Hallo liebes Tagebuch, ich bin es, der Tommi.
Ich muss dir heute unbedingt etwas wirklich Unglaubliches berichten. Diese Sache ist so unglaublich, dass ich sie sonst niemandem erzählen kann, ohne für verrückt erklärt zu werden. Aber dir kann ich meine Geschichte anvertrauen.
Es begann heute Morgen auf dem Weg zur Grundschule. Heute war der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. Deswegen ließ ich mir etwas mehr Zeit als sonst. Erst nach einer ganzen Weile fiel mir auf, dass ich mehr getrödelt hatte, als geplant. Die Straßen um mich herum waren nämlich wie leer gefegt.
Die vielen Elternautos, die sonst an mir vorbei fuhren, waren alle schon weg. Die anderen Schüler konnte ich auch nicht sehen. Ich war völlig allein.
Ich sah auf meine Uhr. Es war bereits viertel nach acht. Ich hatte den Unterrichtsbeginn schon um ganze zwanzig Minuten verpasst. Das würde jede Menge Ärger geben.
Ich überlegte, ob ich nach Hause gehen und Mama vorspielen sollte, krank zu sein. Aber ich war mir auch sicher, dass sie das merken würde – wie immer.
Also ging ich weiter den Schulweg entlang, in der Hoffnung, dass mir noch eine passende Ausrede einfallen würde.
Während ich unterwegs war, hörte ich plötzlich ein Geräusch über mir. Verwirrt blickte ich nach oben und wollte meinen Augen nicht trauen. Dort war tatsächlich ein Schlitten mit acht Rentieren davor zu sehen.
Konnte es tatsächlich sein? Flog dort der Weihnachtsmann entlang?
Nein. Er flog gar nicht. Er kam herunter und das ziemlich schnell. Ich bekam das Gefühl, dass er abstürzte. Im letzten Augenblick sprang ich zur Seite. Dann krachte es nur wenige Zentimeter neben mir.
Ich stand wieder auf, klopfte mir den Dreck von den Klamotten und sah ihn dann vor mir. Es war der echte Weihnachtsmann in seinem Roten Mantel, den schweren Stiefeln, seiner Mütze und dem langen, weißen Bart.
»Öhm, tut mir leid.«, entschuldigte er sich bei mir. »Ich hatte nicht vor, die zu erschrecken.«
Der Weihnachtsmann zeigte auf seine Rentiere, die völlig erschöpft aussahen.
»Meinen Rentieren ist der Sprit ausgegangen. Sie sind völlig alle. Liegt wohl daran, dass sie heute Morgen nicht ordentlich genug gefrühstückt haben. Und jetzt brauchen sie dringend etwas zu futtern, sonst können wir nicht wieder starten.«
Er sah mich bittend an.
»Weißt du vielleicht, wo wir hier in der Nähe etwas Essbares kaufen können?«
Ich schüttelte den Kopf. Der nächste Laden war nämlich eine halbe Stunde zu Fuß entfernt. Doch dann fiel mir etwas ein.
Ich öffnete meinen Rucksack und holte eine große Blechdose daraus hervor. Diese war bis zum Rand mit leckeren Keksen gefüllt, die Mama mir für die Klassenweihnachtsfeier gebacken hatte.
Ich verteilte die Kekse an die Rentiere, die sich schnell wieder erholten.
»Du bist wirklich ein prima Junge.«, bedankte sich der Weihnachtsmann. »Komm, kletter in meinen Schlitten. Ich bringe dich den restlichen Weg zur Schule.«
Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Ich kletterte auf den gemütlich gepolsterten Sitz neben dem Weihnachtsmann. Dann hoben wir auch schon ab und flogen in Windeseile zur Schule.
Meine Mitschüler im Klassenraum staunten nicht schlecht, als sie uns durch das große Fenster auf dem Schulhof landen sahen. Meiner Lehrerin wären sogar fast die Augen aus dem Kopf gefallen.
Damit hatte ich dann auch direkt eine perfekte Ausrede, warum ich so spät dran war.
So, liebes Tagebuch. Das war mein bisher größtes Weihnachtsabenteuer.
Bis bald.
Dein Tommi.