Während die anderen Menschen Weihnachten und Neujahr feierten, ist diese Zeit für Droschkenkutscher und ihre Pferde sehr arbeitsreich. In diesen Tagen wird viel Geld verdient, weil alle Menschen auf Bälle und Gesellschaften und in die Kirche gefahren werden wollten. Oft mussten die Kutscher stundenlang auf ihrem Bock warten, egal wie kalt es war. Wahrscheinlich verschwendete nie eine der Damen auch nur einen Gedanken an den Kutscher.
Weil ich abgehärteter war, blieben mir immer die Nachtfahrten. Hotspur war auch noch nicht an das lange Warten gewöhnt. Wir hatten viele Aufträge und Jerry, der schon öfter mal ein wenig Husten hatte, bekam diesmal ziemlich heftigen Husten. Polly begann bald, sich Sorgen zu machen.
Am Neujahrsabend mussten wir zwei Herren um neun Uhr zum Kartenspielen fahren. Sie beteuerten, dass es nicht länger als elf Uhr gehen würde. Höchstens einige Minuten Wartezeit sollte Jerry einkalkulieren. Es war eine eisige Nacht, in der Wind und Schneefall einsetzten. Jerry versuchte, sich durch Bewegung warmzuhalten - was seinen Husten aber derart verschlimmerte, dass er sich in das Wageninnere setzte. So ging das ewig lange. Natürlich kamen die Herren nicht um elf … es wurde Viertel nach eins, bis sie endlich einstiegen.
Ohne ein Wort des Dankes stiegen sie ein und ließen sich von Jerry fahren. Ich hatte ganz steife Beine und musste aufpassen, dass ich nicht stolperte. Als die Herren am Ziel waren, hatten sie keinen Gedanken an unsere Mühe verschwendet. Im Gegenteil, sie regten sich noch über den Preis auf. Doch Jerry, der nie zu viel berechnete, ließ sich nicht herunterhandeln. Es waren hart verdiente Münzen für zweieinviertel Stunden Wartezeit in Eiseskälte.
Zuhause bekam Jerry kaum noch einen Ton heraus und sein Husten war beinahe unerträglich. Polly bekam es mit der Angst zu tun und unterstützte ihn, indem sie mich fütterte und abrieb. Am nächsten Morgen dauerte es dann ziemlich lange, bis endlich jemand zu uns kam. Aber es war nicht Jerry sondern Harry.
Er machte den Stall, als wäre es Sonntag und am eigentümlichsten war, dass er nicht pfiff oder sang. Als er am Mittag wiederkam, war Dolly dabei. Sie weinte und ihrem gemeinsamen Gespräch konnte ich entnehmen, dass Jerry schwer krank war. Sie hofften, dass er diese schwere Lungenentzündung überstehen würde.
Governor kam vorbei und erkundigte sich nach Jerry. Harry sprach mit ihm und sie kamen zu dem Schluss, dass es ein Glück war, dass Jerry kein Trinker wäre. Dann würde er die Krankheit wohl nicht überleben. Außerdem meinte der Governor, dass er daran glaube, dass gute Menschen so etwas überwinden. Und er hielt Jerry für einen der besten Menschen, die er kenne.
Nach wenigen Tagen war klar, dass Jerry wieder gesund werden würde. Und für mich war es nicht schlimm, einmal einige Wochen im Stall auszuruhen. Doch Hotspot wurde langsam unruhig. So nahm ihn Governor gelegentlich mit zur Arbeit und teilte den Verdienst, den er mit ihm einfuhr mit Polly. So kam wenigstens ein wenig Geld für unser Futter rein.
Jerry wurde zwar wieder gesund, doch der Arzt riet ihm, das Droschkenfahren aufzugeben. Nun war guter Rat teuer und alle warteten gespannt auf eine Entscheidung.
Wenige Tage später erfuhren wir, dass Polly Kontakt zu ihrer früheren Herrin, Mrs. Fowler hatte. Und so sollte es sich ergeben, dass Jerrys ganze Familie in ein leerstehendes Häuschen auf dem Gut von Mrs. Fowler ziehen konnte. Jerry würde dort als Kutscher arbeiten können, weil der Jetzige im Frühjahr seinen Dienst aufhörte. Harry würde in dieser Umgebung sicher auch Arbeit finden und die ganze Familie strahlte vor Glück.
Für mich war dies natürlich die schlimmste Nachricht. Man würde Droschke und Pferde verkaufen - und wer wollte schon so ein altes Pferd. Seit Birtwick war dies meine schönste Stellung, auch wenn die drei Jahre vor der Droschke an mir gezehrt hatten.
Der Governor übernahm sofort Hotspot. Und es gab einige Kollegen, die mich gekauft hätten. Doch Jerry lehnte ab. Er beauftragte Governor, für mich einen guten Platz zu finden.
Ich hatte Jerry seit Neujahr nicht mehr gesehen. Er organisierte dies alles hinter seiner Haustüre. Am Tag des Abschieds kamen Polly, Dolly und Harry zu mir in den Stall. "Oh Jack, armer alter Jack!", riefen sie, "am liebsten würden wir dich mitnehmen!" Polly umarmte mich und drückte ihr Gesicht an meinen Hals. Die Kinder streichelten mich und küssten mich. Harry schien sehr traurig. Gleich danach brachte man mich zu meiner neuen Stelle.