin hier der Verkäufer. Es ist ja auch sonst niemand hier.« Dustin lachte unsicher. »Wobei kann ich ihnen helfen?«
»Ich möchte eine Suppenschüssel kaufen. Wie viel kostet diese hier?«, fragte die Frau.
Dustin blickte auf das Regel. Es waren keine Preisschilder angebracht. Vielleicht klebte es unter der Schüssel. Er griff danach, das heißt, er versuchte es, kam mit seinen viel zu kurzen Armen nicht ran.
»Mist. Das klappt irgendwie nicht.«
Nun wurde Dustin noch nervöser. Er sah sich ängstlich um. Wo war der Chef? Er lief zum Büro, stieß dabei mit seinem langen Schwanz ein paar Regale um und hörte wenige Augenblicke später Unmengen Porzellan auf dem Boden zerspringen.
»Zu Hilfe!«, rief er panisch. Statt auf der Stelle stehen zu blieben, sprang er zur Seite und landete in einem Schrank, der unter ihm zerbarst. Das Erdbeben, dass dabei entstand, ließ auf das restliche Porzellan des Ladens zerspringen.
»Nein! Oh nein!« Dustin rannte aus dem Laden. »Ich bin hier völlig falsch. Ich bin kein Verkäufer. Ich kann das einfach nicht.«
Verzweifelt lief der Dino weinend die Straße entlang, bis irgendwann in sich zusammenbrach und auf dem Gehweg sitzen blieb.
»Ich bin zu nichts zu gebrauchen. Ich bin nur ein unnützer Tyrannosaurier, den niemand gebrauchen kann. Mein Eltern werden richtig enttäuscht sein.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Ladens, vor den er saß. Ein Mann kam heraus, umrundete Dustin mehrmals und blieb irgendwann vor ihm stehen.
»Hey, sag mal, hast du gerade etwas vor? Ich glaube, jemanden wie dich kann ich gerade gut gebrauchen.«
Dustin schniefte laut, wischte sich die Tränen von den Wangen und stand auf.
»Nehmen sie mich lieber nicht. Ich bin zu nichts zu gebrauchen. Ich habe kein Talent für gar nichts.«
Der Mann lachte und sah Dustin wieder an. »Du bist perfekt. Ich bin Elektrotechniker und muss einen alten Fernseher reparieren. Leider sind mit den Jahren meine Augen immer schlechter geworden und meine Hände zittern. Deine kleinen, zierlichen Finger könnten perfekt sein, um die Reparatur durchzuführen.«
Dustin schluckte seinen Frust herunter, stand auf und folgte dem Mann in den Laden. In der Werkstatt setzte er sich vor dem Arbeitstisch auf den Boden und erledigte die Reparatur nach strenger Anleitung des Chefs. Schon nach wenigen Minuten war er damit fertig. Der Fernseher sprang wieder an.
»Juhu!«, jubelte Dustin. »Ich habe ein richtiges Talent. Ich kann Geräte reparieren.«
Von diesem Tag an arbeitete Dustin mit großer Leidenschaft, reparierte alles, was er in die Finger bekam und wurde irgendwann der Chef der Werkstatt. Er hatte herausfinden dürfen, dass jeder ein Talent in sich schlummern hat. Man muss es nur entdecken, dass es sich entfalten kann.