Wie alle gegangen waren, fragte er König Mary Jane, ob es im Haus auch Gästezimmer gäbe. Mary Jane führte uns in das obere Stockwerk und zeigte uns unsere Zimmer. Sie waren einfach aber nett. Sie selbst würde mit ihren Schwestern zusammen schlafen.
Am Abend gab es ein großes Essen. Alle Männer und Frauen vom Nachmittag waren gekommen. Ich bediente den König und den Herzog. Die anderen wurden von Negern bedient. Das Essen war vorzüglich gelungen und Mary Jane, die am Kopfende saß, zierte sich erst, nahm aber das Lob der Gäste dann freudig an.
Als alles vorbei war, ging das Mädchen mit der Hasenscharte mit in die Küche. Sie fragte mich über England aus. Da wurde mir mulmig. Ich hatte nun mal keine Ahnung von diesem fernen Land. Aber ich konnte mich immer wieder rausreden; wenigstens das Misstrauen konnte ich abschwächen.
Später sagte sie: "Du hast mir nicht einen Sack voll Lügengeschichten erzählt?"
Ich verneinte. Die Hasenscharte verlangte, dass ich schwören solle und legte mir ein Buch vor. Ich sah, dass es nur ein Wörterbuch war und erfüllte ihr den Wunsch. Da kam Mary Jane in die Küche. Sie rügte ihre Schwester, weil sie so wenig freundlich mit mir umging. Mary Jane nahm mich regelrecht in Schutz. Dann musste sich das Mädchen mit der Hasenscharte bei mir entschuldigen.
Sie hat mich so wunderschön um Verzeihung gebeten, dass ich wünschte, ich könnte ihr tausend Lügen erzählen, damit sie es immer wieder tut. Gleichzeitig kam ich mir so niederträchtig vor, weil sie auch zu den Menschen gehörte, die ich einfach ausrauben lassen würde.
Am Abend überlegte ich, ob ich zum Doktor gehen und die Gauner verraten sollte. Aber das war nicht das Richtige. Aber um zu Mary Jane zu gehen, da fehlte mir der Mut. Darum gab es nur einen einzigen Weg. Ich musste das Geld stehlen; und zwar so, dass kein Verdacht auf mich fiel. Dann würde ich den Fluss hinabfahren und in einem Brief Mary Jane mitteilen, wo ich es versteckt hatte. Es war sicher gut, wenn ich das Geld gleich heute Nacht holte.
Erst wollte ich die Zimmer der beiden Erbschleicher durchsuchen. Doch dann dachte ich, dass ich das Versteck schneller finden würde, wenn ich die beiden belauschte. Bald hörte ich ihre Schritte. Ich versteckte mich hinter dem Vorhang von Mary Janes Kleiderschrank.
Die beiden kamen ins Zimmer und schlossen die Tür ab. Der Herzog guckte sofort unters Bett. Ich war froh, dass ich nicht darunter gekrochen war. Die beiden setzten sich. Sie unterhielten sich darüber, dass der Doktor ihnen nicht geheuer wäre. Der Herzog meinte, dass er am liebsten mit dem Geld abhauen wollte. Doch der König fluchte los. Er wollte natürlich den ganzen Braten haben und auf keinen Fall ohne den Rest des Eigentums weggehen.
Der König machte den Herzog ganz besoffen mit seinem Gequatsche. So gab der schließlich nach. Bevor sie wieder runter gingen, überlegten sie, das Geld in ein neues Versteck zu legen. Der König fummelte daraufhin keine drei Fuß von mir entfernt unter dem Vorhang rum. Ich drückte mich ganz eng an die Wand. Der König fand den Beutel bald und sie schoben ihn in die Strohmatratze.
"So, jetzt ist es richtig. So ein Neger schüttelt ja doch nur das Federbett. Die Matratze dreht er höchstens zweimal im Jahr um.", sagten sie.
Sie waren noch nicht die halbe Treppe unten, da hatte ich den Beutel schon herausgeholt. Ich überlegte mir, ihn irgendwo außer dem Haus zu verstecken. Denn die beiden würden sicher das ganze Haus auf den Kopf stellen, wenn sie bemerkten, dass der Beutel nicht mehr da war. Ich ging in meine Kammer, aber ich hätte nicht schlafen können, selbst wenn ich gewollt hätte. Ich war zu aufgeregt.
Als der König und der Herzog ins Bett gingen, hielt ich noch einmal die Luft an, ob sich was ereignen würde. Aber alles blieb ruhig. Dann schlich ich die Treppe hinunter.