Das Herstellen der Federn und der Säge war eine furchtbar schwere Arbeit. Tom führte sich auf, als wäre Jim ein Staatsgefangener. Jim hielt dagegen, dass er kein Wappenschild ritzen musste sondern nur Tagebuch schreiben sollte auf einem Hemd.
Während Jim und ich auf einem Ziegelstein unsere Federn zurechtfeilten, dachte Tom über ein Wappenschild nach. Schließlich fiel ihm ein passendes Motiv ein: "Das Schild muss einen Querbalken haben und im rechten Feld unten ein dunkelrotes Andreaskreuz und einen kauernden Hund. Unter seinen Füßen muss eine Kette sein als Zeichen der Sklaverei. Im Schildkopf müssen ein grüner ausgezackter Sparren und drei eingekerbte Linien in einem blauen Feld sein. Dann muss in der Mitte über einer Säge ein fortlaufender Neger mit geschultertem Bündel sein. Und rechts zwei Stützen, das sind wir beide. Motto: Je hastiger umso unvornehmer. Das habe ich aus einem Buch!"
Tom trieb uns an, wir sollten loslegen. Wir hätten keine Zeit zu verschwenden. Danach dachte er sich einige traurige Inschriften aus wie: Hier brach ein gefangenes Herz; und noch einige ausschweifendere Erinnerungssprüche.
Jim sollte alle in die Wand ritzen. Doch er erklärte, dass er dazu mindestens ein Jahr brauchen würde. Außerdem wüsste er gar nicht, wie Buchstaben gemacht würden. Überhaupt ging alles nur langsam voran. Da hatte Tom die Idee, alles auf den großen Mühstein zu schreiben, der noch in der Mühle lag.
Das war eine große Idee, aber auch ein großer Mühlstein. Wir schritten sofort zur Tat. Aber es gestaltete sie so schwierig, dass wir Jim zu Hilfe holen mussten. So hob er also sein Bett hoch, machte die Kette vom Pfosten los und wickelte sie sich einige Male um den Hals. Dann krochen wir durch das Loch ins Freie und Jim und ich rollten den Stein weiter, während Tom uns beaufsichtigte. Das konnte er besser als sonst irgendwer.
Als der schwere Mühlenstein endlich in der Hütte war, ritzte Tom mit einem Nagel die Inschriften vor. Jim sollte sofort mit der Arbeit beginnen. Und er sollte so lange arbeiten, bis der Rest der Kerze niedergebrannt war. Eher durfte er nicht ins Bett.
Sie hatten sich schon verabschiedet, als Tom fragte, ob es hier Spinnen gäbe. Ich erinnerte ihn daran, dass Jim vor Spinnen ebensolche Angst hätte wie vor Klapperschlangen. Doch dies brachte Tom nur noch auf weitere Ideen. Er erklärte Jim, dass jeder richtige Gefangene einen stummen Freund bräuchte, und wenn es nur eine Klapperschlange ist.
Doch Jim verweigerte diese Idee mit aller Macht. Da ging Tom auf Ringelnattern und Ratten über, welche aber ebenso unbeliebt waren bei Jim. Tom gab Jim Tipps, wie ein Gefangener mit solchen Tieren umzugehen habe. Auf jeden Fall liebten diese Tiere die Musik, zum Beispiel könne Jim ja ein wenig auf dem Kamm blasen. Und auf jeden Fall müsse er noch eine Pflanze großziehen. Auch das mache jeder große Gefangene.
Jim lenkte ein und wollte es versuchen, auch wenn es im Raum ziemlich dunkel war. Auch hierfür hatte Tom einen Rat. "Du darfst kein Wasser nehmen, du musst sie mit deinen Tränen gießen. Nur dann gedeiht sie!"
"Dann wird sie sterben. Jim weint niemals!", erwiderte er. Außerdem beschwerte er sich darüber, dass er es nicht verstehen könne, weshalb er als Gefangener so ein Theater veranstalten müsse. Er hätte mehr Mühe und Ärger damit, ein Gefangener zu sein, als irgendetwas anderes, was er in seinem Leben angefangen hätte.
Tom hätte fast die Geduld verloren. Er sagte ihm, dass kein Gefangener vor ihm je solche Möglichkeiten gehabt hätte, zu Ruhm zu gelangen. Und bei ihm wäre Hopfen und Malz verloren.
Da wurde Jim traurig und versprach, sich ab jetzt besser zu benehmen. Tom und ich zogen ab und gingen ins Bett.