Der erste Platz, an den ich mich entsinnen kann, ist eine große wundervolle Koppel mit einem klaren Teich. Einige Bäume säumten das Ufer und in den tieferen Stellen wuchsen Binsen und Seerosen. Hinter der Hecke blickten wir auf Felder und auf der gegenüberliegenden Seite lag das Haus unseres Herrn, ganz nah bei der Straße. Ein Kiefernwäldchen begrenzte unsere Weide am oberen Ende und ein durch die steile Böschung fast unsichtbarer Bach floss am unteren Ende entlang.
Als junges Fohlen ernährte ich mich ausschließlich von der Milch meiner Mutter. Weder tagsüber noch nachts wich ich von ihrer Seite. Bei heißem Wetter hielten wir uns am Teich auf, wo es schattig war und wenn die Kälte hereinbrach, hatten wir einen schönen Unterstand beim Wäldchen.
Dann war ich endlich alt genug, um Gras zu fressen. Fortan ging meine Mutter jeden Morgen zur Arbeit und kam erst am Abend wieder zurück. Außer mir lebten noch sechs andere Fohlen auf unserer Wiese. Sie waren alle älter als ich, einige davon waren sogar schon fast erwachsen. Wir spielten den ganzen Tag, manchmal auch ziemlich wild oder wir galoppierten um die Wette. Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß miteinander.
Als wir eines Tages besonders wild herumtobten, wieherte meine Mutter mir zu, ich möge zu ihr kommen. Sie sagte: "Hör zu, Kleines. Deine Freunde hier sind gute junge Fohlen. Aber sie sind Zugpferde, denen jegliches gute Benehmen abgeht. Du dagegen bist wohl erzogen und von bester Zucht. Dein Vater ist berühmt und dein Großvater gewann das große Rennen von Newmarket. Und deine Großmutter war das sanfteste Pferd, das es je gab. Und ich bin mir sicher - auch mich hast du niemals beißen oder ausschlagen sehen. So hoffe ich, dass du die Tradition fortsetzen wirst und zu einem freundlichen und sanftmütigen Pferd heranwächst. Nimm keine Unarten an und erledige stets gewissenhaft deine Arbeit. Schlage nicht aus und beiße nie, nicht einmal aus Spaß."
Der Rat meiner Mutter blieb mir stets in Erinnerung. Sie hieß Duchess - Herzogin - und unser Herr hielt viel von ihr. Meist nannte er sein kluges vertrautes Lieblingspferd zärtlich "Schätzchen".
Unser Besitzer war überhaupt ein freundlicher Mensch. Wir bekamen gutes Futter und hatten ein hübsches Zuhause. Er sprach stets liebevoll mit uns, wie mit kleinen Kindern. Wir liebten ihn alle, aber meine Mutter mochte ihn besonders. Sie begrüßte ihn immer mit einem Wiehern und trabte sofort zu ihm, wenn er ans Tor kam.
Dann streichelte er sie und flüsterte: "Na, mein Schätzchen. Wie geht es deinem kleinen Darkie?" Er nannte mich so wegen meines schwarzen Fells. Dann gab er uns ein wenig Brot und gelegentlich fütterte er meine Mutter mit einer Möhre. Wir schienen seine Lieblinge zu sein. An den Markttagen zog ihn meine Mutter immer mit einem Einspänner in die Stadt.
Auf unserem Hof arbeitete ein Junge namens Dick. Er streifte öfters an der Brombeerhecke vorbei und aß sich satt. Danach langweilte er sich und bewarf uns Fohlen mit Steinen und Stöcken, damit wir galoppierten. Nur so aus Spaß, wie er meinte. Doch manchmal wurde einer von uns getroffen und verletzt. Doch Dick hörte nicht auf.
Eines Tages jedoch beobachtete unser Herr dieses wüste Spiel. Er schwang sich über die Hecke, griff nach Dicks Arm und verpasste ihm eine Ohrfeige. Der Junge schrie überrascht und vor Schmerz auf. Neugierig beobachteten wir, wie unser Herr ihn anschrie: "Du gemeiner Kerl! Du Grobian! Das war das letzte Mal, dass du die Fohlen gejagt hast. Nimm deinen Lohn und verschwinde. So jemanden kann ich auf meinem Hof nicht mehr gebrauchen."
Dick sahen wir nie wieder. Doch der alte Daniel kümmerte sich ebenso freundlich um uns Pferde wie unser Herr. Wir fühlten uns sehr wohl hier!