Die drei Geschwister Lena, Emily und Leon spielten draußen im Garten. Die Mädchen hatten jeweils eine große Feder im Haar, während ihr Bruder einen schicken Hut auf dem Kopf hatte. Sie spielten Cowboy und Indianer.
Sie jagten sich gegenseitig über die Wiese, durch die Büsche und unter den Bäumen her, bis Lena und Emily hinter dem Gartenhäuschen auf Leon warteten. Als er sich langsam um die Ecke schlich, stürzten sich die Mädchen mit lautem Gebrüll auf den großen Bruder und nahmen ihn gefangen.
»So, jetzt wird das Bleichgesicht an den Marterpfahl gebunden.«, riefen sie triumphierend und schleppten ihn hinter sich her.
Leon hatte sich bereits geschlagen gegeben und ließ sich anführen. Als die Kinder unter dem großen Apfelbaum standen, grübelten die Mädchen, wie sie ihren Gefangenen fesseln konnten.
»Wir brauchen unbedingt ein Seil, damit er uns nicht wieder entwischt.«
Lena machte sich sofort auf die Suche, während Emily den Cowboy bewachte.
»Dass du mir ja nicht fort läufst, hast du verstanden?«
Leon nickte weinerlich und bettelte anschließend um Gnade.
»Bitte lasst mich laufen. Ich habe niemandem etwas getan. Ich bin bestimmt nicht der, den ihr sucht.«
Doch darauf wollte sich das Indianermädchen gar nicht einlassen.
»Nix da, du bleibst schön bei uns. Alle Bleichgesichter müssen eingefangen werden. Da machen wir keine Ausnahmen.«
In diesem Moment kam Lena strahlend aus dem Haus. In ihren Händen hielt sie eine große Schüssel, in dem sich ein dünnes Band befand.
»Ich hab was gefunden. Jetzt können wir unseren Gefangenen an den Marterpfahl binden.«
Die Mädchen holten das Band aus der Schüssel und wunderten sich darüber, wie klebrig es war, als Mama in den Garten gestürmt kam.
»Hat jemand die Nudeln für das Mittagessen gesehen?«, rief sie schon von der Tür aus.
»Vor zwei Minuten haben sie noch auf dem Küchentisch gestanden.«
Leon begann zu lachen.
»Lena, hast du das Band etwa in der Küche gefunden?«
Seine Schwester bekam einen roten Kopf und sah verschämt auf den Boden.
»Hm, also wenn du mich so fragst … Ich glaub ich bring die Nudeln mal wieder ins Haus.«