Und das Ende sollte schneller kommen als die Ratte vermutete.
Der Kröterich schlief tief und fest, was nicht zuletzt an der vielen Frischluft lag und natürlich an der Aufregung. So musste er am nächsten Morgen wachgerüttelt werden. Maulwurf und Ratte erledigten gewissenhaft ihre Arbeit, kümmerten sich um das Pferd, machten Feuer, wuschen das Geschirr ab und machten schließlich das Frühstück. Dazu wanderte der Maulwurf ins nahe liegende Dorf, besorgte Milch, Eier und was man sonst so für ein nahrhaftes Frühstück brauchte - der Kröterich hatte nämlich vergessen einzukaufen.
Nach diesem anstrengenden Tagesbeginn, mussten die Tiere sich erst einmal ausruhen. Just in diesem Moment erschien der Kröterich, frisch ausgeruht und voller Abenteuerlust. "Was für ein angenehmes und leichtes Leben wir doch jetzt führen", rief er begeistert aus. Weder Hausarbeit noch andere Pflichten und Plagen, setzte er noch hinzu.
Gemütlich holperten sie an diesem Tag über Feldwege, grasbewachsene Hügel und übernachteten wieder auf einer Wiese. Diesmal achteten die beiden Gäste aber peinlichst genau darauf, dass der Kröterich ordentlich mitarbeitete. Bereits am nächsten Morgen war er nicht mehr so angetan vom einfachen Leben in der Natur. Sie mussten ihn regelrecht aus der Koje zerren. Später legten sie wieder genauso abgelegene Wege zurück wie am Vortag. Erst am Nachmittag kamen sie auf eine Landstraße. Hier sollte das Verhängnis auf sie warten, das auf Kröterichs Zukunft gehörige Auswirkungen hatte.
Sie bewegten sich geruhsam die Landstraße entlang, der Maulwurf redete dem Pferd gut zu und lief neben ihm her; es hatte sich zuvor bitterlich beklagt, dass es nie nach seiner Meinung gefragt wurde. Kröte und Ratte marschierten hinter dem Karren her, nebenher redete die Kröte ständig auf die Ratte ein. Die Ratte hörte gar nicht richtig zu und ließ nur ein gelegentliches "ach ja" hören. Da ertönte hinter ihnen ein leises, dennoch warnendes brummen.
Sie blickten zurück und erkannten eine kleine Staubwolke, deren Mittelpunkt dunkel war. Das ganze Gebilde näherte sich in rasender Geschwindigkeit, aus der Staubwolke erklang ein schwaches "hup, hup". Die beiden setzten ihr Gespräch fort. Im nächsten Moment verwandelte sich der morgendliche Frieden durch einen Windstoß, begleitet von ohrenbetäubendem Lärm, in ein Fiasko.
Sie konnten sich gerade noch in den Graben werfen, da war das "hup, hup" auf ihrer Höhe und aus dem Graben erkannten sie einen Schimmer von Lederpolstern, Glasscheiben und schon war das gewaltige Automobil rücksichtslos an ihnen vorbeigerauscht. Sekunden später war der Spuk vorbei, die drei Abenteurer waren voller Staubpuder von Kopf bis Fuß. Dann war da nur noch ein schwarzer Fleck in der Ferne zu sehen, der immer kleiner wurde.
Der alte Hengst war so erschrocken, dass er sich lediglich aufbäumte, mit den Hufen auskeilte und zurückwich. Obwohl der Maulwurf mit Engelszungen auf ihn einredete, drückte das Pferd den Wagen bis zum Rand des Grabens. Einen Moment hing er in der Luft, dann krachte die wunderschöne kanariengelbe Karre den Graben hinunter. Nichts als ein Wrack.
Rasend vor Wut tanzte die Ratte die Straße auf und ab. "Ihr Halunken", rief sie mit geballten Fäusten hinterher, "ihr Umweltverschmutzer, Gauner, ich werde euch vor Gericht bringen!" Just in dem Moment schien ihr Heimweh wie weggeblasen.
Nur einer saß breitbeinig mitten im Staub der Landstraße: Kröterich. Sein Gesicht leuchtete und zeigte einen erstaunlich friedlichen Ausdruck. In regelmäßigen Abständen brummelte er: "Tut, tut!"