Opa Rudi sah aus dem Fenster und freute sich. »Sieh man einer an. Die Sonne scheint. Der perfekte Moment, um einen gemütlichen Nachmittagsspaziergang zu machen.«
Er trank den letzten Schluck aus seiner Kaffeetasse. Dann zog er seine Schuhe an, nahm seinen Spazierstock zur Hand und verließ das Haus. Kaum hatte er die Haustür hinter sich abgeschlossen, fegte ein starker Wind durch die Straße.
»Damit habe ich jetzt aber nicht gerechnet.« wunderte sich Opa Rudi. Immerhin war der Himmel wolkenlos. »So kann ich nicht spazieren gehen.«
Er ging also zurück ins Haus. Mühsam kletterte er die Treppe hinauf, holte einen warmen Pullover aus dem Schrank und ging erneut nach draußen.
Opa Rudi war kaum zehn Meter gegangen, als dicke, graue Wolken auftauchten und die Sonne verdeckten. Von einer Minute zur anderen begann es zu regnen. Dicke Tropfen vielen herab und füllten schnell die Pfützen auf der Straße.
»Regen?« Wo ist der blaue Himmel?« beschwerte sich Opa.
Erneut stapfte er ins Haus, strich sich die Wassertropfen aus dem Haar und überlegte, ob er überhaupt noch nach draußen gehen sollte.
»Mit Friesennerz wird’s wohl gehen.«
Also zog er sich einen Regenmantel an, stülpte sich Gummistiefel über die Füße und begann den dritten Versuch seines Spaziergangs.
Aber das Wetter wollte einfach nicht mitspielen. Es spielte ihm einen weiteren Streich. Die Temperaturen kühlten plötzlich ab. Die dicken Regentropfen gefroren, fielen nun als Schneeflocken und färbten die ganze Umgebung weiß ein.
»Das darf doch einfach nicht wahr sein.«
Opa Rudi fluchte und schimpfte zum Himmel hinauf.
»Ich will doch nur einen Spaziergang machen und frische Luft schnappen.«
Also noch einmal zurück ins Haus. Er tauschte Regenmantel gegen Wintermantel und Handschuhe.
»Das ist jetzt mein allerletzter Versuch. Danach gebe ich auf.«
Opa Rudi öffnete vorsichtig die Haustür und sah nach draußen. Es schneite immer noch. Es sah sogar nach einem richtigen Schneesturm aus.
»Jetzt passt es.«
Opa Rudi nickte und ging nach draußen. Kaum hatte er die Tür hinter sich verschlossen, verschwanden die Schneeflocken. Er wurde wieder wärmer. Der Schnee schmolz, die Wolken rissen auf und die Sonne kam wieder zum Vorschein.
Opa Rudi seufzte und gab auf. »Das wird heute nichts mehr mit meinem Spaziergang.«
Er ging also zurück ins Haus und ließ sich enttäuscht in seinen Sessel fallen.
»Es ist doch schon Mai. Warum haben wir dann so ein grausiges Aprilwetter?«
Hätte Opa Rudi einmal hinter seine Büsche gesehen, hätte er sich bestimmt gewundert. Dort saß nämlich ein kleiner Kobold mit langen, spitzen Ohren, der sich vor Lachen den Bauch hielt. Dann holte er einen Zauberstab aus seiner Tasche und schwang ihn hin und her. Dabei änderte sich schon wieder das Wetter.
»April, April – Ich mache was ich will.« sang er dabei immer wieder. »Und das nicht nur im April. Hi hi hi.«