Es war noch früh am Morgen, als das erste dämmrige Licht über den Horizont flutete. Es sollte nur noch wenige Minuten bis zum Sonnenaufgang dauern.
Der Strand war menschenleer. Nur ein paar Krebse, die sich aus den Flut heraus gewagt hatten, liefen über den Sand, um nach Futter zu suchen.
Es war so weit. Ein erster Sonnenstrahl kam in Sicht und raste sekundenschnell über die sanften Wellen hinweg. Das noch dunkel da liegende Meer begann leicht zu glitzern und sah damit unbeschreiblich schön aus.
Mit jeder Minute wurde es nun heller. Die am Firmament schimmernden Sterne verschwanden. Der Mond, der in der Nacht für ein wenig Licht gesorgt hatte, machte sich auf den Weg in sein Bett. Er hatte endlich Feierabend und machte der Sonne am Himmel Platz.
Nun folgte auf den ersten ein zweiter Sonnenstrahl, dann ein dritter. Die Sonne ging auf, schob sich über den Horizont und kletterte in den wolkenlosen Himmel.
Sie gähnte laut, immerhin war sie gerade erst aufgestanden und hatte noch keinen Kaffee getrunken. Dann sah sie sich um und blickte auf das nun strahlend blaue Meer, dass ihr Licht wie ein Spiegel reflektierte.
»Du meine Güte!«, erschrak sich die Sonne. »Ich scheine heute aber wieder besonders hell. Ich blende mich selbst.«
Schnell verschwand sie noch einmal hinter dem Horizont. Für einen kurzen Augenblick wurde es wieder dunkel. Dann kam die Sonne zurück und setzte sich eine Sonnenbrille auf.
»So, jetzt kann der Tag starten. Ich bin bereit.« Sie blickte auf den Strand, sah dort aber niemanden. Die Menschen schliefen wohl noch in ihren Betten.
»Wie? Was? Kein Publikum heute? Niemand da, der meinen unvergleichlichen Aufgang bewundert hat? Verdammt. Dann hätte ich mir auch nicht so viel Mühe geben müssen.« Die Sonne seufzte. »Dann eben nicht. Bringt mir wenigstens jemand einen Kaffee?«