Das Lederboot war sehr sicher, es lag flott und gut in der Strömung, allerdings ließ es sich schlecht lenken. Da ich seine Launen noch nicht kannte, drehte es sich nach allen Seiten, nur nicht dorthin, wohin ich rudern wollte. Zum Glück riss mich die Ebbe genau in Richtung der ‚Hispaniola' mit sich fort.
Zuerst tauchte sie wie ein schwarzer Fleck vor mir auf, der aber immer mehr Gestalt annahm. Als ich beim Ankertau ankam, hielt ich mich daran fest. Ich zog mein Messer, öffnete es mit den Zähnen und durchschnitt einen Strang nach dem anderen, bis das Schiff nur noch an zweien hing. Dann musste ich erst einmal warten, bis das Tau wieder lockerer hing.
Ich begann genauer auf die Stimmen auf dem Schiff zu hören. Der Schiffszimmermann Israel Hands stritt sich lautstark mit einem Matrosen. Beide waren betrunken.
Am Ufer sah ich die Glut des Lagerfeuers zwischen den Bäumen schimmern. Jemand sang ein altes, trauriges Seemannslied.
Endlich kam der Wind wieder, drehte das Schiff in eine gute Position, und ich schnitt mit ganzer Kraft die letzten beiden Stränge durch. Ich ruderte mit meinem Lederboot auf das Heck zu, bekam einen dünnen Strick zu fassen, der über die Reling herabhing und hielt mich daran fest.
Ich kann nicht sagen, warum ich das tat, Es geschah zuerst nur instinktiv, aber dann gewann meine Neugierde die Oberhand, ich beschloss, einen Blick durch das Kajütenfenster zu werfen. Ich zog mich immer weiter heran, bis ich ein Stück vom Inneren der Kajüte überblicken konnte. Ich sah Hands und seinen Gefährten, jeder die Hand an der Kehle des anderen.
Plötzlich wurde ich durch das Schwanken des Lederbootes aufgeschreckt. Im selben Augenblick machte das Schiff eine scharfe Wendung und schien seinen Kurs zu ändern und zwar in südlicher Richtung. Rings um mich her sah ich lauter kleine Wellen, die sich mit einem lauten Geräusch überschlugen. Ich blickte über meine Schulter zurück, und mein Herz schlug mir gegen die Rippen. Dort, genau hinter mir, leuchtete die Glut des Lagerfeuers. Die Strömung hatte sich im rechten Winkel gedreht und wälzte sich durch die Einfahrt ins offene Meer hinaus.
Inzwischen hatten die Trunkenbolde ihren Streit beendet, trampelten die Kajütentreppe herauf und erkannten ihre schlimme Lage.
Ich legte mich flach auf den Boden meines elenden Schiffleins und ergab mich meinem Schicksal. Ich wollte meinem nahenden Untergang nicht ins Auge blicken. Nach und nach übermannte mich die Müdigkeit. Schließlich schlief ich ein und träumte von zu Hause.