Den ganzen Vormittag hatte der Maulwurf in seinem kleinen Heim schwer geschuftet. Zuerst hat er mit Besen und Staubwedel seinen Frühjahrsputz erledigt. Danach war er mit einem Pinsel und einem Eimer weißer Farbe auf Leitern und Stühlen hin und her geklettert, um die Wände zu tünchen. Seine Kehle war verstaubt und in seinem schwarzen Pelz trockneten weiße Farbreste, der Rücken schmerzte und seine Arme waren schwer wie Blei. Der Frühling rumorte in der Luft und in der Erde und er rückte bis in sein dunkles genügsames Heim vor.
So war es nicht weiter verwunderlich, dass er plötzlich den Pinsel auf den Boden schleuderte und "So ein Schwachsinn!" rief, und danach: "Zum Henker mit dem Frühjahrsputz!" Der Maulwurf rannte aus dem Haus, ohne an einen warmen Mantel zu denken.
Etwas da oben verlangte nach ihm und er rannte durch den steilen, engen Tunnel. Er musste kratzen und scharren, kriechen und graben, sich drehen und wenden und kratzte mit seinen kleinen Klauen so lange, bis seine Schnauze in den Sonnenschein ragte. Und schon wälzte der Maulwurf sich im lauen Gras einer großartigen Wiese.
Das ist sehr gut, überlegte der Maulwurf. Es ist jedenfalls besser, als Tünchen. Die Sonne brannte ihm auf den Pelz, laue Frühlingsluft wedelte um seine glühende Stirn und nachdem er so lange Zeit unter der Erde verbracht hatte, mutete ihm das lustige Gezwitscher der Vögel fast wie Geschrei an, in seinen empfindlichen Ohren.
Voller Lebenslust, und weil ein Frühling ohne Hausputz noch viel amüsanter schien, sprang der Maulwurf mit allen vier Beinen gleichzeitig in die Luft. Dann kobolzte er quer über die Wiese, bis zur Hecke am anderen Ende.
Ein nicht mehr ganz junges Kaninchen rief: "Keinen Schritt weiter!" Es stand an der Heckenlücke und verlangte tatsächlich sechs Cent für das Begehen dieser Privatstraße. Doch der ungeduldige Maulwurf hatte es schon über den Haufen gerannt. Er lief an der Hecke entlang weiter und verscheuchte die anderen Karnickel, die aus ihren Löchern lugten, um zu sehen, welchen Grund es für diesen Wirrwarr gäbe.
"Quark mit Soße!", rief er vergnügt und war an ihnen vorbeigerannt, ohne dass einer von ihnen ihn hätte belehren können. Deshalb stritten sie miteinander. "Du bist so blöde! Weshalb hast du ihm nicht gleich gesagt …!"
"Na und? Weshalb hast du nicht …?"
"Du hättest ihn wirklich festhalten können …!" So machten sie sich gegenseitig Vorwürfe, die - wie es in solchen Fällen üblich ist - natürlich zu spät kamen. Der Maulwurf war nämlich bereits über alle Berge.
Er fühlte sich ungeheuerlich gut, streifte vor Glück über die Wiesen und unter den Hecken entlang, durchs Unterholz und erblickte überall Vögel beim Nestbau, junge Blütentriebe und grüne Büsche, deren Blätter sich sanft im Wind bewegten - alle hatten viel zu tun, damit aus ihnen was wurde.
Doch statt dass ihm sein schlechtes Gewissen "Wände tünchen" zugerufen hätte, frohlockte er, der einzige Faulpelz zwischen diesen fleißigen Tieren zu sein. Vermutlich ist während der Ferien nicht das Nichtstun der größte Spaß, nein, das anderen Leuten beim Schuften zusehen mag noch viel spaßiger sein.
Sein Glück schien vollkommen, als er nach einer Weile ziellosen Umherstreifens plötzlich vor einem Fluss stand, der reichlich Wasser führte. Der Maulwurf hatte noch nie zuvor einen Fluss gesehen - so ein glattes, gebogenes, starkes Geschöpf, das zischelte und tuschelte, das Dinge kichernd ergriff, um sie lachend wieder loszulassen, das sich auf neue Gebilde stürzte, die sich freischüttelten, um wieder gefangen zu werden. Alles plätscherte, floss, gurgelte und schäumte. Der Maulwurf war bezaubert und völlig angetan. Er bummelte entlang des Flusses, bis er müde wurde. Erschöpft setzte er sich nieder, während der Fluss weiterblubberte.