Es war warm. Es war sogar viel zu warm. Es war viel zu warm für einen Januartag. Die Sonne schien, Wolken gab es nur ganz wenige am Himmel und das Thermometer zeigte stolze fünfzehn Grad an. Das verärgerte nicht nur die Kinder, die so gern mit ihren Schlitten die Hänge hinab düsen wollten, sondern war auch sehr ungewohnt für die Natur. Die Schneeglöckchen und die Krokusse blühten bereits auf den Wiesen und in den Vorgärten und alle anderen Blumen und Bäume trugen schon dicke Knospen, die sich in den nächsten Tagen öffnen würden.
»Das ist ja wie im Frühling.« wunderte sich Hannah und sah sich begeistert um.
»Bei so vielen bunten Farben macht es mir auch nichts mehr aus, dass es noch keinen Schnee gegeben hat. Dann bleibt der Schlitten halt im Schuppen. Ich kann auch was anderes machen.«
Sie flitzte ins Haus, holte ihre Fotokamera und knipste ein Bild nach dem anderen.
Ein paar Tage später blühte es überall in allen Farben des Regenbogens. Der Winter war eigentlich schon längst vergessen, als es plötzlich merklich kälter wurde. Graue Wolken zogen auf und verdeckten sie wärmende Sonne. Dann begann es zu schneien. Stundenlang fielen unzählige Schneeflocken vom Himmel und bedeckten die Erde unter sich. Die Erwachsenen fluchten, weil sie nun die Schneeschieber aus den Kellern holen mussten. Die Kinder hingegen jubelten. Sie holten ihre Schlitten hervor und düsten die Hügel herunter. Nur Hannah war nicht begeistert.
»Was ist denn jetzt mit den vielen Blumen und Blüten?« fragte sie ihren Opa, der mit ihr am Fenster stand.
»Für die es es jetzt zu kalt. Sie werden erfrieren und dann im Frühling nicht neu wachsen. Das wird erst wieder was im nächsten Jahr.«
»Aber das ist doch traurig. Wovon sollen sich denn die Bienen ernähren, wenn es keine Blüten gibt? Dagegen muss man doch was tun.«
Sofort überlegte Hannah fieberhaft, was sie unternehmen konnte.
»Ich glaube, ich habe da eine Idee. Hilfst du mir?« blickte sie Opa bittend an.
Am Nachmittag kam Mama von der Arbeit. Sie staunte nicht schlecht, als sie nach draußen in den Garten sah.
»Da steht ja ein Zelt. Wer baut denn das im Winter auf? Was für eine verrückte Idee.«
Neugierig ging sie raus, näherte sich dem Zelt und warf einen Blick hinein.
»Hannah? Opa? Was macht ihr denn da?«
Hannah grinste.
»Wir schützen ein paar Blüten vor dem Schnee, damit die Bienen bei uns etwas zum Fressen finden, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachen.«
Tatsächlich hatten die beiden bereits den bisher gefallenen Schnee aus dem Zelt geschaufelt.
»Mit dem restlichen Schnee bedecken wir dann das komplette Zelt. Da ist es wie ein Iglu. Dann ist es im Innern wärmer als draußen.« erklärte Opa weiter.
»Die Blumen werden überleben, die Bienen müssen nicht hungern und wir haben eine tolle Beschäftigung für die nächsten Tage.