Während das Schicksal von Phileas Fogg in der Hafentaverne eine bedrohliche Wendung nahm, spazierte unser Gentleman mit Mrs. Aouda durch Hongkong. Da sich die Parsin zur Weiterreise nach Europa entschieden hatte, musste sich Mr. Fogg um ihre Ausstattung für die lange Reise kümmern.
Nachdem sie die Einkäufe beendet hatten, kehrten die beiden ins Hotel zurück. Die junge Dame legte sich schlafen und Mr. Fogg konnte den Abend mit Zeitung lesen verbringen. Eigentlich hätte er sich wundern müssen, wo sein Diener bleibt, aber es lag nicht in seiner Natur. Das Schiff ging sowieso erst am folgenden Morgen. Wozu also aufregen?
Doch als er am nächsten Morgen nach Passepartout klingelte, erschien dieser nicht und Phileas Fogg erfuhr, dass der junge Franzose über Nacht nicht im Hotel war. Mr. Fogg nahm seine Reisetasche und begab sich mit Mrs. Aouda zum Anlegesteg der Carnatic, im sicheren Glauben hier den Diener zu treffen.
Dort angekommen, erfuhren sie von der vorverlegten Abfahrt der Carnatic. Mr. Fogg wandte sich an seine Begleiterin: "Ein kleiner Zwischenfall, gnädige Frau, nichts weiter."
Ein Mann trat auf ihn zu, es war der Detektiv. Fix grüßte Phileas Fogg und sagte: "Sind wir nicht gestern zusammen hier eingetroffen? Sie waren doch auch Passagier der Rangoon? Gestatten Sie mir eine Frage? Ich hoffte Ihren Diener hier zu treffen…"
"Wissen Sie vielleicht, wo er ist?", fragte die junge Frau erregt.
"Wie bitte? Er ist nicht mehr bei Ihnen?", Fix heuchelte Überraschung.
"Wir vermissen ihn seit gestern", sagte Mrs. Aouda.
Fix behauptete, er wollte auch mit der Carnatic fahren, aber die Reparaturarbeiten seien offensichtlich schneller beendet worden, als geplant. "Das Schiff hat Hongkong vor zwölf Stunden verlassen. Jetzt dauert es acht Tage, bis wieder ein Schiff abgeht." Bei den Worten "acht Tage" hüpfte das Herz des Detektivs vor Schadenfreude.
Die Antwort von Mr. Fogg versetzte ihm jedoch einen Keulenhieb. "Ich meine doch, dass es im Hafen von Hongkong noch andere Schiffe gibt", sagte der Gentleman in aller Ruhe, bot Mrs. Aouda den Arm um machte sich auf die Suche.
Diese stellte sich als äußerst schwierig heraus. Erst im Außenhafen, trat ein Seemann auf ihn zu, zog die Mütze und fragte: "Braucht der Herr ein Boot?"
"Könnte Ihr Boot augenblicklich abfahren?", erkundigte sich Mr. Fogg.
"Ja, gnädiger Herr. Es ist das beste Boot der Lotsenflottille, die Nummer 43! Immer hart am Wind. Sie möchten einen Ausflug machen?"
Als der Seemann von Phileas Fogg das eigentliche Reiseziel erfuhr, schrak er zurück. Eine Reise über das offene Meer, stellte für ein Boot dieser Größe zu hohe Gefahren dar. Erst als Mr. Fogg ihm 100 Pfund pro Tag bot, geriet der Lotse ins Wanken.
"Wie steht es. Ich muss spätestens am 14. in Yokohama sein, um das Postschiff nach San Francisco zu erreichen."
"Um die Wahrheit zu sagen, ich wage nicht das Leben meiner Leute zu riskieren, aber ich mache Ihnen einen neuen Vorschlag. Ich bringe Sie die 800 Meilen nach Schanghai, dort ist der Ausgangshafen für das Postschiff nach San Francisco."
"Sie wissen das ganz sicher?"
"Absolut sicher!"
"Wann fährt das Schiff in Schanghai ab?", fragte Mr. Fogg
"Am 11. November um 7 Uhr abends. Uns bleiben also vier Tage. Das können wir rechtzeitig schaffen, vorausgesetzt natürlich das Meer ist ruhig und der Wind weht weiter aus Südosten. Wenn Sie möchten, sind wir in einer Stunde abfahrtsbereit."
"Abgemacht. Sie sind der Schiffseigner?"
"Ja, gnädiger Herr, John Bunsby, Eigentümer der "Tankadère"."
Mr. Fogg wandte sich an den Detektiv: "Wenn Sie an der Fahrt teilnehmen wollen…"
"Ich wollte Sie schon um diesen Gefallen bitten", sagte Fix kurz entschlossen.
"Und was wird aus dem armen Burschen?", fragte Mrs. Aouda, die sich um Passepartout sorgte.
"Keine Sorge. Ich kümmere mich darum", versicherte Phileas Fogg.
Während der nervöse, wütende Fix schon auf das Boot ging, suchten Phileas Fogg und Mrs. Aouda die nächste Polizeistation auf. Sie hinterließen eine Personenbeschreibung und die nötige Summe für die Heimreise Passepartouts. Dieselben Formalitäten erledigten sie noch einmal auf dem französischen Konsulat.
Es schlug 3 Uhr, als das Lotsenboot Nr. 43 mit ausreichend Proviant in See stach. Die Tankadère glich einer Renn-Yacht. John Bunsby und seine Mannschaft waren ausgezeichnete Seeleute, die es mit jedem Wetter aufnahmen. Der Schiffseigner mochte etwa 45 Jahre alt sein.
Mr. Fogg und Mrs. Aouda suchten mit den Blicken noch einmal den Kai ab: Passepartout war nicht zu entdecken. Fix stand derweilen immer noch Ängste aus. Aber der Franzose kam nicht; er stand wohl immer noch unter der Einwirkung des Opiums.