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德语故事:Der Schokoladenbaum

时间:2009-08-23来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 故事 德语 ich und die der Ich

Ich war sieben Jahre alt, als ich meinen Glauben an die Magie verlor. Ich spreche nicht von dem Osterhasen oder dem Weihnachtsmann. Nein. Ich meine die Wunder, die man nur als Kind sieht und versteht. Damals dachte ich, dass ich meinen Glauben für immer verloren hätte, doch heute weiß ich es besser.

 

 

Es war Spätsommer und die Temperaturen lagen weit über zwanzig Grad, dennoch konnte ich den Herbst schon riechen. Auf die Blätter der Bäume schien sich der goldene Sonnenschein einzunisten und auch die Blumen bereiteten sich auf ihren langen Winterschlaf vor. Mein älterer Bruder Thomas, der schon in die sechste Klasse ging, zimmerte eifrig an seinem Clubhaus, das er noch vor dem Winter fertig stellen wollte. Für Mädchen war es natürlich strengstens verboten, sich dem Haus auch nur zu nähern. Ich saß auf der Schaukel und sah ihm zu, während ich mich mit meiner bestens Freundin Melanie unterhielt.

 

Irgendwann hörte ich ihn laut fluchen. "Dieses dumme Ding!", rief er und schlug mit der geballten Faust gegen die alten Bretter.

Ich lachte auf und zog seine geballte Wut auf mich. "Sei doch still. Mit wem unterhältst du dich eigentlich die ganze Zeit?!"

"Mit meiner Freundin", erwiderte ich.

Thomas stieß einen abfälligen Laut aus. "Deine dumme unsichtbare Freundin existiert doch überhaupt nicht!"

"Natürlich tut sie das!", erwiderte ich erbost. "Und ich kann es auch beweisen."

Am liebsten hätte ich mir auf die Zunge gebissen, aber es war zu spät.

"Ach ja? Das will ich sehen. Wie willst du das beweisen, kannst du sie etwa sichtbar machen?"

Ich schüttelte den Kopf. Einen Moment wollte ich alles zurücknehmen, was ich gesagt hatte, doch dann siegte mein Stolz. Allzu oft musste ich mir von meinem Bruder anhören, dass ich nur ein kleines, dummes Mädchen sei.

"Melanie hat mir von einem Baum erzählt, der im Wald steht", begann ich und wurde sofort wieder von Thomas unterbrochen, der laut losprustete. "Hach!

Das hätte ich dir auch sagen können, dass im Wald bäume stehen."

"Du Blödian! Lass mich doch ausreden!", fuhr ich ihn an. "Das ist nämlich kein normaler Baum, sondern ein Schokoladenbaum." Mein Gesicht wurde ganz heiß, als mein Bruder nur noch lauter lachte. "Er existiert!" schrie ich laut. "Und ich weiß auch, wo er steht. Auf der kleinen Insel in der überschwemmten Waldwiese."

Thomas schüttelte den Kopf und wischte sich eine Träne aus dem Auge. "Um was wollen wir wetten, dass da nur ein alter Kastanienbaum steht?"

Ich überlegte und für einen Moment kamen mir Zweifel, ob es wirklich so etwas wie einen Schokoladenbaum gab. Doch ich schob die Stimmen beiseite und reckte die Nase in die Höhe. "Ich verwette meinen Nachtisch für eine Woche, dass es ihn gibt."

"In Ordnung!", erwiderte er und reichte mir seine Hand in die ich ohne zu Zögern einschlug.

"Dann mal los."

"Was jetzt?", fragte ich erschrocken.

"Natürlich, wann denn sonst? Oder hast du jetzt doch Schiss?"

"Nein, hab ich nicht!", erwiderte ich mit Nachdruck in der Stimme.

Und so begaben wir uns auf eine Reise, die für mich der Anfang des langen Weges in die Welt der Erwachsenen darstellte, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Der Wald lag keine zehn Minuten von unserem Zuhause entfernt. Ich kannte die Wege schon fast auswendig. Im Sommer machten wir hier immer Picknicks und im Winter gab es hier tolle Berge zum Schlitten fahren. Heute allerdings hatte ich kaum ein Auge für die Schönheit der Natur um mich herum. Wir bogen um eine Weggabelung, als ich wie vom Donner gerührt stehen blieb.

"Was ist?", fragte Thomas und drehte sich zu mir herum.

Mit zitternder Hand deutete ich ins Dickicht neben uns. "Siehst du nicht?

Dort hinter den Büschen sitzt der böse Gnomenkönig."

Mein Bruder runzelte die Stirn und schüttelte seufzend den Kopf. "Das ist doch nur ein alter Baumstumpf. Siehst du?" Er bog die Zweige beiseite und tatsächlich! Hinter ihnen verbarg sich ein morscher ausgehöhlter Stumpf, an dem sich Ameisen einen kleinen Hügel gebaut hatten. Ich kam mir jetzt selbst ein bisschen dumm vor, aber das Geräusch, als der Wind über uns durch die Baumwipfel streifte, ließ mich frösteln. In dem Rauschen glaubte ich die Stimmen der Waldgeister zu hören, die mir leise zuwisperten. Ich beeilte mich zu meinem Bruder aufzuschließen, der schon weitergegangen war.

"Komm schon!", rief er. "Sonst ist schon Winter, wenn wir endlich ankommen."

 

In vertrauter Stille gingen wir neben einander her. Das, was uns beide verband, war viel mehr, als die Tatsache, dass das gleiche Blut unsere Adern durchströmte.

Es war eine Zuneigung die viel tiefer ging, als alles, was ein Einzelner begreifen könnte. Ich kannte ihn und er mich, ohne Geheimnisse und ohne Bedingungen.

Natürlich stritten wir uns oft und manchmal hatte ich so eine Wut auf ihn, dass ich ihn am liebsten vom Rand der Welt katapultiert hätte, aber das gehört bei Geschwistern einfach dazu.

Die Waldwiese lag ein ganzes Stück den Weg entlang, hinter einer Absperrung aus Stacheldrahtzaun, die uns aber nicht weiter an unserem Vorhaben hinderte.

Thomas kletterte geschickt hinüber, während ich unter dem Draht hindurch kroch.

"Da ist er!", rief ich und deutete auf den uralten Baum in der Mitte der überschwemmten Wiese. Der Baum war riesig und seine knorrigen Wurzeln lagen teilweise noch Meter von ihm entfernt frei an de Oberfläche. Das Sonnenlicht spiegelte sich im Wasser und ließ die unzähligen Insekten wie kleine Feen erstrahlen, die sich in der Luft umhertollten.

Thomas und ich standen einen Augenblick einfach nur da und sahen uns um.

Ich weiß nicht mehr was ich in diesem Moment dachte - wahrscheinlich war ich einfach nur glücklich.

"Komm, sehen wir uns den Baum an", sagte mein Bruder und nahm mich bei der Hand. Gemeinsam liefen wir auf die kleine Insel zu. Sogar nach so langer Zeit kann ich noch das Wasser platschen hören, dass unter unseren Füßen aufspritze.

 

Wir hatten den Baum schon fast erreicht, als ich Melanie hinter uns rufen hörte, aber ich verstand ihre Worte nicht. Ich drehte mich herum und blickte zu ihr zurück. Sie trug ein weißes Kleid und winkte mir zu.

Der Schatten des Baumes fiel auf uns, und als ich den Kopf hob, konnte ich für einen Moment das Glitzern des Goldpapiers sehen, in dem die Schokolade eingewickelt in den Ästen des Baumes hing.

Mein Bruder bückte sich nach etwas und hielt es mir unter die Nase. "Siehst du?", fragte er und brach die stachelige Schale der Kastanie auseinander.

"Es ist ein Kastanienbaum."

Betroffen sah ich auf seine Hand herab und wandte den Kopf voller Hoffnung wieder nach oben. Doch da war kein goldenes Schokoladenpapier. Nur das Sonnenlicht, das durch das dichte Blätterdach schimmerte.

"Aber", begann ich mit leiser Stimme. "Melanie hat es mir gesagt." Ich drehte mich zu ihr herum, aber sie war verschwunden. Ich rief ihren Namen, aber sie antwortete mir nicht. Vor meinem inneren Auge kann ich ihre Gestalt sehen, aber sie hat nie wieder zu mir gesprochen.

Mein Bruder tröstete mich als ich zu weinen begann. Mit Tränen in den Augen sank ich auf die Knie und grub ein kleines Loch in die feuchte Erde. Aus meiner Rocktasche beförderte ich einen schon halb aufgeweichten Schokotaler hervor und legte ihn hinein, dann schaufelte ich das Loch wieder zu.

Einen Moment saß ich schweigend da und blinzelte zu meinem Bruder empor.

 

"Meinst du, dass daraus ein Schokoladenbaum wachsen wird?", fragte ich.

"Wir kommen einfach im Frühjahr her und sehen nach. Was hältst du davon?"

 

Ich nickte und stand auf. Während wir uns herum drehten und uns auf den Heimweg machten, überzog ein breites Grinsen das Gesicht meines Bruders. "Deinen Nachtisch bekomme ich aber trotzdem."

Thomas und ich sind im nächsten Frühjahr nicht wieder gekommen und auch nicht in den Jahren danach. In meinen Gedanken kann ich den Baum sehen. Ein großer starker Baum, mit goldenem Papier in seinen Ästen ... Manchmal erzähle ich meinen Kindern von ihm, aber sie sind schon längst erwachsen und glauben nicht mehr daran.

Die Magie der Kindheit ist ein kostbares Gut. Mit den Jahren habe ich verlernt zu sehen, aber meinen Glauben werde ich niemals verlieren.

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